Sinkende Inzidenz: Warum die vierte Corona-Welle trotzdem noch nicht gebrochen ist

Viele Intensivstationen arbeiten aufgrund der vielen Corona-Patienten and der Belastungsgrenze. Auch wenn die Fallzahlen aktuell zurückgehen, gibt das RKI keine Entwarnung.

Viele Intensivstationen arbeiten aufgrund der vielen Corona-Patienten and der Belastungsgrenze. Auch wenn die Fallzahlen aktuell zurückgehen, gibt das RKI keine Entwarnung.

Die Entwicklung der Infektionszahlen stimmt auf den ersten Blick zuversichtlich: 61.288 neue Corona-Fälle hat das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitagmorgen gemeldet. Das sind rund 9000 Neuinfektionen weniger als am Vortag und sogar rund 13.000 weniger als vor einer Woche. Dieser Abwärtstrend zeichnet sich auch bei der Sieben-Tage-Inzidenz ab: Die Kennzahl lag am Freitagmorgen bei 413,7. Am Vortag hatte sie noch 422,3 betragen, vor einer Woche 442,1.

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„Der leichte Rückgang der Sieben-Tage-Inzidenz könnte ein erster Hinweis auf eine sich leicht abschwächende Dynamik im Transmissionsgeschehen aufgrund der intensivierten Maßnahmen zur Kontaktreduzierung sein“, schlussfolgert das RKI in seinem aktuellen Wochenbericht. Gemeint sind unter anderem die 2G-, 3G- und 2G-Plus-Regeln, die in den Bundesländern für Bereiche des öffentlichen Lebens wie Friseurläden oder Restaurants eingeführt wurden. Sie scheinen die vierte Welle nun abzubremsen.

Darauf deutet auch der Anteil der positiven Corona-Tests hin. Dieser ist in der vergangenen Woche auf 20,85 Prozent gesunken. Es müsse jedoch berücksichtigt werden, dass die hohe Zahl an durchgeführten Tests für regionale Überlastungen der Labore sorgen könne, merkt das RKI an. Dadurch könne es zu einer Untererfassung der Corona-Fälle kommen. Nichtdestotrotz ist der Rückgang der Positivenquote, zusätzlich zur gesunkenen Sieben-Tage-Inzidenz und zur Zahl der Neuinfektionen, ein gutes Zeichen – auch wenn das nicht bedeutet, dass die vierte Welle bald gebrochen ist.

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Hohe Infektionszahlen in den jüngeren Altersgruppen

Denn noch immer infizieren sich zu viele Menschen mit dem Coronavirus in Deutschland, vor allem Jüngere. Allein die Sieben-Tage-Inzidenz der Zehn- bis 14-Jährigen lag in der 48. Kalenderwoche (29. November bis 5. Dezember 2021) bei 1020.

Mit derart hohen Inzidenzen tragen die Kinder und Jugendlichen zu einem hohen Infektionsdruck bei. Sie selbst werden in der Regel nicht schwer krank, wenn sie sich mit dem Coronavirus infizieren, können es aber auf andere übertragen. Das heißt, auch Kinder sind Teil des Infektionsgeschehens und sorgen dafür, dass sich der Krankheitserreger in der Gesellschaft ausbreiten kann. „Dies zieht einen weiteren Anstieg der schweren Krankheitsverläufe und der Todesfälle nach sich und macht das Auftreten von Impfdurchbrüchen wahrscheinlicher“, schreibt das RKI in seinem Wochenbericht.

Weitere schwere Verläufe und Todesfälle zu erwarten

Es muss also folglich mit weiteren Corona-Patientinnen und -Patienten in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen gerechnet werden. Nach wie vor sind es vor allem ältere Menschen, die in den Kliniken wegen Covid-19 behandelt werden müssen.

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So sind die meisten Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer Corona-Erkrankung auf einer Intensivstation versorgt werden, derzeit zwischen 60 und 69 Jahre alt, wie aus dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) hervorgeht.

Intensivmediziner fordern Kontaktbeschränkungen und Impfpflicht

Insgesamt 4947 Covid-19-Erkrankte in Deutschland sind aktuell in intensivmedizinsicher Behandlung. Die Zahl der freien Intensiv- und Beatmungsbetten bezifferte die Divi in ihrem Tagesreport am Freitag mit 2229. Teilweise mussten Patientinnen und Patienten wegen fehlender Betten- und Behandlungskapazitäten sogar in Kliniken anderer Bundesländer verlegt werden.

