Vierte Corona-Welle: Mediziner warnt vor hoher Belastung der Intensivstationen
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Pflegemitarbeiter kümmern sich auf der Intensivstation um Patienten mit Covid-19.
© Quelle: Joe Giddens/PA Wire/dpa
Auch während der vierten Corona-Welle könnte es zu einer hohen Belastung der Intensivstationen kommen, befürchtet Prof. Bernd Böttiger. Er ist Schatzmeister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und Direktor der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin an der Uniklinik Köln. „Ich glaube, dass es im Moment nicht auszuschließen ist, dass wir eine ähnliche Situation erleben werden wie in der zweiten und dritten Welle“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Damals mussten bundesweit zeitweise mehr als 5000 Corona-Erkrankte intensivmedizinisch versorgt werden. „Wir hoffen natürlich, dass die Zahl der Hospitalisierungen und Intensivfälle nicht ganz so ansteigt wie in den vorangegangenen Wellen, weil viele Menschen bereits geimpft sind“, so Böttiger. „Aber die bisherige Impfquote reicht eben nicht aus, um eine vierte Welle zu verhindern.“
Impfbereitschaft für weiteren Verlauf der Pandemie entscheidend
Die Auswirkungen der vierten Infektionswelle sind schon jetzt in den Kliniken spürbar. Am Wochenende verzeichnete die Divi erstmals seit Mitte Juni wieder mehr als 1000 Corona-Intensivpatientinnen und -Intensivpatienten – Tendenz steigend. „Ich glaube, diese Entwicklung muss definitiv Sorge bereiten“, mahnte der Kölner Intensivmediziner. „Wir stehen am Anfang einer vierten Welle, die Fallzahlen steigen exponentiell, es zirkuliert mit Delta eine Virusvariante, die deutlich ansteckender ist als ihre Vorgänger – das bedeutet nichts Gutes.“
In einigen Monaten werde es nur noch Geimpfte und Genesene geben, prognostizierte er. „Wer sich nicht impfen lässt, wird an Covid-19 erkranken.“ Zurzeit würden auf den Intensivstationen vor allem Jüngere, Ungeimpfte sowie Menschen mit Immunsuppression behandelt werden.
Die weitere Entwicklung der Corona-Lage hänge maßgeblich von der Impfbereitschaft der Bevölkerung ab. Sollte die Impfquote weiterhin stagnieren, könne nach Einschätzung des Intensivmediziners auch eine Überlastung des Gesundheitssystems nicht ausgeschlossen werden. Bisher deutet zudem vieles darauf hin, dass es keinen erneuten Lockdown als Gegenmaßnahme geben wird. „Das bedeutet, die Ansteckungswahrscheinlichkeit wird im Herbst viel höher sein als es in der Vergangenheit durch die Lockdowns jemals der Fall gewesen ist.“
Böttiger appellierte deshalb eindringlich, sich impfen zu lassen. „Mit einer Impfung schützt man nicht nur sich selbst, sondern auch andere“, machte er deutlich. „Und gleichzeitig haben wir mit den Impfungen die Chance, zu verhindern, dass sich das Coronavirus weiter verbreitet.“ So könne auch unterbunden werden, dass der Erreger weiter mutiert. „Wir müssen jetzt also alles dafür tun, die Impfbereitschaft weiter zu steigern.“