Ritt auf dem Regenbogen: Wie queerfreundlich ist unsere Gesellschaft?
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Teilnehmer einer Aktion der Initiative „Grundgesetz für Alle“ für die Rechte und den verfassungsmäßigen Schutz der Rechte queerer Menschen halten vor dem Reichstagsgebäude eine riesige Regenbogenfahne. Laut der Initiative handelt es sich um die flächenmäßig größte Regenbogenfahne Deutschlands.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist Pride Month. Weltweit feiern Menschen der LGBTQ-Community in diesem Monat den offenen Umgang mit ihrer sexuellen Identität, machen zugleich aber auch auf Ungerechtigkeiten, Stigmatisierungen und Ausgrenzungen aufmerksam, die queere Menschen noch immer erfahren. Erst kürzlich ist es am Rande der Parade zum Christopher Street Day in Hannover offenbar zu mehreren queerfeindlichen Übergriffen gekommen, auch von einer Vergewaltigung ist die Rede (+).
Nur kurz zur Erinnerung: Bis 1969 war Homosexualität in Deutschland unter Männern strafbar, für unter 18-Jährige sogar noch bis 1994. Und transgender wurde noch bis 2019 von der Weltgesundheitsorganisation als psychische Störung klassifiziert.
Ich muss dieser Tage oft an eine sehr berührende Begegnung zurückdenken. Seit nunmehr drei Jahren spreche ich mit der Paar- und Sexualtherapeutin Ann-Marlene Henning im RND-Podcast „Ach, komm“ über jegliche Facetten von Sexualität, mitunter kommen spannende Gäste hinzu – so wie Ende vergangenen Jahres. Da bereicherte die trans Frau Nicolette Fountaris unsere kleine intime Runde.
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Toleranz statt Ausgrenzung: Beim Christopher-Street-Day demonstrieren Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegen Queerfeindlichkeit.
© Quelle: Emmanuele Contini/imago
Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich so unmittelbar mit dem Thema in Berührung kam. Als Kind vom Dorf hatte ich in den ersten zwanzig Jahren meines Lebens kaum Berührungspunkte mit der queeren Community – mal abgesehen von der Dragqueen Mary, die in den Achtzigern ab und zu bei uns zu Hause über die Mattscheibe huschte und schon damals meine Neugierde weckte.
Fehlende Unterstützung für queere Menschen
Rückblickend muss ich feststellen, kein Wunder, dass dem so war. Noch heute haben es queere Menschen auf dem Dorf besonders schwer, wie mein Kollege Ben Kendal schreibt (+), weil es dort an Vorbildern mangelt, an anderen queeren Menschen, mit denen ein Austausch möglich wäre. Gaybars, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen? Fehlanzeige! Für queere Menschen gibt es nur allzu oft keinerlei Infrastruktur im ländlichen Raum. Die Folge: „Viele zieht es in die Städte, weil sie auf dem Land nicht die Strukturen und Unterstützung bekommen, die sie brauchen“, betont Anahita Azizi von der Dorfpride – einer Initiative, die sich für eine Verbesserung der Situation queerer Menschen im ländlichen Raum einsetzt.
Unterstützung hätte auch unsere Podcast-Gästin Nicolette Fountaris dringend gebrauchen können. Immerhin hat die heute 35-Jährige schon sehr früh gespürt, dass mit ihr „etwas nicht stimmt“. Allein die Formulierung, die sie bei uns im Podcast wählt, macht mich traurig. Sie knüpft an an Verbote, Diskriminierung und Stigmatisierung. Und so erzählt sie auch von jahrelangem Mobbing, wie sie sich in der Schule vor ihren Mitschülern versteckte, ehe sie ins Klassenzimmer ging, von der Hilflosigkeit der Lehrer, die oftmals nur zuschauten, und von Demütigungen der Ärzte nach ihrer geschlechtsangleichenden OP.
Die mitunter traumatischen Erlebnisse arbeite sie noch heute auf, erzählt sie im Podcast. Das Gespräch hat mich nachhaltig bewegt. Vielleicht hatten Sie bislang genauso wenig Berührungspunkte wie ich und möchten mehr über das queere Leben erfahren? Die gesamte Folge können Sie hier nachhören.
