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Pakistan: Höchster Stand von Polio-Fällen seit fünf Jahren

Die pakistanische Regierung startete eine landesweite Impfkampagne gegen Polio, um die Krankheit auszurotten. Jedoch stößt die Initiative bei militanten Islamisten und Konservativen aus Missmut.

Die pakistanische Regierung startete eine landesweite Impfkampagne gegen Polio, um die Krankheit auszurotten. Jedoch stößt die Initiative bei militanten Islamisten und Konservativen aus Missmut.

Islamabad. Die Zahl der Polio-Fälle in Pakistan ist so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Im Jahr 2019 seien landesweit 117 Fälle von Kinderlähmung gemeldet worden, teilte das nationale Programm zur Ausrottung der Krankheit am Dienstag mit. In über 100 Fällen handelt es sich dabei Statistiken zufolge um Erkrankungen mit dem Wildtyp der Polioviren. Verbreitet hätten sich die Viren vor allem in der Gebirgsregion im Nordwesten nahe der Grenze zu Afghanistan, die seit Jahren von militanten Islamisten kontrolliert wird. Allein 83 Fälle wurden 2019 von dort gemeldet. Schuld an der Verbreitung von Polio in Pakistan sind unter anderem Impfboykotte und Angriffe auf medizinisches Personal.

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Kinderlähmung ist in den allermeisten Ländern der Welt ausgerottet. Pakistan ist laut der Global Polio Eradication Initiative neben Afghanistan das einzige Land, in dem im Vorjahr und auch in diesem Jahr Erkrankungen mit dem Wildtyp der Polioviren gemeldet wurden. Daneben gibt es in einigen Ländern vereinzelt auch Krankheitsfälle durch Polioviren, die bei einer Impfung übertragen wurden.

Erneut sprunghafter Anstieg bei Polio-Erkrankungen

Die Polio-Fälle in Pakistan hatten mit 306 zuletzt 2014 einen Höchststand erreicht - demselben Jahr, in dem die Offensive gegen die militant-islamistischen Taliban begann. Seitdem war die Zahl der Fälle rapide nach unten gegangen. 2015 wurden offiziellen Statistiken zufolge noch 54 gezählt, in den drei Folgejahren 20 oder weniger.

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Eine UN-finanzierte Impfkampagne für alle Kinder unter fünf Jahre trifft in dem überwiegend muslimisch bevölkerten Land auf den Widerstand von militanten Islamisten und Konservativen. Sie fürchten, mit dem Impfstoff sollten muslimische Kinder sterilisiert werden. Islamisten haben in Pakistan bereits Hunderte Mediziner sowie Polizeibeamte getötet, die sie zum Schutz begleitet hatten.

Zuvor hatte sich im vergangenen April Widerstand gegen eine Impfkampagne geregt. In einem Video, das häufig in den sozialen Medien geteilt worden war, wurde behauptet, Schulkinder seien nach der Impfung erkrankt.

RND/dpa

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