RKI: „Das Virus hat nochmal einen Boost bekommen“

Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, betonte, das Virus sei insgesamt gefährlicher geworden ist.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, betonte, das Virus sei insgesamt gefährlicher geworden ist.

Berlin. Bislang dominieren die ansteckenderen Corona-Varianten nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts noch nicht das Infektionsgeschehen in Deutschland – sie dürften sich aber weiter ausbreiten. Der Anteil der vor allem in Großbritannien grassierenden Variante B.1.1.7 liege bei etwas weniger als sechs Prozent, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Freitag in Berlin. In 13 der 16 Bundesländern sei sie inzwischen nachgewiesen.

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„Die Situation ist noch lange nicht unter Kontrolle“, sagte Wieler. Insgesamt gebe es drei besorgniserregende Varianten in Deutschland. „Sie dominieren das Geschehen noch nicht.“ Ihr Anteil dürfte sich aber weiter erhöhen. Insgesamt sei das Virus gefährlicher geworden. „Das Virus ist noch nicht müde, im Gegenteil, es hat gerade nochmal einen Boost bekommen.“

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Anteil von B.1.1.7 gestiegen – RKI geht von Verzerrung wegen gezielter Sequenzierung aus

Die in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 wurde in etwa 1800 von insgesamt fast 31.000 Untersuchungen auf SARS-CoV-2 im Januar 2021 festgestellt, heißt in einem Bericht des RKI. Der Anteil liegt aktuell bei etwa 5,8 Prozent und ist somit höher als noch 2020. In 336 zusätzlichen Fällen wurde zudem die Mutation N501Y gefunden. Zusammen mit der Mutation liegt der Anteil bei 6,9 Prozent.

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Bei der Bewertung der Daten sei aber laut RKI zu berücksichtigen, dass sie einer Verzerrung bei der Probenauswahl unterliegen könnten. Das RKI gehe davon aus, dass die gezielte Sequenzierung den Anteil der festgestellten Fälle mit B.1.1.7. verzerrt erhöht habe.

Varianten breiten sich auch in Deutschland weiter aus

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte: „Auch wenn noch weitere harte Wochen vor uns liegen, wir sind auf dem Weg raus aus der Pandemie.“ Er sagte aber auch: „Wenn wir diesen Mutationen die Möglichkeit zur Ausbreitung geben würden, riskierten wir einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen.“ Sobald geöffnet werden könne, solle dies zuerst bei Kitas und Schulen geschehen. Die Infektionszahlen seien derzeit zwar insgesamt am Sinken, sagte Spahn, doch dies sei etwa in Portugal und Irland auch der Fall gewesen. Durch Lockerungen hätten die Varianten dann wieder ein drastisches Hochschnellen bei den Corona-Infektionen gebracht. „Den Umstand wollen wir vermeiden.“ Medizinische Schutzmasken noch viel mehr zu tragen sei dafür ein wichtiger Punkt.

Aus allen Daten ergebe sich, dass die Varianten mehr andere Menschen anstecken, sagte Wieler. „Wir dürfen jetzt nicht nachlässig werden, weil diese Varianten sich weiter ausbreiten.“ So sei jetzt etwa in Tirol eine brisante Situation durch Nachlässigkeit entstanden. „Das ist ein Geschehen, das hätte vermieden werden können, wenn dort nicht so viele Tausende Menschen Ski fahren würden.“

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Zur Frage der Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Varianten sagte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, es gebe „Hinweise, dass man mit der UK-Variante ganz gut fertig werden kann, mit der Südafrika- und Brasilien-Variante schwerer“. Das breite Impfen insgesamt helfe aber auch gegen die Varianten.

Die Impfstoffe als Chance gegen die Pandemie

Spahn betonte: „Wir haben jetzt die Mittel, das Virus zu besiegen - nicht sofort, aber im Laufe des Jahres.“ Inzwischen seien knapp drei Millionen Impfdosen verabreicht worden, mehr als 800.000 Bürger hätten schon die zweite Impfdosis erhalten. Fast 80 Prozent der Bewohner von Pflegeheimen haben bereits eine erste Impfung bekommen. Rund um das Ende des ersten Quartals herum sollten die Menschen aus der ersten Impfgruppe, die Über-80-Jährigen und die Menschen in den Pflegeheimen, geimpft sein.

„Durch den Einsatz dieser Impfstoffe haben wir wirklich gemeinsam die Chance, die Pandemie wirksam zu begrenzen.“ Jeder einzelne sollte den Schutz durch Impfung in Anspruch nehmen, sobald die Impfung angeboten werde - und zwar so schnell wie möglich. „Für sich selbst, die eigene Familie, aber auch das eigene Umfeld und nicht zuletzt unsere Gesellschaft, zum Wohle dieser Gesellschaft.“

Zuletzt sind im Zuge verstärkter Analysen aus vielen Regionen Deutschlands Fälle und Ausbrüche von Corona-Varianten bekannt geworden. Nicht immer betraf das Rückkehrer aus Ländern, in denen Varianten verbreitet sind. So stand zum Beispiel ein Krankenhaus im Berlin wegen zahlreicher Fälle von B.1.1.7 rund anderthalb Wochen unter Quarantäne. In Großbritannien ist die Variante B.1.1.7 inzwischen in den bei weitem meisten untersuchten Proben zu finden. Der erste Nachweis dort stammt aus dem September.

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Mutationen könnten dem Virus einen Vorteil verschaffen

Auch Varianten, die in Südafrika (B.1.351) und Brasilien kursieren, gelten als leichter übertragbar. Aber es ist nicht nur das: Genesene könnten sich offenbar erneut anstecken und Impfstoffe drohen nicht so gut zu wirken wie gegen den Wildtyp. Ein Impfstoffhersteller hat bereits angekündigt, eine Auffrischung entwickeln zu wollen.

„Darauf, dass die Varianten gefährlicher sind - im Sinne von krankmachender oder tödlicher - gibt es im Moment keine tragfähigen Hinweise“, sagte der Präsident der Gesellschaft für Virologie, Ralf Bartenschlager, kürzlich der dpa. Bei RNA-Viren wie Sars-CoV-2 verändert sich das Erbgut ständig. Manche Varianten verschaffen dem Virus einen Vorteil und setzen sich im Vergleich zu alten Formen durch.

Im Vergleich zu Ländern wie Großbritannien und Dänemark wurde in Deutschland bis vor kurzem eher wenig mit Gen-Analysen (Sequenzierungen) nach Varianten gesucht. Auch mittels PCR im Labor sind gezielte Nachtestungen auf Mutanten möglich.

RND/bk/dpa

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