Wie viele Corona-Infektionen gehen auf das EM-Konto?

Englische Fußballfans während des EM-Halbfinales zwischen England und Dänemark.

Englische Fußballfans während des EM-Halbfinales zwischen England und Dänemark.

Eine Europameisterschaft in elf Ländern in Zeiten einer globalen Pandemie abzuhalten, das war von Beginn an umstritten. Fußballfans am Fernseher staunten nicht schlecht, als beispielsweise in der Puskás-Aréna in Budapest 61.000 Zuschauerinnen und Zuschauer auf den Rängen saßen, dicht an dicht, ohne Maske. Für viele sind solche Bilder nach eineinhalb Jahren Pandemie arg befremdlich.

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Auch im Londoner Wembley-Stadion waren bei den Halbfinals mehr als 60.000 Fans in der Arena. Ähnlich wird es am Sonntag beim Endspiel sein. Und das, obwohl die Fallzahlen im Vereinigten Königreich wegen der äußerst ansteckenden Delta-Variante auf dem höchsten Stand seit Ende Januar sind und die Sieben-Tage-Inzidenz bei fast 270 liegt.

Fans strömen aus dem Wembley-Stadion, nachdem sich England für das Finale der Fußball-Europameisterschaft 2020 qualifiziert hat

Fans strömen aus dem Wembley-Stadion, nachdem sich England für das Finale der Fußball-Europameisterschaft 2020 qualifiziert hat

Kein Wunder, dass die kritischen Stimmen laut vernehmbar sind. Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Beispiel betonte kürzlich bei ihrem Treffen mit Premierminister Boris Johnson, dass ihr die Situation in Wembley Unbehagen bereiten würde: „Ich bin sorgenvoll und skeptisch, ob das gut ist und nicht ein bisschen viel.“ SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach twitterte gar: „Die Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich.“

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Uefa-Boss kritisiert EM-Kritiker

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin weist die Kritik von Corona-Experten an der Fußball-EM zurück. „Die Teams verhalten sich hochprofessionell“, sagte der 53-Jährige der BBC. „Auch in den Stadien sind wir sehr strikt, und wenn ich höre, dass Politiker sagen, Menschen hätten sich bei den Spielen infiziert, ohne jeden Beweis, dann enttäuscht mich das ein bisschen.“

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Unbegründet sind die Sorgen von Spitzenpolitikern wie Merkel tatsächlich nicht. Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC hat im Zusammenhang mit der EM bislang mehr als 2500 Corona-Infektionen gezählt. In der dritten Turnierwoche sei ein erheblicher Anstieg im Vergleich zur Woche davor zu verzeichnen gewesen, bestätigte die EU-Agentur. Infektionsfälle in sieben Ländern ließen sich mit der EM in Verbindung bringen.

Schottland sei mit 1991 Fällen dabei am weitaus stärksten betroffen. 436 Fälle seien zuletzt in Finnland registriert worden, vor allem nachdem Finnlands Fußballer in St. Petersburg gespielt und Fans offensichtlich das Virus aus Russland mitgebracht hatten. Einige Fälle wurden auch aus Dänemark, Frankreich, Schweden, Kroatien und den Niederlanden gemeldet.

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Wie die ECDC am Samstag bekannt gab, wurden nun auch erstmals Fälle in Deutschland im Zusammenhang mit der EM registriert. Nach den Angaben der Behörde infizierten sich 18 Zuschauerinnen und Zuschauer, die Spiele in München besucht hatten, mit dem Coronavirus.

Der Uefa-Präsident zweifelt die Erkenntnisse der ECDC jedoch an: „Einige sagen, 2000 schottische Fans seien infiziert, aber die schottischen Fans, die ins Stadion gegangen sind, waren getestet“, sagte Ceferin. Es seien auch 20.000 Menschen ohne Ticket nach London gekommen. „Du wirst im Park nicht getestet“, erklärte Ceferin. „Den Fußball zu beschuldigen, das Virus zu verbreiten, ist aus meiner Sicht unverantwortlich.“

Wo steckten sich die Menschen an?

Welche Rolle das Turnier und die vergleichsweise hohen Besucherzahlen spielen könnten, zeigt eine Studie des Imperial College in London. Die kam zu dem Schluss, dass das Risiko einer Infektion bei Männern im Vereinigten Königreich um ein Drittel höher ist als bei Frauen. Demnach vervierfachte sich die Infektionsrate in England zwischen dem 24. Juni und dem 5. Juli im Vergleich zum Vergleichszeitraum einen Monat zuvor.

Nicht sicher ist, wo sich die Fans angesteckt haben. Dies könne sowohl in Stadien als auch in Fanzonen, bei der Reise wie auch bei privaten Treffen im Umfeld der Spiele passiert sein, so die Studie.

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mit dpa

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