Wieler und Ciesek haben kein Verständnis für Null-Covid in China
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Die Virologin Sandra Ciesek zählt zu den Corona-Erklärenden des Landes.
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Frankfurt/Main. Der Präsident der Robert Koch-Instituts (RKI) hat kein Verständnis für die Null-Covid-Strategie Chinas. „Fakt ist: Nach meinem Verständnis ist dieses Virus nicht auszurotten“, sagte Lothar Wieler am Freitagabend bei einem Kongress der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ).
Er sehe keinen Grund für die sehr restriktiven Maßnahmen. „Es ist infektionsepidemiologisch alleine nicht verständlich, was da passiert.“ Auch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hält wenig von der Null-Covid-Politik Chinas. Lockdowns machten nur Sinn, wenn man die dadurch gewonnene Zeit nutze, um für die Phase danach vorzusorgen, zum Beispiel mit Impfungen. Sie sehe aber nicht, dass das passiere.
Lockdown in Shanghai: 26 Millionen Menschen in Isolation
In Shanghai dauert derzeit seit über einem Monat der größte Lockdown der Welt an. 26 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sind seit dem 1. April in ihren Wohnungen eingesperrt – angeordnet von den Behörden. Die Lage in der größten und wohlhabendsten Stadt Chinas wird deswegen immer schlimmer. Die Nahrungsmittelversorgung brach über mehrere Wochen zusammen, Menschen starben, weil ihnen der Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten und Behandlungen verwehrt wurde und Hunderttausende Infizierte wurden gegen ihren Willen in Massenlager abtransportiert.
Obwohl die Pandemie noch nicht vorbei ist, traut Wieler den Bürgerinnen und Bürgern aber mehr Eigenverantwortung zu. Deswegen hat das RKI am Donnerstag das pandemische Risiko von „sehr hoch“ auf „hoch“ zurückgestuft. Grund dafür ist laut Wieler, dass sich die Infektionsdynamik, die Krankheitsschwere und die Belastung des Gesundheitssystems jeweils in eine positive Richtung entwickelt haben. Der RKI-Chef hält deswegen auch die verkürzte Isolationszeit von Corona-Infizierten für verantwortbar. „Nicht nur weil wir müde sind, sondern weil wir alle wissen, wie wir uns schützen können und mit dem Risiko besser umgehen können“, sagte Wieler.
Wieler und Ciesek haben als prominente Protagonisten der Corona-Pandemie auch viele Anfeindungen aushalten müssen. Auf die Frage, wie er das weggesteckt habe, sagte Wieler: „Ich hoffe dass das an niemanden vorbeigeht, sonst wäre man ein Unmensch.“ Ciesek, die im Wechsel mit Christian Drosten in einem Podcast die Pandemie erklärt hat, überlegt heute, „ob ich das noch mal machen würde“.
RND/dpa/ch