Zu wenig Zucker in der Limo: Lemonaids Ärger mit dem Verbraucherschutzamt
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Die Biolimonadenmarke Lemonaid führt einen bizarren Streit mit den Verbraucherschützern – in dem Getränk ist nach deren Ansicht zu wenig Zucker.
© Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Eigentlich stehen Softgetränke eher in der Kritik, weil sie so viel Zucker enthalten. Doch Lemonaid, ein Hersteller von Biolimonaden, hat aus anderen Gründen Ärger mit dem Amt für Verbraucherschutz der Stadt Bonn. Die Behörde moniert, dass in der Maracujalimo zu wenig Zucker sei. Darüber berichtet Lemonaid auf seiner Webseite.
Damit beruft sich die Behörde auf die Leitsätze für Erfrischungsgetränke des Deutschen Lebensmittelbuches. In dem Dokument ist kleinteilig geregelt, was ein Getränk enthalten muss, damit es Limonade heißen darf. Unter anderem sind das: Aromaextrakte, meist Zitronensäure, Trinkwasser und ein “Gesamtzuckergehalt von mindestens 7 Gewichtsprozent.” Dieser könne ganz oder teilweise durch Süßstoffe ersetzt werden.
Gegen gute Vorsätze
Rein formal hat das Bonner Amt für Verbraucherschutz also recht. Jedoch ist auch die Argumentation von Lemonaid nachvollziehbar. “Die Richtlinie ist ganz im Sinne der konventionellen Lebensmittelindustrie – und steht im krassen Gegensatz zu unzähligen guten Vorsätzen der Politik”, meint der Limonadenhersteller.
Damit meint Lemonaid vor allem die “Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten” des Bundesministeriums für Ernährung (BMEL). Denn damit will das Ministerium einerseits Verbraucherinnen und Verbraucher darin unterstützen, sich gesünder zu ernähren. Und andererseits dafür sorgen, dass verarbeitete Lebensmittel und Fertigprodukte gesünder werden. Das hintergründige Ziel: Weniger Menschen sollen Übergewicht oder durch einen ungesunden Lebensstil oft verursachte Krankheiten wie Diabetes bekommen.
Skulptur aus Zucker für Julia Klöckner
Laut eigenen Angaben habe Lemonaid mit seiner Maracujalimo bisher gut 160.000 Kilogramm weniger Zucker in Umlauf gebracht, als der Staat erlaube. “Unseren Biolimos, die mit jeder Flasche Sozialprojekte finanzieren, droht schon wieder die Verbannung aus Cafés und Supermarktregalen”, schreibt Lemonaid auf seiner Webseite. Um dagegen zu protestieren, wollen die Gründer des Unternehmens am Mittwoch vor dem Ernährungsministerium in Berlin ein Denkmal aus Zucker aufstellen – mit dem Antlitz von Ernährungsministerin Julia Klöckner.
Bereits zum zweiten Mal muss sich der Biolimohersteller für den niedrigen Zuckergehalt seiner Maracujalimonade rechtfertigen. Anfang 2019 hatte das Hamburger Fachamt für Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt den niedrigen Zuckergehalt kritisiert. “Sofern die Rezeptur der Probe unverändert bleibt, kann folglich für die Probe ausschließlich eine beschreibende Bezeichnung angegeben werden”, ist im Brief des Amtes zu lesen. Limonade dürfe das Maracujagetränk jedenfalls nicht mehr heißen. Später ruderte die Hamburger Verwaltung zurück. Schon damals hatte Lemonaid angesäuert und öffentlichkeitswirksam gefragt: “Um weiter Limonade zu heißen, sollen wir also mehr Zucker in unsere Buddeln tun?”