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Steigende Corona-Zahlen wegen Delta-Variante: Was kommt auf Großbritannien zu?

Gastronomie, Wirtschaft und konservative Politikerinnen und Politiker dringen darauf, den ursprünglichen Öffnungsplan einzuhalten.

Gastronomie, Wirtschaft und konservative Politikerinnen und Politiker dringen darauf, den ursprünglichen Öffnungsplan einzuhalten.

Eigentlich war in Großbritannien für den 21. Juni die Aufhebung aller Corona-Maßnahmen geplant. Auch Abstandsregeln, Maskenpflicht und Homeofficeregelungen sollten fallen. Nun steht das Vorhaben der britischen Regierung aber auf der Kippe. Denn die Fallzahlen steigen seit einigen Tagen wieder rapide an. Nachdem die Sieben-Tage-Inzidenz Mitte Mai noch bei einem Wert um 15 lag, ist sie in der zweiten Juniwoche nun wieder auf mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gestiegen.

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Mit Sorge fällt dabei der Blick vor allem auf Delta. Denn die zuerst in Indien entdeckte Virusvariante soll britischen Gesundheitsexpertinnen und Experten zufolge rund 40 Prozent ansteckender sein als der Sars-CoV-2-Ursprungstyp – und damit auch verantwortlich für den Anstieg der Fallzahlen trotz hoher Impfquote von inzwischen fast 60 Prozent Geimpften im Land.

Während in Deutschland bislang noch die Alpha-Variante (B.1.1.7) dominiert, machen in manchen Grafschaften in Großbritannien schon drei Viertel der nachgewiesenen Fälle die Delta-Variante aus – und verdrängen Alpha nach und nach. Die Daten dazu sind solide, denn Großbritannien ist eines der Länder, die weltweit am häufigsten PCR-Proben sequenzieren und Hinweisen zu Virusvarianten nachgehen.

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Delta breitet sich aus: Wie wird Johnson entscheiden?

Man sei offen dafür, die geplante Rücknahme von Maßnahmen am 21. Juni zu verschieben, falls notwendig, kündigte Gesundheitsminister Matt Hancock am Sonntag bereits gegenüber der BBC an. In Großbritannien sind – ähnlich wie in Deutschland – die Landesbezirke zuständig für die Umsetzung der Maßnahmen zur Pandemieeindämmung, die Regierung gibt den Kurs vor. Schottland hat bereits geplante Lockerungen aufgeschoben. Premierminister Boris Johnson will noch etwas länger überlegen. Für den 14. Juni ist die Verkündung einer Entscheidung geplant.

Die Abwägung gestaltet sich allerdings schwierig. Auf der einen Seite dringen Gastronomie, Wirtschaft und konservative Politikerinnen und Politiker darauf, den Ursprungsplan einzuhalten. Gleichzeitig nehmen Warnungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu.

„Ganz zurück zur Normalität zurückkehren ist sicher nicht im allgemeinen Interesse“, sagte etwa der Immunologe Ravindra Gupta von der Universität Cambridge der BBC. Er sprach sich „für ein paar Wochen eher als ein paar Monate“ aus, um die die verbliebenen Restriktionen verlängert werden sollten. Der Chef der unabhängigen Expertengruppe Independent Sage, David King, sagte dem Sender Sky News zu den steigenden Infektionszahlen: „Dies ist der Beweis dafür, dass eine weitere Welle auf uns zukommt.“ King warnte, zahlreiche Menschen litten an lang anhaltenden Folgen einer Covid-Erkrankung.

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Das Expertengremium Public Health England geht aufgrund verschiedener Analysen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer „substanziell erhöhten Wachstumsrate“ bei der Delta-Variante aus. Zwar dürften die Impfungen weiterhin wirken, allerdings wohl weniger effizient als gegen andere Varianten. Es sei auch zu befürchten, dass es häufiger zu schwereren Covid-19-Verläufen kommen könnte, weil einige Regionen einen Anstieg von Krankenhauseinlieferungen zeigten, heißt es in einer aktuellen Risikoanalyse. Allerdings ließe sich der nationale Trend noch nicht abschätzen, so die Behörde.

Impfen und Massentests in einigen Regionen Großbritanniens

Auch das Impftempo könnte noch mit darüber entscheiden, wie stark die befürchtete Infektionswelle in Großbritannien ausfällt. Alle Bürgerinnen und Bürger unter 30 Jahren sollen den Behörden zufolge seit dieser Woche auch ein Impfangebot erhalten können. Und im Nordwesten Englands ist inzwischen beispielsweise eine Offensive mit Massentests und Impfungen gestartet worden.

Wie zuvor bereits im Corona-Hotspot Bolton setzt die Regierung das Militär ein, um Bürger in den besonders betroffenen Gegenden wie Greater Manchester oder der Grafschaft Lancashire systematisch auf das Virus zu testen, wie unter anderem die BBC berichtete. In Manchester und anderen Gemeinden wurden zudem bereits alle über 18-Jährigen aufgerufen, Impftermine zu buchen – obwohl in England eigentlich erst Menschen ab 25 Jahren impfberechtigt sind. Bürgermeister riefen die Regierung auf, ihnen noch mehr Impfstoff für ihre Offensive zur Verfügung zu stellen.

mit Material von dpa

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