Statistikexpertin: Wechselunterricht senkt Gefahr ähnlich wie Schulschließungen

Wechselunterricht könnte ein entscheidender Faktor bei der Pandemiebekämpfung sein, sagen Mathematiker.

Wechselunterricht könnte ein entscheidender Faktor bei der Pandemiebekämpfung sein, sagen Mathematiker.

Mit Blick auf das derzeitige Coronavirus-Infektionsgeschehen in Deutschland befürwortet Anita Schöbel, Leiterin am Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik der Fraunhofer-Gesellschaft, das Beibehalten des Teil-Lockdowns von Bund und Landesministern. Es müsse sich weiter auf sinkende Fallzahlen fokussiert werden. Gerade mit Blick auf den Schulunterricht sei bei konkreten Regeln aber mehr möglich gewesen.

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„An Weihnachten kommen Familien zusammen, oft mehrere Generationen“, sagte die Statistikexpertin dem RND nach Verkündung der verschärften Maßnahmen am Mittwochabend. „Das können wir uns nur leisten, wenn die Fallzahlen bis dahin wieder deutlich gefallen sind. Und das schaffen wir nur mit verstärkten Maßnahmen.“ Schöbel gehört zu einer institutsübergreifenden Gruppe mehrerer Modellierer, die die Bundesregierung zum Infektionsgeschehen beraten.

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Infektionsherd Schule: Wechselunterricht wirkt

Unsere Simulationen zeigen, dass Wechselunterricht bezüglich des Infektionsgeschehens fast genauso viel bringt wie Schulschließungen.

Anita Schöbel, Leiterin am Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik der Fraunhofer-Gesellschaft

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Ein Knackpunkt: die Schulen. Um sie im Pandemiewinter weiter offen halten zu können, haben sich Merkel und die Landesminister auf weitere Regeln verständigt. Ab über 200 Infektionsfällen innerhalb einer Woche in einem Landkreis sollen ab der achten Jahrgangsstufe Hybrid- und Wechselunterricht eingeführt werden können. Über die Umsetzung wird aber weiterhin vor Ort entschieden.

Ein großflächiges Umschwenken ist in Deutschland also trotz anhaltend hoher Corona-Zahlen nicht geplant. „Aus meiner Sicht wäre das ein sehr guter Kompromiss“, urteilt Schöbel. „Unsere Simulationen zeigen, dass Wechselunterricht bezüglich des Infektionsgeschehens fast genauso viel bringt wie Schulschließungen.“

Bei einer reinen Fortsetzung der November-Maßnahmen würden die Fallzahlen nur sehr langsam sinken. „Es sind also verstärkte Anstrengungen nötig“, betont Schöbel. „Je strenger die Maßnahmen, desto schneller werden die Fallzahlen sinken.“ Epidemiologisch sei das ein ganz einfacher Zusammenhang. Gesellschaftlich sei es hingegen viel schwieriger, Schulen und Geschäfte zu schließen, Besuchsverbote durchzusetzen, Kontaktverbote zu erlassen.

Schulen und Geschäfte bleiben nach den Beschlüssen von Bund und Ländern aber weitgehend offen – unter Auflagen zu Abstands- und Hygieneregeln. Die Kontaktregeln werden hingegen stärker verschärft: Von kommender Woche an dürfen sich statt zehn dann nur noch fünf Menschen treffen.

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Weihnachten: Lockerungen sind riskant

Ende Dezember soll dann kurzzeitig gelockert werden. Vom 23. Dezember an sollen Treffen „im engsten Familien- oder Freundeskreis“ möglich sein, bis maximal zehn Personen insgesamt, Kinder bis 14 Jahre ausgenommen. Schöbel prognostiziert mit Blick auf die geplanten Lockerungen an Weihnachten: „Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit – die von der Infektionslage vor Weihnachten abhängt – werden sich über Weihnachten Personen bei ihren Verwandten anstecken.“

Die Gefahr vieler kleiner Superspreading-Events sieht auch Jan Fuhrmann, Mathematiker am Forschungszentrum Jülich. Es könne sein, dass es gerade über die Feiertage wieder zu mehr Infektionen kommt. „Das wäre dann frühestens im Januar sichtbar. Dann müssen wir mit deutlich höheren Fallzahlen rechnen“, so der Forscher. Wenn aber alle freiwillig im Privaten Abstand halten, nur im kleinen Kreis feiern und regelmäßig lüften, könnte der befürchtete Anstieg der Fallzahlen im Januar auch ausbleiben.

Das Risiko müsse jede Familie, jede Person für sich abwägen, sagt Schöbel. Nicht bei allen werde die Krankheit glimpflich ausgehen, gibt die Statistikerin zu bedenken. Andererseits sei es auch hart, seine Lieben über Weihnachten nicht persönlich zu treffen. Als Vorsichtsmaßnahme sollten die Menschen versuchen, die letzte Woche vor Weihnachten so wenig Kontakte wie möglich zu haben und auch bei geringen Krankheitssymptomen lieber auf den Besuch der Verwandten verzichten.

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Frühere Schulferien: Warten mit dem Besuch bei Großeltern

Auch die Schulferien sollen deshalb schon am 19. Dezember beginnen. Der frühere Ferienbeginn sei auf jeden Fall nicht dazu gedacht, schon früher zu den Großeltern aufzubrechen, betont Schöbel. Der vorgezogene Beginn der Schulferien soll es ermöglichen, dass auch Schulkinder in der Woche vor Weihnachten ihre Kontakte möglichst stark einschränken, „sodass man nach einer Woche hoffentlich infektionsfrei zusammen mit den Großeltern Weihnachten feiern kann“, erklärt Schöbel die Regel.



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