Welt-Meningitis-Tag: Das sollten Eltern über bakterielle Hirnhautentzündungen wissen
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Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine Impfung gegen Meningokokken C für alle Kinder ab dem Beginn des zweiten Lebensjahres.
© Quelle: imago images/photothek
Gerade einmal sechs Monate war Kelly alt, als sie im Februar 2018 an Meningitis erkrankte. Die Hirnhautentzündung, die durch Bakterien, sogenannte Meningokokken, ausgelöst wird, machte sich bei ihr zuerst in Form von Fieber und Erbrechen bemerkbar. Mutter Tamara Leippert zögerte nicht lange und fuhr mit ihrer Tochter zur Kinderärztin, die beide mit dem Verdacht auf Grippe wieder nach Hause schickte. Daheim ging es der Kleinen zunächst besser, über Nacht verschlechterte sich ihr Zustand jedoch. „Sie war am nächsten Morgen ganz anders“, erzählte Tamara Leippert.
Zusätzlich zum Fieber fing Kelly an, ihren Kopf zu überstrecken, reagierte nicht mehr richtig und war berührungsempfindlicher. Auf ihrem Bauch waren inzwischen blaue Punkte erkennbar. Die Kinderärztin überwies die Familie dieses Mal direkt ins Krankenhaus. Dort wurde Kelly Hirnwasser entnommen. Statt klar, flüssig und farblos war das Nervenwasser eitrig und eher dickflüssig. „Die Ärzte haben mir immer nur gesagt, dass mein Kind schwer krank sei – und ich wusste nicht warum oder wieso“, erinnerte sich Tamara Leippert. „Wir hatten damals zwar von Meningokokken gehört, aber wir wussten nicht, was das eigentlich ist. Man rechnet ja auch nicht damit, dass das eigene Kind an einer seltenen Krankheit erkrankt.“
Meningokokken verbreiten sich über Tröpfcheninfektionen
In Deutschland liegt die bundesweite jährliche Inzidenz für invasive Meningokokken-Erkrankungen bei unter 0,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Das Robert Koch-Institut (RKI) beobachtet zudem seit 2004 einen Rückgang der Inzidenz. Das heißt, die Krankheit ist selten, kann aber schnell gefährlich werden. In etwa zwei Dritteln aller Fälle kann eine Infektion mit Meningokokken zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) führen, in etwa einem Drittel aller Fälle zu einer Blutvergiftung.
Eine Meningokokken-Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten.
Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
Die Bakterien werden am häufigsten über eine Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Zum Beispiel beim Niesen, Schnupfen und Husten. Aber auch eine Schmierinfektion ist bei engem Kontakt mit Erkrankten möglich. „Eine Meningokokken-Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten“, weiß Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Besonders anfällig für die Bakterien sind jedoch Babys und Kleinkinder. „Bei den ganz kleinen Kindern entwickelt sich die Immunabwehr noch, sodass sie grundsätzlich empfänglicher sind.“
Sollten Eltern den Verdacht hegen, dass sich ihre Kinder mit Meningokokken infiziert haben, sollten sie umgehend einen Arzt aufsuchen oder ins Krankenhaus fahren. Die Symptome können mitunter plötzlich auftreten und unspezifisch sein – wie Fieber, Schüttelfrost und Schwindel. Eine Meningitis macht sich meist durch Erbrechen, Nackensteifigkeit, Krampfanfälle, Reizbarkeit und Schläfrigkeit bemerkbar. Hauteinblutungen deuten wiederum auf eine Blutvergiftung hin.
Drei verschiedene Schutzimpfungen stehen zur Verfügung
Kelly musste mit ihren Symptomen insgesamt zwei Wochen im Krankenhaus bleiben. Sie kam zunächst in einem Isolationszimmer unter, wo sie eine Therapie aus Antibiotika und Kortison erhielt. „Die Entzündungswerte gingen schnell herunter“, sagte Tamara Leippert. „Am dritten Tag habe ich gemerkt, dass es ihr besser geht. Sie hat wieder ordentlich gegessen und getrunken und auch wieder gelacht.“ Die Ärzte konnten feststellen, dass Kelly sich mit dem Meningokokken-Serotyp B infiziert hatte. Wie und wo ist bis heute unklar.
Der Meningokokken-Serotyp B tritt in Deutschland am häufigsten auf, gefolgt von den Typen C, Y, W und A. Das RKI unterscheidet insgesamt zwölf unterschiedliche Serogruppen. Vor den am meisten verbreiteten Meningokokken-Serotypen kann eine Impfung schützen. Seit 2006 empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Impfung gegen Meningokokken C für alle Kinder ab dem Beginn des zweiten Lebensjahres. „Versäumte Impfungen sollten spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden“, erklärte DGKJ-Generalsekretär Rodeck. „Grundsätzlich ist eine Impfung aber auch später möglich. Alle Personen mit erhöhtem Risiko sollten mit einem Impfstoff gegen mehrere Serotypen, inklusive C, geimpft werden und zusätzlich gegen Serotyp B.“
Die Impfung gegen Meningokokken C wird standardmäßig erstattet. Manche Krankenkassen beteiligen sich zudem an den Impfungen gegen den Serotyp B und an der Kombinationsimpfung gegen die Gruppen ACWY. Doch wie sinnvoll ist die Impfung? „An der Sinnhaftigkeit der Impfung gibt es keinen Zweifel“, so Kinderarzt Rodeck. „Der Impfstoff ist gut verträglich. Die Impfung schützt zuverlässig.“
Meningitis bleibt nicht immer folgenlos
„Ich bin momentan selbst am Überlegen, ob ich mich auch noch impfen lasse, weil man nie weiß, ob und wann man die Krankheit bekommt“, sagte Tamara Leippert. Ihre inzwischen dreijährige Tochter hat sie gegen Meningokokken C impfen lassen – genauso wie Kellys ältere Schwester. „Ich würde allen Eltern auf jeden Fall raten, die Impfung zu machen. Es ist nicht schön, sein Kind derart leiden zu sehen. Es ist eine Erfahrung, die ich nicht mehr machen möchte.“
Kelly hat sich inzwischen von der Erkrankung erholt, auch wenn sie lange Zeit mit Folgeschäden zu kämpfen hatte. „Am Anfang hat sie ganz arge Probleme mit der Rechts-links-Koordination gehabt“, erzählte ihre Mutter. Außerdem sei es Kelly schwergefallen zu krabbeln; erst mit 16 Monaten habe sie laufen gelernt. Trotzdem weiß Tamara Leippert: „Wir haben noch sehr viel Glück gehabt.“
Aufklärungskampagne: „Meningitis bewegt“
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Die Aufklärungskampagne „Meningitis bewegt“ will Eltern über die unterschiedlichen Meningokokken-Impfungen informieren.
© Quelle: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG
Am 24. April ist Welt-Meningitis-Tag. Das Pharmaunternehmen Glaxo Smith Kline hat dazu die Aufklärungkampagne „Meningitis bewegt“ ins Leben gerufen. Diese macht auf die unterschiedlichen Meningokokken-Impfungen aufmerksam. Weitere Informationen zur Kampagne finden Sie unter www.meningitis-bewegt.de.