Wurmmittel Ivermectin in Österreich wohl oft ausverkauft: Warnung vor missbräuchlichem Einsatz
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In Österreich besorgen sich offenbar vermehrt Menschen das Medikament Ivermectin aus der Apotheke (Symbolbild).
© Quelle: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbi
In Österreich besorgen sich offenbar vermehrt Menschen das Medikament Ivermectin aus der Apotheke. Dabei werden mit dem Wirkstoff eigentlich vor allem größere Tiere – Pferde, Schafe und Rinder – entwurmt. Einige kleinere Studien haben zwar Hinweise darauf geliefert, dass Ivermectin einen schweren Verlauf von Covid-19 abmildern könnte. Fachleute raten von einem Einsatz von Ivermectin außerhalb klinischer Studien allerdings vehement ab.
„Ivermectin ist immer wieder ausverkauft, und das, obwohl es rezeptpflichtig ist“, wird Thomas Veitschegger, Präsident der Oberösterreichischen Apothekerkammer im oberösterreichischen Portal „OÖ Nachrichten“ zitiert. „Da braucht es erst einmal einen Mediziner, der dieses Medikament zur Vorbeugung und Behandlung von Würmern auch verschreibt.“ Viele Leute nähmen das Medikament völlig falsch ein, berichtete der Apotheker. Mit fatalen Folgen: „Sie nehmen die weitaus höhere Dosis, die eigentlich für Pferde gedacht ist. Es gab schon Vergiftungen.“
Ivermectin: Eigentlich ein Mittel gegen Parasiten
Ein Einzelfall ist das Beispiel aus Oberösterreich nicht. Auch in den USA berichtete die nationale Gesundheitsbehörde FDA bereits von einem zunehmendem Hype um das Mittel und einen missbräuchlichen Einsatz. Bei Patientinnen und Patienten sei es zu Vergiftungen, Zitteranfällen und Halluzinationen gekommen. Betroffene mussten teilweise mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden.
Das Mittel ist weder in Österreich noch in den USA oder Deutschland zur Vorbeugung oder Therapie von Covid-19 zugelassen. Das Arzneimittel wurde auch nicht speziell für den Kampf gegen Covid-19 entwickelt. Vielmehr ist es bereits seit Jahrzehnten zur Bekämpfung ganz anderer Erkrankungen im Einsatz. Vor allem, um Parasiten und Fadenwürmer im Körper zu bekämpfen. In Europa ist es auch aus der Krätzebehandlung bekannt. Es ist zwar theoretisch denkbar, dass die Substanz einen wirksamen Nutzen im Zusammenhang mit Covid-19 haben könnte. Aber die bisherigen Studien, die Hinweise für Effekte liefern, hatten vergleichsweise wenige Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Auch der Aufbau der Untersuchungen war teilweise von schlechter Qualität.
Kein Beweis, dass Ivermectin gegen Corona wirkt
Forschende der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Würzburg haben die vorhandenen Studien Ivermectin und Covid-19 systematisch untersucht. Ihr Fazit: Es gebe keine Hinweise darauf, dass Ivermectin den Zustand von Erkrankten verbessert oder die Zahl der Todesfälle reduziert – verglichen mit einer Standardbehandlung oder einem Scheinmedikament (Placebo), heißt es in einer eigenen Pressemitteilung. Auch eine Sars-CoV-2-Infektion verhindern könne das Medikament „nach den aktuell vorliegenden Erkenntnissen“ nicht.
„Ein Nutzen ist wissenschaftlich nicht belegt“, sagt auch der Infektiologe Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing. „In Deutschland kommen alle Fachgremien zum Schluss, dass der Wirkstoff keine Vorteile hat.“ Die beste Medizin bei Covid sei die Prophylaxe – also die Impfung. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät von einem Einsatz von Ivermectin im Zusammenhang mit Covid-19 ab – und insbesondere von einer Einnahme des Mittels in Eigenanwendung ohne ärztliche Beratung.