Äußerungen von Limp-Bizkit-Frontsänger

Fred Durst und sein fragwürdiges Verhältnis zu Russland

Fred Durst bei einem Konzert von Limp Bizkit 2019 im schweizerischen Bern.

Fred Durst bei einem Konzert von Limp Bizkit 2019 im schweizerischen Bern.

Im Herbst 2015, also eineinhalb Jahre nach der Annexion der Krim, tourte Fred Dursts Band Limp Bizkit durch Russland. 20 Städte im Oktober und November. Im Video-Tourtagebuch und auf Konzerten trägt er einen grauen Hoodie. „Russia“ in Großbuchstaben auf der Brust, „Limp Bizkit“ auf dem linken Arm. Er kommt ins Schwärmen, im Tourtagebuch, in etlichen Interviews mit russischen Medien. Es gefiel ihm gar so gut, dass er 2015 mit seiner damaligen Partnerin Kseniya Beryazina direkt auf die Krim ziehen wollte. In eine Region, die nur kurz zuvor völkerrechtswidrig von Russland annektiert wurde. Entsetzen in der Ukraine: Laut der ukrainischen Nachrichtenseite Apostrof erhielt der Sänger im Dezember 2015 ein fünfjähriges Einreiseverbot – aus Sicherheitsgründen.

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„Sie wissen das vielleicht nicht, aber meine Ex-Frau stammt aus der Ukraine und ihre Eltern aus Sibirien. Sie leben auf der Krim, also dachten wir daran, für einige Zeit in der Nähe ihrer Eltern zu bleiben. Hat damals Sinn gemacht“, sagt Durst dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) heute dazu.

Im Videotagebuch kommt er gar nicht raus aus dem Schwärmen: „Zu so einer Schule will ich gehen. Ich kann hier leben“, sagt er anlässlich eines Besuch an einer ebensolchen russischen Bildungseinrichtung und freut sich wie ein kleiner Junge über das Kantinenessen. Er bringt russischen Schülerinnen und Schülern das englische Wort „manipulate“, also „manipulieren“, bei und hat auch, ganz der praxisnahe Lehrer, ein Beispiel dabei. Die amerikanischen Nachrichten – und die Politik – seien in Bezug auf Russland manipuliert. Es werde als böse dargestellt. Aber in Wahrheit sei es doch ganz anders. Manche Schülerinnen nicken begeistert. Andere gucken etwas ratlos.

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Prorussisches Statement? Fred Durst sagt, er hatte keine Ahnung

So raunt er sich durch Auftritte in den russischen Medien. Immer etwas polternd gegen die USA, gegen Medien und voll auf der Seite von Russland. Konkrete politische Statements zur Krim werden nicht vermeldet. Bis zu einem Konzert von der Nu-Metal-Band in Woronesch am 2. November 2015. Ein Video schwappte aus russischen Medien in den westlichen Nachrichtenraum: Es zeigt einen Mann, Cap und Hoodie, der auf einer Konzertbühne ein handgemaltes Transparent vom Boden aufhebt. „Krim = Russland“ steht dort auf Russisch. „Das heimische Publikum freute sich unsäglich“, frohlockte die russische Webseite vesti.ru. „Ich hatte keine Ahnung, was auf diesem Schild stand“, schreibt er dem RND nun. Er habe immer noch keine Ahnung, fügt er an, auch wenn das Transparent in der Presseanfrage für ihn übersetzt wurde. Er habe einfach gehofft, es stehe dort so etwas wie „Limp Bizkit ist richtig fresh und macht richtig viel Spaß auf Konzerten“.

Social Media von Limp Bizkit: keine Hinweise auf Russland

Wie steht der 52-Jährige heute, ein Jahr nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu Russland? Instagram-Posts, die ihn 2015 zeigen sollen, wie er sich über einen geschenkten Ring mit dem Porträt Putins freut, sind gelöscht. Auf der Limp-Bizkit-Webseite wird nur die aktuelle Tour, die auch durch Deutschland führt, beworben. Twitter, Tiktok? Nur ironische Promovideos. Alles aus jüngerer Vergangenheit. Auf Facebook gibt es, gänzlich ungewöhnlich, 2015 nur zwei Posts – und keiner aus Russland.

Gegenüber dem RND aber äußert sich der Sänger, Krieg verachte er: „Es ist traurig zu sehen, wie Menschen Krieg führen. Ich verachte es wirklich. Das macht mich sehr traurig, weil ich glaube, dass alle Menschen miteinander auskommen und im selben Team sein sollten. Ich glaube an Liebe und Einheit und Ufos.“ Und wie steht er zu Putin? Auf Details geht Durst auch bei direkter Nachfrage nicht ein – er verweist auf seine grundsätzliche Meinung zum Krieg. Seine skeptische Haltung gegenüber Medien hat er bereits in seinem Video-Tourtagebuch demonstriert. Auch dem RND schreibt er, dass er eigentlich nicht mehr mit der Presse reden wolle. Wie er sich dann über den russischen Angriffskrieg informiert? „Die Informationen stammen von Freunden in der Ukraine und Freunden in Russland.“

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Hält Rock am Ring an Limp Bizkit fest?

Haben die Auftritte in Russland und seine Aussagen Konsequenzen für Fred Durst und Limp Bizkit? Diese Frage muss sich jetzt das Festival Rock am Ring stellen. In mittlerer Reihe steht die „Keep Rolling“- und „Behind Blue Eyes“-Band auf dem diesjährigen Line-up, kurz hinter den melancholischen Kings of Leon und dem Obercool-Rapper Kontra K. Rock am Ring hatte bereits die Heavy-Metal-Band Pantera aus der Künstlerliste gestrichen, nachdem rassistische Äußerungen und ein Hitlergruß des Frontmanns von 2016 wieder aufgetaucht sind. Droht Limp Biskit durch Fred Dursts Russland-Nähe ein ähnliches Schicksal? Auf eine entsprechende Anfrage des RND reagierte der Veranstalter bislang nicht.

Fred Durst und Russland: In seinen Antworten verweist er stets auf private Gründe. Konnte ein völkerrechtswidriger Krieg Putins die Meinung des Amerikaners zu dem Land ändern? Will er immer noch in Russland leben? „Zur Zeit nicht“, sagt er schlicht.

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