Spätfolgen durch eine Corona-Impfung: Wie wahrscheinlich ist das?

Die Geschichte der Impfstoffe zeigt: Nebenwirkungen treten kurz nach der Impfung auf – und nicht Jahre später.

Die Geschichte der Impfstoffe zeigt: Nebenwirkungen treten kurz nach der Impfung auf – und nicht Jahre später.

Noch immer gibt es viele Menschen in Deutschland, die nicht gegen Covid-19 geimpft sind. Doch warum? Dieser Frage geht unter anderem eine repräsentative Cosmo-Umfrage der Universität Erfurt nach, bei der seit Pandemiebeginn rund 1000 Menschen regelmäßig zu ihrer Einstellung zum Impfen befragt werden. Es zeigte sich: Wer sich auf keinen Fall impfen lassen möchte, hat deutlich größere Sicherheitsbedenken als Geimpfte; diese sind der Hauptgrund gegen das Impfen. Immer wieder wird auch von die Sorge vor möglichen unbekannten Spätfolgen angegeben.

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Tatsächlich gibt es keine Langzeitdaten zu den Corona-Impfstoffen – was daran liegt, dass die Vakzine erst seit etwas mehr als einem Jahr zugelassen sind. Ob in einigen Jahren plötzlich noch eine bis dahin nicht bekannte seltene, schwere Nebenwirkung auftaucht, kann also nicht komplett ausgeschlossen werden. Gesundheitsbehörden weltweit halten dies jedoch für sehr unwahrscheinlich.

Nebenwirkungen recht kurz nach Impfung

Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, formuliert es so: „Was offensichtlich viele Menschen unter Langzeitfolgen verstehen, nämlich dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-19-Impfung nicht auftreten.“ Die Impfung erzeuge eine Immunreaktion, erläutert Watzl auf Twitter. „Diese ist nach wenigen Wochen abgeschlossen und der Impfstoff ist aus dem Körper verschwunden. Daher passieren Nebenwirkungen immer recht kurz nach der Impfung!“

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Nebenwirkungen zeigen sich direkt nach der Impfung – nicht Jahre später

Die Erfahrungen mit vielen Impfstoffen über viele Jahre haben gezeigt, dass die meisten Nebenwirkungen kurze Zeit nach der Impfung auftreten.

Paul Ehrlich-Institut (PEI)

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) in Europa, das FDA-Gremium in den USA, das Paul Ehrlich-Institut (PEI) und die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland: Sie alle befinden das Restrisiko von Langzeitfolgen für viel geringer als den Nutzen der Impfung zum Schutz vor Covid-19. Die Impfstoffe seien hochwirksam, verträglich und auch sicher, betonen die Behörden. Sie stützen sich dabei auf Ergebnisse der Zulassungsstudien, Sicherheitsberichte zu den Impfungen und auf jahrzehntelange Erkenntnisse aus der Impfstoffforschung.

So sammelt das PEI hierzulande seit Jahrzehnten Verdachtsmeldungen über Nebenwirkungen – bei Polio, Masern, FSME, genauso wie jetzt bei den Corona-Impfstoffen. „Die Erfahrungen mit vielen Impfstoffen über viele Jahre haben gezeigt, dass die meisten Nebenwirkungen kurze Zeit nach der Impfung auftreten“, betont das PEI auf seiner Homepage. Kommt es in seltenen Fällen zu Komplikationen, treten diese in der Regel einige Stunden bis wenige Tage nach der Impfung, in Einzelfällen wenige Monate danach auf.

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„Langzeitschäden“: Bei Impfungen bislang nicht beobachtet

Als Gegenargument werden häufig Fälle von Narkolepsie beim Impfstoff Pandemrix zu Zeiten der sogenannten Schweinegrippe in den Jahren 2009 und 2010 genannt. In der Tat ist der Zusammenhang mit dieser seltenen Nebenwirkung – mit einem Fall auf rund 20.000 Impfungen – auf molekularer Ebene immer noch nicht restlos geklärt. Ein ähnliches Beispiel ist die frühere Pocken­impfung, die vor der Ausrottung in den 70ern in Einzelfällen eine Gehirn­entzündung ausgelöst hatte.