Angesichts der Corona-Lage hatte sich die Divi Ende November für eine Impfpflicht für alle Erwachsenen über 18 Jahren ausgesprochen, ebenso wie für sofortige bundeseinheitliche Kontaktbeschränkungen und Hygienekonzepte. „Es gilt unsere Patienten zu schützen, Menschenleben zu retten und auch unser Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren“, hatte der Präsident der Vereinigung, Gernot Marx, deutlich gemacht.

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RKI: Übertragungsraten reduzieren, um Omikron aufzuhalten

Auch das RKI spricht sich für kontaktbeschränkende Maßnahmen aus, um die „weiter sehr besorgniserregende“ Entwicklung unter Kontrolle zu bringen. Die Berliner Behörde rät: Nicht notwendige Kontakte sollten reduziert, Reisen vermieden, Abstands- und Hygieneregeln eingehalten und größere Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern abgesagt werden. Wer coronatypische Symptome wie Husten oder Halsschmerzen hat, sollte zu Hause bleiben, die Hausarztpraxis kontaktieren und einen PCR-Test durchführen.

Diese Empfehlungen würden sowohl für Ungeimpfte als auch für Geimpfte und Genesene gelten. „Eine maximale Reduktion der Übertragungsraten ist auch notwendig, um die zu erwartende Ausbreitung der Omikron-Variante zu verlangsamen“, so das RKI weiter.

28 Omikron-Fälle in Deutschland entdeckt

Die große Unbekannte ist derzeit die Virusvariante Omikron. In Deutschland wurde sie bis zum 7. Dezember bei 28 Infizierten entdeckt. Zudem gibt es nach Angaben des RKI 36 Verdachtsfälle. In allen Fällen sind bislang aber keine oder nur milde Krankheitsverläufe aufgetreten; kein Betroffener ist bisher schwer erkrankt oder verstorben.

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Die Krankheitsschwere könnte bei der Virusvariante also geringer ausgeprägt sein. Das lassen auch Daten aus Südafrika vermuten. Wie gefährlich Omikron genau ist, lässt sich jedoch noch nicht sagen.

Booster-Geimpfte besser vor Omikron geschützt als doppelt Geimpfte

Labortests der Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer und der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek legen nahe, dass Omikron eine Immunescape-Variante ist. So zeigte sich, dass das Biontech-Vakzin nach zwei Dosen wenig wirksam gegen die Mutante ist. Die Menge der neutralisierenden Antikörper reichte nicht aus, um Omikron zu neutralisieren. Das heißt: Doppelt Geimpfte könnten sich mit der Virusvariante infizieren.

Ob sie dabei auch schwer erkranken können, konnten die Tests nicht klären. Biontech geht davon aus, dass zwei Dosen weiterhin gut vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen. Besser seien jedoch drei Impfdosen gegen Omikron, machte der Chef der Firma, Ugur Sahin, deutlich. Er rät dazu, bereits nach drei statt erst nach sechs Monaten (wie es die Ständige Impfkommission empfiehlt) zu boostern.

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Bislang haben mindestens 17,7 Millionen Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten. Das zeigen die Zahlen der offiziellen Impfdashboards des Bundesgesundheitsministeriums. „Jeder der kann, muss sich jetzt boostern lassen“, appellierte Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité am Donnerstag in den ARD-„Tagesthemen“. „Alle Ungeimpften müssen sich hinsetzen und ganz genau nachdenken, ob sie wirklich das aufrechterhalten wollen, angesichts auch dieser neuen Gefahr. Dieses Virus wird auch die Ungeimpften treffen.“

Nach Angaben des RKI sind 24 Prozent der 18- bis 59-Jährigen sowie 12 Prozent der über 60-Jährigen noch nicht geimpft. „Es wird insbesondere den noch nicht grundimmunisierten Personen dringend empfohlen, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen und hierbei auf einen vollständigen Impfschutz zu achten“, so die Behörde. „Auch die Möglichkeit der Auffrischimpfung (Boosterimpfung) sollte von allen Personengruppen gemäß den Stiko-Empfehlungen genutzt werden.“

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