RKI-Chef Wieler warnt: Zahlen werden Corona-Lage über Weihnachten nur unvollständig abbilden
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Lothar Wieler (r.), Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD, M.) und Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), geben zur aktuellen Corona-Lage eine Pressekonferenz.
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat darauf hingewiesen, dass die offiziellen Zahlen während der Weihnachtstage die Corona-Lage nur unvollständig abbilden werden. Dieser Feiertagseffekt entstehe dadurch, dass die Menschen im Urlaub seien und dort weniger zum Arzt gingen, an geschlossenen Arztpraxen, weniger Tests am Arbeitsplatz, in Schulen sowie Kitas, sagte er am Freitag in der Bundespressekonferenz.
„Wir wissen, dass in dieser Zeit meist weniger Menschen einen Arzt aufsuchen“, sagte Wieler. Es gebe zudem weniger Testungen in Unternehmen und Kitas – dadurch gebe es weniger Laborbefunde. „Das führt dazu, dass natürlich auch weniger Erregernachweise an die Gesundheitsämter weitergeleitet werden.“
Solche Feiertagseffekte traten auch im vergangenen Jahr an Weihnachten und in der Zeit danach auf.
RKI-Chef Wieler wies zugleich darauf hin, dass die grundlegende Lage dennoch klar sei: „Aber wir wissen natürlich trotzdem genau, was zu tun ist.“ Am wichtigsten sei außer der Impfung eine Kontaktreduzierung. „Unser aller Verhalten ist hier wirklich entscheidend.“
„In den vergangenen Wochen waren die Fallzahlen rückläufig, aber leider ist das noch kein Zeichen für eine Entspannung“, so Wieler. „Wir müssen die noch immer sehr hohen Fallzahlen runterbekommen.“ Deshalb appellierte er an die Bürger, Weihnachten im kleinen Kreis zu verbringen. „Das Weihnachtsfest soll nicht der Funke sein, der das Omikron-Feuer entfacht.“ Es sei deshalb vorrangig, dass sich die Menschen schnell boostern ließen. Die Auffrischungsimpfung biete einen 90-prozentigen Schutz gegen schwere Omikron-Verläufe. „Das ist sehr viel“, so Wieler. „Warten Sie deshalb nicht auf Ihren Wunschimpfstoff.“ Alle Impfstoffe seien gleichermaßen gut.
Die Infektionszahlen gehen zurück, aber das ist eine trügerische Erkenntnis, sagte Wieler. Deshalb seien Auffrischungsimpfung, Zurückhaltung bei Feiern und Schutz der besonders Gefährdeten im Familienkreis durch häufiges Testen der Feiernden besonders wichtig. Die Hauptwaffe gegen die drohende Omikron-Welle, das sei die Booster-Impfung. Deshalb werde auch über die Feiertage „durchgeimpft“.
Und es gelte, Abstand zu halten und das Feiern einzuschränken, so Lothar Wieler. „Je weniger Menschen zusammenkommen, desto weniger verbreitet sich das Virus.“
Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mahnte einen vorsichtigen Umgang miteinander zum Fest an. Er betonte, dass „die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, wirken. Nichtsdestotrotz müssen wir mit einer fünften Welle rechnen. Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Omikron-Welle nicht mehr verhindern lässt.“
Weihnachten aufeinander achtgeben
Sein dringender Appell: „Wir müssen in den Weihnachtstagen besonders aufeinander achtgeben“, sagt er. Wichtig seien Tests. Er empfehle dringend mehrere Schnelltests an mehreren Tagen hintereinander. Und was das Impfen anbelangt: Mit einer Auffrischung sei man zu 70 bis 80 Prozent vor einer symptomatischen Infektion geschützt. Bei mehr als 90 Prozent liege der Schutz vor einem schweren Covid-19-Verlauf.
Corona in der Weihnachtszeit: Dynamik aus dem Infektionsgeschehen nehmen
Wichtig sei jetzt, bis zum Aufschlag der fünften Welle die Zeit zu nutzen, um die Dynamik aus dem Infektionsgeschehen herauszunehmen. sagte Wieler. „Der Trend ist glasklar: Bei einer Verdopplungszeit von etwa drei Tagen könnte die neue Variante in den nächsten ein, zwei, spätestens drei Wochen bereits die Mehrzahl aller Infektionsfälle in unserem Land ausmachen.“
Wieler warnte vor einer Überlastung des Gesundheitssystems und einer Beeinträchtigung kritischer Versorgungsstrukturen, sollte die Omikron-Welle nicht mit strikten Maßnahmen gebremst werden können.
Deshalb, so sein Appell: „Verbringen Sie Weihnachten nur im kleinen Kreis. Am sichersten ist das unter Geboosterten. Sind Gefährdete dabei, lassen Sie sich bitte vorher testen.“
Kassenärztechef Andreas Gassen lobte das Tempo der Booster-Impfungen. Da hätten die Ärzte „Großes geleistet“. Mehr als sechs Millionen Menschen pro Woche würden derzeit geimpft. Damit sei das Ziel der 30 Millionen ausstehender Booster-Impfungen „zu schaffen“.
Mit dpa