Ihre
Carolin Burchardt
Von Kopf bis Fuß
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Mehr als 13.000 Erkrankte sterben jährlich daran. Und trotzdem nutzt gerade mal jeder fünfte Mann die Möglichkeit der Früherkennung. Dabei ist die Untersuchung ab dem 45. Lebensjahr eine gesetzliche Vorsorgeleistung.
Besonders wichtig ist die Vorsorge bei Männern, die familiär vorbelastet sind. „Wenn zum Beispiel Großvater, Vater oder ein Bruder an Prostatakrebs erkrankt ist, sollte man ab 40 zur Vorsorgeuntersuchung gehen“, empfiehlt der Urologe Peter Weib. Woran diese Vorsorgemuffligkeit liegt und warum die Angst „vor der großen Hafenrundfahrt“ so groß ist, darüber hat mein Kollege Tilmann P. Gangloff mit dem Chefarzt der Urologie am Diakonie-Klinikum Jung-Stilling in Siegen ausführlich gesprochen.
Bei aller Liebe
Der Mensch lebt in ständiger Verlockung. Einer Verlockung, der – wie eine Umfrage des „Playboy“ aus dem Jahr 2021 zeigt – rund jeder Vierte unterliegt, Mann und Frau gleichermaßen, vor allem zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr.
Die Faszination für den Seitensprung ist so groß wie der Schmerz der Betroffenen, schreibt mein Kollege Timm Lewerenz. Er hat die Grenzen sexueller Treue aus philosophischer, theologischer und paartherapeutischer Sicht mal genauer unter die Lupe genommen und dabei allerlei Spannendes rund um das Thema Untreue ausgegraben, etwa, dass „Bewährung out ist“, wie die Paar- und Sexualtherapeutin Ada G. Wolf in ihrer Praxis beobachtet hat. Sie sagt: Menschen seien austauschbarer geworden. „Man macht in der Beziehung öfter eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf, und wenn dann jemand mit einem besseren Angebot kommt, ist man schneller weg.“ Den gesamten Artikel zum Thema Fremdgehen lesen Sie hier (+).
Familienbande
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Demütigungen sind an vielen Schulen an der Tagesordnung – ohne dass sie als solche wahrgenommen werden.
© Quelle: RND-Illustration/Patan
Jeder Erwachsene kennt vermutlich eine Geschichte aus der Schulzeit, die auch nach vielen Jahren noch Wut, Traurigkeit oder Scham auslöst. Oder sogar alles gemeinsam. Demütigungen gehören in vielen Schulen zum Alltag – auch heute noch, obwohl sich die Maßnahmen verändert haben. Begünstigt das System Schule derlei Fehlverhalten durch Lehrkräfte? Das hat sich meine Kollegin Heidi Becker gefragt (+), nachdem auch sie von ihrer Nichte eine haarsträubende Geschichte aus dem Schulalltag erzählt bekam.
Wolfgang Vogelsaenger ist ehemaliger Schulleiter und Dozent an der Georg-August-Universität Göttingen, an der er Seminare für Lehramtsstudierende gibt. Mit ihm hat meine Kollegin ausführlich zum Thema gesprochen. Er hat eine klare Haltung: „Strafen gehören nicht in Schulen – bei Schulen handelt es sich schließlich nicht um Gerichte, sondern um Orte, an denen man auch Fehler machen darf. Strafen erhalten ihm zufolge vor allem jene Kinder, die nicht oder weniger kompatibel mit dem Schulalltag sind als andere. „Wichtig ist doch, die Situation zu ändern und nicht das Kind“, sagt Vogelsaenger.
Gut gesagt
Meiner Meinung nach werden übertriebene, unsachliche Behauptungen über die Hornisse in die Welt gesetzt und zu viel Panik geschürt.
Rolf Witt, Biologe
Der Artikel über die asiatische Hornisse von meiner Kollegin Laura Beigel, dem dieses Zitat entstammt, ist Teil der RND-Serie „Wildes Deutschland“.
Die Pandemie und wir
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Sorge vor Corona: Auch jetzt tragen viele in Japan noch eine Maske – vor allem, um ihre Mitmenschen zu schützen.
