MIS-C und Corona: Entzündungskrankheit kann bei Kindern das Herz massiv schädigen
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71 Prozent der an MIS-C erkrankten Kinder mussten intensivmedizinisch behandelt werden.
© Quelle: Ole Spata/dpa
San Antonio. Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Schockzustände – diese Symptome treten bei Kindern auf, die an MIS-C (Multisystem inflammatory disorder in children) erkranken. Die Entzündungskrankheit, die dem Kawasaki-Syndrom ähnelt, steht seit längerer Zeit im Verdacht, mit einer Sars-CoV-2-Infektion zusammenzuhängen. US-amerikanische Mediziner haben festgestellt, dass die Krankheit auch zu Schäden am Herzen führen kann.
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MIS-C führt zu schweren Krankheitsverläufen
Für ihre Studie, die in der Fachzeitschrift “The Lancet” erschien, wertete das Ärzteteam 662 MIS-C-Fälle aus, die zwischen dem 1. Januar und 25. Juli 2020 weltweit gemeldet wurden. Unter den Erkrankten waren auch Kinder, die zuvor symptomfrei gewesen waren: “Den Daten zufolge müssen die Kinder zuvor keine der klassischen Corona-Atemwegssymptome gezeigt haben, um an MIS-C zu erkranken – was beängstigend ist”, wird Dr. Alvaro Moreira, Kinderarzt im Health Science Center der Universität von Texas in San Antonio, in einer Mitteilung der Universität zitiert.
MIS-C kann tödlich enden, weil es mehrere Organsysteme angreift.
Dr. Alvaro Moreira, Kinderarzt im Health Science Center der Universität von Texas in San Antonio
Die Auswertungen zeigten auch, dass 71 Prozent der MIS-C-Fälle intensivmedizinisch behandelt werden mussten. Rund jedes fünfte Kind benötigte sogar eine mechanische Beatmung. Elf der 662 Patienten starben an der Entzündungskrankheit.
“MIS-C kann tödlich enden, weil es mehrere Organsysteme angreift”, sagte Moreira. “Ob Herz und Lunge, das Verdauungssystem oder das Nervensystem – MIS-C hat so viele unterschiedliche Facetten, dass es anfangs für Ärzte kaum greifbar war.”
Troponinwerte sind um das 50-Fache erhöht
Besonders besorgt sind die Mediziner darüber, wie sich die Entzündungskrankheit auf das Herz auswirkt. Bei knapp 90 Prozent der Kinder zeigten sich Beeinträchtigungen der Herzfunktion, sodass ein EKG gemacht werden musste. Dabei waren Anzeichen einer verringerten Pumpfunktion des Herzens nachweisbar sowie eine Erweiterung der Herzkranzgefäße. Zehn Prozent der Kinder hatten zudem ein Aneurysma, also eine Aussackung der Blutgefäße.
Wir müssen diese Kinder engmaschig weiter überwachen, um zu verstehen, welche Folgen dies für sie langfristig haben könnte.
Dr. Alvaro Moreira, Kinderarzt im Health Science Center der Universität von Texas in San Antonio
Dass MIS-C Schäden am Herzen verursacht, war auch durch das im Blut messbare Eiweiß Troponin nachweisbar. Dieses wird bei Herzmuskelschäden freigesetzt. Die Kinder wiesen teilweise Troponinwerte auf, die um das 50-fache über dem normalen Niveau lagen.
“Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder mit MIS-C eine enorme Entzündung und potenzielle Gewebeschäden am Herzen haben”, so Moreira. “Wir müssen diese Kinder engmaschig weiter überwachen, um zu verstehen, welche Folgen dies für sie langfristig haben könnte.”