Die Wüste lebt: der grandiose Science-Fiction-Film „Dune“

Wüstenmission: Rebecca Furguson (v. l. n. r.) als Lady Jessica Atreides, Zendaya als Chani, Javier Bardem als Stilgar und Timothée Chalamet als Paul Atreides in einer Szene des Films „Dune".

Wüstenmission: Rebecca Furguson (v. l. n. r.) als Lady Jessica Atreides, Zendaya als Chani, Javier Bardem als Stilgar und Timothée Chalamet als Paul Atreides in einer Szene des Films „Dune".

Der Planet Arrakis ist ein unwirtlicher Ort. Gnadenlos knallt die Sonne herunter und lässt die Temperatur schon in den frühen Morgenstunden rasch die 100-Grad-Marke überschreiten. Auch mit Schutzanzügen ist diese Hitze nicht zu ertragen. Bis zum Horizont und darüber hinaus erstreckt sich die Wüste. Starke Stürme fegen über die Dünen. Und dann sind da noch die riesigen Sandwürmer, die die Landschaft durchwühlen und alles auffressen, was sich bewegt.

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In dieser Welt sind die Überlebenschancen gering – und doch ruhen alle Hoffnungen auf diesem kargen Wüstenplaneten, den Frank Herbert (1920–1986) einst zum Zentrum seines Science-Fiction-Epos gemacht hat.

Kaum ein anderes Filmprojekt hat in diesem Jahr größere Erwartungen generiert als Denis Villeneuves „Dune“. Als „Star Wars für Erwachsene“ hat Villeneuve seinen Film bezeichnet, der den Auftakt zu einem riesigen Franchise bilden und in der postpandemischen Branchendepression endlich wieder die Publikumsmassen ins Kino locken soll – schon bevor James Bond Ende September auf dem Kinoplan erscheint.

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Sechs Bände hat Herbert zwischen 1965 und 1986 verfasst, und seine Söhne haben das väterliche Œuvre noch um ein paar Bücher erweitert. Das reichhaltig bevölkerte Universum darin bietet einen unerschöpflichen Fundus. Aber genau wie der Planet Arrakis für die Fremdlinge zur Schicksalsfalle wird, haben sich seit seinem Erscheinen schon einige Produzenten und Regisseure von David Lean über Ridley Scott bis hin zu David Lynch an Herberts Romanzyklus die Zähne ausgebissen.

Der Frankokanadier Villeneuve dagegen hat in seinem linguistisch-philosophischen Science-Fiction-Film „Arrival“ und dem unterschätzten Sequel „Blade Runner 2046“ bewiesen, dass er mit Intellekt und Stil Welten erschaffen kann, die auf der Leinwand eine faszinierende Strahlkraft entwickeln. Und das gelingt ihm auch hier.

Von der ersten Minute an zieht der Film das Publikum hinein in sein Universum des Jahres 10191, in dem rivalisierende Fürstenhäuser um die Vorherrschaft ringen. Im Wüstensand von Arrakis glitzert der wichtigste Rohstoff des Imperiums: Spice nennt sich das Zeug – eine bewusstseinserweiternde Droge und unerlässlicher Bestandteil der modernen Raumfahrt. Fürst Leto Atreides (Oscar Isaac) bekommt das Protektorat übertragen und muss bald feststellen, dass der Auftrag keineswegs ein Freundschaftsbeweis des allmächtigen Imperators ist.

Intrigen lauern im Palast wie die Sandwürmer in der Wüste. Und schließlich sind da noch die Ureinwohner, die sich gegen die Ausbeutung ihres Planeten zur Wehr setzen. Das Volk der Fremen hat sich dem Leben in der Wüste angepasst, verfügt über Schutzanzüge, in denen Schweiß und Urin in Trinkwasser verwandelt werden, und sie haben einen hellwachen Geist dank täglichem Spice.

Hoffen auf Koexistenz

Letos Sohn Paul (Timothée Chalamet) hat sich seit Jahren auf diese Mission vorbereitet und hofft auf eine respektvolle Koexistenz mit den Einheimischen. Mutter Jessica (Rebecca Ferguson) gehört dem matriarchalen Orden der Bene Gesserit an, der seine spirituellen Manipulationsfähigkeiten seit Generationen ausbaut. Paul wurde in den Künsten des Ordens unterrichtet, hat seherische Visionen und wird schon bald als Messias gehandelt.

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Von Charlotte Rampling über Javier Bardem bis zu Zendaya hat Villeneuve sein illustres Figurenarsenal bis in die hinterste Reihe hochkarätig besetzt, und das zahlt sich auf der Leinwand aus. Vor allem Timothée Chalamet ist als jugendlicher Held mit Thronfolge-Belastungsstörung ideal gecastet. Das starke Charisma, das in seinem schmächtigen Körper steckt, hat ihn seit „Call Me by Your Name“ zum Star seiner Generation gemacht, der ein neues, verletzlicheres Männerbild repräsentiert. Seine Figur passt sich hervorragend ein in Villeneuves künstlerisches Konzept, das die Rituale des Science-Fiction-Blockbusters sanft unterminiert.

Die zahlreichen Actionszenen sind weit entfernt von den Brachialgemetzeln des Genres, und auch die Kampfsequenzen orientieren sich eher an tänzerischem Aikido als an schlagkräftigem Kung-Fu. Obwohl das futuristische Setting von einer lauernden Düsternis durchzogen ist, gibt es vor allem in der Wüstenkulisse immer wieder Bilder von poetischer Kraft und Schönheit.

Villeneuve meistert die Herkulesaufgabe, in Herberts ausuferndes Universum einzuführen, nicht ohne Anstrengung, aber mit Stil. Neben Christopher Nolan gehört er zu den wenigen Regisseuren, für die intellektueller Anspruch und Mainstreamkino kein Widerspruch sind. Und so webt er auch schon in dieser ersten Folge ökologische, feministische, religiöse und esoterische Fragestellungen mit ein, die in Herberts Werk einen großen Raum einnehmen. Ein in jeglicher Hinsicht vielversprechender Franchise-Auftakt, der zeigt: Die Wüste lebt – und das Kino auch.

„Dune“, Regie: Denis Villeneuve, mit Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Charlotte Rampling, 155 Minuten, FSK 12

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