Die Reaktionen folgten in beiden Fällen zeitnah und entstanden im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung selbst, und nicht erst nach Jahren – auch wenn die Auswirkungen jahrelang blieben. Forschende betonen deshalb, dass es sich bei diesen Vorfällen zwar um seltene schwere Nebenwirkungen handelt, aber nicht um Spätfolgen oder Langzeitschäden. „Langzeitfolgen, die erst nach Jahren auftreten, sind bei Impfstoffen generell nicht bekannt“, erklärte die PEI-Pressesprecherin Susanne Stöcker bereits im Januar gegenüber dem ZDF.

„Das Wort ‚Langzeit­schaden‘ hat sich hier im täglichen Sprach­gebrauch etabliert und wird vielfach fälschlich – übertragen auf die aktuelle Situation – interpretiert als ‚Schaden, den die Impfung erst nach langer Zeit verursacht‘“, erklärte zum Pandemrix-Vergleich auch Petra Falb, Gutachterin in der Zulassung für Impfstoffe beim öster­reichischen Bundesamt für Sicherheit im Gesundheits­wesen, in einem eigenen Blog.

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Klinische Studien zeigten Profil möglicher Nebenwirkungen

Dass Nebenwirkungen in den allermeisten Fällen kurze Zeit nach der Impfung und nicht Monate später auftreten, hat sich aber auch bei den mRNA-Impfstoffen gezeigt. Die Corona-Impfstoffe werden nun seit rund einem Jahr weltweit verimpft. 2020 wurden die Vakzine in klinischen Studien erstmals an Menschen getestet. Mehr als 10.000 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer wurden vor der Zulassung geimpft, seitdem weiter beobachtet – ohne ein Signal von überraschend schweren Nebenwirkungen.

Es zeigten sich erwartbare Phänomene. Etwa, dass häufig direkt nach der Injektion Impfreaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Fieber, Muskelschmerzen auftreten. Es zeigten sich auch schwerere Nebenwirkungen: Etwa, dass es in seltenen Fällen zu Gesichtsschwellungen und allergischen Reaktionen kommen kann. Diese zeigten sich aber schon wenige Minuten nach Verabreichung und konnten schnell behandelt werden – und nicht Monate danach.

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Weltweite Impfkampagne zeigte sehr seltene Nebenwirkungen

Allerdings konnten die klinischen Zulassungsstudien keine selteneren Ereignisse entdecken, die nur bei einem in hunderttausend oder einem in einer Millionen Geimpften auftreten. Seit Januar 2021 wurden nun aber Millionen Menschen mit den Impfstoffen geimpft. Noch nie gab es eine Impfkampagne, bei der weltweit so vielen Menschen auf einmal ein Vakzin verabreicht wurde.

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Deshalb sind den Behörden und Impfstoffforschenden inzwischen selbst solche sehr seltenen Nebenwirkungen bekannt. Im Falle der mRNA-Impfstoffe sind das Fälle von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen (Myokarditis und Perikarditis). Auch diese traten aber innerhalb von zwei Wochen nach der Impfung auf, häufiger nach der Gabe der zweiten Dosis, häufiger bei unter 30-jährigen Männern.

Um noch seltener auftretende Nebenwirkungen aufzuspüren, werden die Impfstoffe wie auch andere neue Arzneimittel aber auch jetzt noch weiter im Hinblick auf ihre Sicherheit überprüft. Meldungen von Verdachtsfällen von Nebenwirkungen werden geprüft und sind in regelmäßig veröffentlichten Sicherheitsberichten des PEI nachzulesen. Auch die Hersteller selbst führen ihre Sicherheitsstudien weiter durch, für mindestens zwei Jahre nach der Zulassung. „Dass jetzt noch eine häufige Nebenwirkung auftritt, die erst in einem Jahr erkannt wird, ist ausgeschlossen!“, machte Prof. Watzl deutlich. „Die Geimpften werden nicht nächstes Jahr alle unfruchtbar und bekommen alle Krebs! Dagegen kennen wir die ‚Langzeitfolgen‘ von Covid-19 recht gut.“

Wir haben diesen Artikel am 9. Februar 2022 aktualisiert.

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