© Quelle: IMAGO/Kyodo News
Wie hierzulande, ist auch in Japan die Corona-Pandemie offiziell zu Ende. Auf den Straßen Tokios sieht man trotzdem weiterhin zahlreiche Menschen mit Gesichtsmasken. Nicht so sehr, um sich selbst zu schützen – sondern die Mitmenschen, schreibt Felix Lill, RND-Korrespondent in Tokio.
Und das hat einen guten Grund, denn das Verhältnis der Menschen in Japan zu Gesichtsmasken war schon vor der Pandemie eines ohne viel Reibung. In dem ostasiatischen Land ist man seit mehr als einem Jahrhundert ans Masketragen gewöhnt. Während der Spanischen Grippe, die sich inmitten des Ersten Weltkriegs rund um den Globus ausbreitete, hatte die Regierung erstmals mit der Aufforderung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes reagiert. Danach ging diese Notfallmaßnahme ins allgemeine Leben über: Zumindest eine OP‑Maske setzt seither auf, wer eine Erkältung hat und sich dennoch unter Leute begibt.
Mit dem Ergebnis, dass anders als in westlichen Ländern, wo die Einführung einer Maskenpflicht viele auf die Barrikaden brachte, in Japan gar nicht erst eine Pflicht eingeführt werden musste. Die Regierung forderte die Bürger und Bürgerinnen nur auf, sich und andere doch bitte in Form einer Gesichtsbedeckung zu schützen. Die Menschen kooperierten gern.
Die ernsten Seiten des Lebens
Das Herz eines Menschen kann jederzeit aufhören zu schlagen, ob er nun im Auto unterwegs ist, im Büroaufzug steckt oder zu Hause in der Badewanne sitzt. Nach wenigen Sekunden wird die oder der Betreffende bewusstlos, wenige Minuten nach einem Herzstillstand setzen irreversible Schäden ein. Der Sauerstoffmangel führt schließlich zum Hirntod. Dabei registriert der „Deutsche Rat für Wiederbelebung – German Resuscitation Council“ (GRC) rund 70.000 Herzstillstandsfälle außerhalb von Gesundheitseinrichtungen pro Jahr in Deutschland, hat mein Kollege Matthias Halbig recherchiert. Die Überlebensquote betrage dabei nur 11 Prozent.
Dabei gilt längst die Erkenntnis, dass der Tod keine Augenblickssache ist, sondern ein Prozess und innerhalb eines schmalen Zeitfensters durchaus reversibel. Ein wichtiges Hilfsmittel sind sogenannte „automatisierte externe Defibrillatoren“ (AED), die praktisch überall installiert werden können. Sind sie schnell greifbar, steigt die Wahrscheinlichkeit des Überlebens.
Das Problem: Es gibt im öffentlichen Raum keine Vorschrift für den Einbau von Defibrillatoren – deswegen gibt es in Deutschland keine flächendeckende Versorgung mit den lebensrettenden Geräten. Auch fehlt immer noch eine deutschlandweite Schulausbildung in Reanimation.
Die schönen Seiten des Lebens
Ob im Restaurant, zu Hause, auf einer Party oder bei einem Picknick – wohl jeder wird schon einmal eine Mousse au Chocolat probiert und festgestellt haben, dass sie stets unterschiedlich schmeckt. Mal ist die Konsistenz fluffig, mal fest, mal schmeckt das Dessert besonders süß, mal eher herb. Zum Teil ist die Masse glatt, zum Teil mit Stückchen durchsetzt. Manchmal stören Sahnehauben, Kaffee- und Likörnuancen, Vanillesoße oder Früchte den puren Schokoladengeschmack, manchmal tragen vor allem diese Extras zum Genuss bei.
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Desserttraum: Mousse au Chocolat.
© Quelle: IMAGO/imagebroker
Für den Geschmack spielen unter anderem Zubereitung und Serviertemperatur eine Rolle. So mannigfaltig die Rezepte für den schokoladigen Nachtisch sind, so legendenreich ist seine Entstehungsgeschichte, die meine Kollegin Kerstin Hergt recherchiert hat. Im Artikel finden Sie außerdem ein Rezept für eine „luftige Mousse au Chocolat“. Lassen Sie es sich schmecken!
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