Omikron: Kinder in Südafrika besonders betroffen? Divi-Generalsekretär warnt vor Panikmache
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Fahrgäste warten an einem Taxistand in Baragwanath (Soweto). Südafrika hat eine beschleunigte Impfkampagne gestartet, um einen dramatischen Anstieg der bestätigten Corona-Fälle zu bekämpfen.
© Quelle: Jerome Delay/AP/dpa
Essen, Berlin. Dass die neue Corona-Variante Omikron, die zunächst in Botswana und Südafrika aufgetaucht war, infektiöser auftritt als bisherige Varianten, scheint eine Konstante des neuen Virus zu sein. Auch dass Impfungen schlechter gegen Omikron wirken. Ersten Forschungserkenntnissen zufolge sorgt die Virusvariante allerdings auch für schwächere Krankheitsverläufe.
Doch wie der „Spiegel“ unter Verweis auf die „New York Times“ berichtet, seien jetzt in Südafrika vermehrt Fälle von Kindern unter fünf Jahren gemeldet worden, die mit einer Infektion in Kliniken landeten. Nicht alle seien wegen einer Corona-Erkrankung in Behandlung gewesen, dennoch seien sie häufiger positiv getestet worden.
So seien in einem Krankenhaus in Soweto am vergangenen Dienstag zwölf Kinder aufgenommen worden, von denen drei Sauerstoff benötigten, so die „New York Times“. In einem anderen Fall seien zehn Kinder auf der Kinder-Covid-Station eingeliefert worden – nur eines habe allerdings wegen einer Lungenentzündung eine Sauerstoffgabe erhalten.
Allerdings sei noch nicht bekannt, so die Times, ob die Kinder aus Haushalten mit Geimpften stammten.
Mitte Januar wohl vorherrschende Variante
Unterdessen warnte der Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Florian Hoffmann, vor einer „Panikmache“ in Sachen Omikron.
„Wir haben in jeder bisherigen Welle durch verfrühte Aussagen zur potentiellen Gefährlichkeit der jeweils neu aufgetretenen Variante Sorge bei den Eltern ausgelöst, die sich dann nicht bewahrheitet haben und zu keiner Pandemie bei den Kindern geführt hat“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Mitte Januar werde Omikron wahrscheinlich die vorherrschende Variante in Deutschland sein und bis dahin gebe es auch genügend Daten, um zu wissen, wie gefährlich Omikron für Kinder werde.
Bisher sei bekannt, dass die Variante ansteckender sei, betonte Hoffmann. „Die Zahl der infizierten Personen und damit auch der Kinder wird dramatisch ansteigen.“ Ob Omikron allerdings auch häufiger zu schweren Krankheitsverläufen führe, sei bisher nicht klar.
Corona-Infektion häufig ein Nebenbefund
„Selbst wenn Omikron weniger krank macht, kann es dennoch passieren, dass allein wegen der hohen Zahl der Infizierten am Ende in absoluten Zahlen mehr Kinder ins Krankenhaus müssen als jetzt“, betonte der Divi-Generalsekretär. Bisher sei aus den Daten aus Südafrika bekannt, dass viele Kinder wegen anderer Ursachen in Kliniken aufgenommen würden und eine Corona-Infektion ein Nebenbefund sei.
„In den vergangenen Wochen ist die Zahl der intensivpflichtigen Kinder und Jugendlichen mit Corona-Infektion in Deutschland von neun auf vorübergehend 29 angestiegen“, sagte der Oberarzt auf der interdisziplinären Kinderintensivstation am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Das haben wir mit großer Sorge beobachtet.“
Es könne an den generell hohen Inzidenzen unter Kindern liegen. Durch mehr Corona-Infektionen in der Altersgruppe gebe es auch mehr Fälle in den Kliniken. „Mittlerweile ist die Zahl wieder auf 23 Patienten zurückgegangen, acht davon beatmet“, sagte Hoffmann.
„Was man nicht vergessen darf: Nicht jedes Corona-positive Kind im Intensivregister ist wegen einer Covid-Erkrankung in der Klinik“, sagte der Divi-Generalsekretär den Funke-Zeitungen. So seien bei ihm auch schon Corona-positive Kinder gewesen, bei denen aber ein schwerer Verkehrsunfall oder schwere Verbrühungen zur Intensivaufnahme geführt hätten. Diese Kinder würden dann aber auch als Covid-Fälle im Intensivregister erfasst.
Drosten für sofortiges Boostern
Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité warnte hingegen in den „Tagesthemen“ vor der Annahme, dass Omikron hierzulande einen milderen Verlauf nehmen werde. „Jeder, der kann, soll sich jetzt sofort boostern lassen. Und alle Ungeimpften müssen sich angesichts der neuen Gefahr überlegen, ob sie das aufrechterhalten wollen“, so Drosten.
RND/epd/dk