Studie: Nach Corona-Infektion kann wichtiges Hirngewebe verschwinden

Die Ursachen für Langzeitfolgen nach der Infektion mit Sars-CoV-2 geben Forschenden noch viele Rätsel auf.

Die Ursachen für Langzeitfolgen nach der Infektion mit Sars-CoV-2 geben Forschenden noch viele Rätsel auf.

Nach einer Covid-19-Erkrankung kann es im Laufe der Zeit zu einer ausgeprägten Schädigung des Hirngewebes kommen. Das zumindest schlussfolgern Forschende in einer Mitte Juni neu auf dem Preprint-Server „medrvix“ erschienenen und noch von unabhängigen Fachleuten zu begutachtenden Langzeitstudie, die biomedizinische Daten der britischen „UK Biobank“ ausgewertet hat.

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Wie genau das Gehirn durch Corona-Infektion und Covid-19-Erkrankung auf lange Sicht beeinträchtigt werden kann, daran rätseln Forschende weiterhin. Dass eine Infektion mit dem Coronavirus weit mehr als eine reine Lungenkrankheit nach sich zieht ist schon länger bekannt. Ebenso, dass eine Ansteckung – ob nun mit mildem oder schwerem Verlauf – in vielen Fällen zu neurologischen Symptomen führt, die noch mindestens sechs Monate nach der Akutinfektion nachweisbar sind.

Was umgangssprachlich als „Hirnnebel“ oder „Covid-Gehirn“ bezeichnet wird, kann für Betroffene mitunter zu einer langfristigen Belastung werden. Dazu zählen beispielsweise länger anhaltende Riech- und Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Gedächtnisverlust, Schwindel sowie Erschöpfungszustände. Auch dass sich Virusfragmente von Sars-CoV-2 im Gehirn breitmachen können, haben Forschende nachgewiesen. Sprich: Eine Corona-Infektion macht auch vor dem zentralen Nervensystem nicht Halt. Aber wo genau im Gehirn verändern sich eigentlich die Strukturen?

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Hirnscans zeigen: Für Sinne und Erinnerungen wichtige Areale geschädigt

Britische Forschende der University of Oxford sind der Antwort auf diese Frage inzwischen einen Schritt näher gekommen. Sie werteten für ihre 38 Monate andauernde Langzeitstudie Gehirnscans von vor der Pandemie und während der Krise aus – bei 782 Teilnehmenden, von denen 394 eine nachgewiesene Corona-Infektion hatten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entdeckten beim Vergleich der Bilder, dass bestimmte Hirnareale nach der akuten Infektion beeinträchtigt sind. Im Detail ist die Rede von einer „ausgeprägten Reduktion der Dicke und des Volumens“ des Hirngewebes. Signifikant geschädigt seien bei den Untersuchten mit Blick auf die Hirnscans:

  • Das olfaktorische System, das unter anderem für den Geruchssinn relevant ist.
  • Das kortikale System, das wichtig für die Kommunikation mit dem Großhirn, für die Bildung von Gedächtnis und Erinnerungen ist.

Da sich die betroffenen Hirnregionen in der Nähe des sogenannten Hippocampus, relevant für Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis, befinden, sei es denkbar, dass eine Sars-CoV-2-Infektion längerfristig zur Entwicklung der Alzheimerkrankheit oder anderen Formen von Demenz beitragen könnte, schlussfolgern die Forschenden im Preprint.

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Allerdings hat die Studie auch Schwachstellen, wie die Urheber selbst einräumen. Es gebe nur wenige Angaben dazu, ob die Untersuchten im Krankenhaus waren, wie der Krankheitsverlauf im Detail war und wie sie behandelt wurden. Unklar bleibe auch, ob die beobachteten Veränderungen im Gehirn eine direkte Auswirkung des Virus sind oder aber durch den Verlauf der Erkrankung Covid-19 angestoßen werden. Zu den offenen Fragen bedürfe es deshalb weiterer Untersuchungen.

Long Covid: Noch sind viele Fragen offen

Der Bedarf an besseren Erklärungen für bleibende Symptome und Leiden nach einer Corona-Infektion ist groß. Seit Mitte vergangenen Jahres häufen sich weltweit die Hinweise und Beobachtungen, dass nach einer Infektion längerfristige gesundheitliche Folgen nach einer Corona-Infektion auftreten können – auch nach mildem und asymptomatischem Verlauf.

Inzwischen ist das ein eigenständiges Krankheitsbild. Symptome, die mehr als vier Wochen seit Krankheitsbeginn bestehen, bezeichnen Fachleute inzwischen als Long Covid. Krankheitsbilder, die mehr als zwölf Wochen bestehen oder nach mehr als zwölf Wochen neu auftreten und die nicht anderweitig erklärt werden können, werden als Post-Covid-Syndrom bezeichnet.

Bislang vorliegende wissenschaftliche Studien erlauben dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge allerdings keine verlässlichen Einschätzungen dazu, wie viele Menschen nach einer Sars-CoV-2-Infektion von Long Covid betroffen sind, welche Faktoren das Auftreten befördern oder auch davor schützen. „Ebenso limitiert ist das Wissen zum Krankheitsverlauf, etwa hinsichtlich der Dauer der verschiedenen Symptome und der Häufigkeit bleibender Schäden“, resümiert das RKI den Forschungsstand.

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