Gallier auf den Barrikaden: „Da ist diese rebellische Mentalität“
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Die Prügelei geht gleich los: Guillaume Canet (l.) als Asterix und Gilles Lellouche (r.) als Obelix in einer Szene des Films „Asterix & Obelix im Reich der Mitte“.
© Quelle: Leonine/dpa
Im eigenen Land ist Guillaume Canet als Schauspieler und als Regisseur gleichermaßen berühmt. Das internationale Kinopublikum lernte den 1973 geborenen Franzosen als Rucksackreisenden in Danny Boyles Erfolgsfilm „The Beach“ (2000) kennen. Es gibt Fans, die sich besonders für sein Liebesleben interessieren. Canet war einst mit Diane Krueger verheiratet und ist es heute mit Marion Cotillard. In seinem Kinofilm „Asterix & Obelix im Reich der Mitte“ (Kinostart 18. Mai) zeichnet er als Regisseur, Hauptdarsteller und Drehbuchautor gleichermaßen verantwortlich.
Monsieur Canet, „Asterix“ ist eine der berühmtesten Comicreihen der Welt: Mit wie viel Demut wagt sich ein französischer Regisseur an so eine nationale Ikone?
Da herrscht schon ein gewisser Druck. Man weiß, dass die Franzosen darauf warten. Wir alle leben seit unserer Kindheit mit Asterix und Obelix. Diese Comics repräsentieren unsere Vergangenheit, unsere Geschichte. Aber wenn mir etwas wichtig ist, dann werde ich zum Kämpfer. So oft bekommt man auch nicht die Chance, einen Film mit so vielen Spezialeffekten und tollen Drehorten zu inszenieren. Ich habe noch mit dem vor drei Jahren verstorbenen Zeichner Albert Uderzo sprechen können. Er fragte mich: Bist du bereit, diese Sache auf dich zu nehmen? Das kann brutal werden.
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Und? War es brutal?
Wir hatten Testvorführungen gemacht. Die Zufriedenheit der Kinder lag bei weit mehr als 90 Prozent. Und das war großartig. Gleichzeitig waren da Kritiker, die den Film zerstören wollten – manche hatten ihn gar nicht gesehen. Aber das ist das Spiel, und das akzeptiere ich. Jeder kann sagen, was er möchte. Ich lebe in einem Land, in dem Erfolg nicht unbedingt geschätzt wird.
Sie schicken Asterix nach China, haben aber gar nicht in China gedreht. Warum nicht?
Das war schwierig, schon wegen der Corona-Pandemie. Und dann gibt es Dinge, die man in China nicht tun oder sagen kann. Wir stießen mit dem Drehbuch auf Einwände der Zensoren, besonders, was den Humor betrifft. Pandas durften wir zum Beispiel nicht erwähnen. Ich spürte, dass es schwierig werden würde, zumal sich die diplomatische Situation wegen der Tragödie der Uiguren verschärfte. So haben wir nach chinesischstämmigen Schauspielerinnen und Schauspielern in Frankreich Ausschau gehalten, ebenso nach Drehorten, die wie China aussahen. Noch ist der Film in China nicht herausgekommen, aber es gibt Überlegungen.
Sie haben den Film nicht nur inszeniert, Sie sind auch in die Haut von Asterix geschlüpft: Welche Charaktereigenschaften verkörpert dieser gallische Held?
Er ist geradlinig, ehrlich, jemand, dem man vertrauen kann. Asterix ist aber nicht so witzig wie Obelix. Er ist sozusagen der ernste Typ. Er plant und organisiert für seinen Kumpel mit.
Für was würde Asterix im heutigen Frankreich kämpfen – womöglich an der Seite jener, die gegen die Heraufsetzung des Rentenalters protestieren?
Gut möglich. Comicautor René Goscinny hat immer mit Details aus der Gegenwart gespielt und diese in das berühmte gallische Dorf übertragen. Das war der lustige Teil der Bücher. Also ja, Goscinny hätte wohl diese Streiks und andere aktuelle Dinge aus der französischen Politik verwendet.
Wen hätte er dann bei der Figur Caesar im Blick gehabt – Präsident Emmanuel Macron womöglich?
Warum nicht? Macron könnte glatt als Caesar durchgehen.
In meinem Land gibt es ein Bonmot, das geht ungefähr so: Wenn Deutsche eine Revolution auf einem Bahnsteig anzetteln wollen, kaufen sie zuerst eine Bahnsteigkarte. Wieso legen die Franzosen sich so mutig mit den Mächtigen an?
Ich möchte als Schauspieler und Regisseur nicht so sehr über Politik reden, das tue ich als Bürger im Privatleben. Aber gut: Diese Figuren in den Comics haben in all ihren Abenteuern und auf all ihren Reisen immer versucht, zu helfen und gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen. Dafür verstoßen sie auch gegen Regeln, da ist diese rebellische Mentalität. Aber es gibt auch heuchlerische Franzosen. Schauen Sie sich nur Dorfchef Majestix in diesem Film an.
Warum lieben Franzosen Comics so viel mehr als Deutsche?
Die Entwicklung und Verbreitung von Comics in Frankreich ist enorm. Wir hatten so viele gute Autoren, ganz besonders in den Siebzigern und Achtzigern. Nehmen Sie allein René Goscinny, der ja auch „Lucky Luke“ geschrieben hat. Menschen aus aller Welt pilgern zu unseren Comictreffen. Dass Comics in Deutschland keinen so hohen Stellenwert haben, wusste ich gar nicht.
Die schwierigste Verwandlung musste Gilles Lellouche hinlegen: Er spielt Obelix – und tritt damit in die Fußstapfen von Gérard Depardieu. Ein schier unlösbarer Job?
Na ja, irgendwann kommt die Zeit, in der man einen Schauspieler austauschen muss. Gérard Depardieu wollte nicht mehr dabei sein. Wir hatten zudem viele Actionszenen. Ich wusste, dass Gilles das Zeug hat, diese Rolle mit einer gewissen poetischen Naivität zu füllen. Allerdings: Er musste 15 Kilo zulegen.
Zlatan Ibrahimovic tritt an als Caesars Bodyguard: Wieso ausgerechnet ein Fußballspieler?
Ich war auf der Suche nach einem Gladiator – nach jemandem, der berühmt ist und sowohl körperlich als auch geistig stark genug für diese Aufgabe. Dieser Schauspieler sollte wie ein Kämpfer zu Caesars Zeiten rüberkommen. Ich hatte Zlatan im Stadion gesehen: Er war genau der Richtige für die Rolle des Antivirus.