Lärm, der krank macht: Mehr als 10 Millionen Menschen können nachts nicht schlafen

Nächtlicher Lärm kann erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit haben.

Nächtlicher Lärm kann erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit haben.

Mitten in der Nacht stört das Brummen eines Motors die Stille, Autos rauschen am Fenster vorbei, die Straßenbahn bremst geräuschvoll ab und fährt in die Station ein. Verkehrslärm ist in vielen Teilen Deutschlands nicht nur tagsüber ein Problem, wie eine aktuelle Untersuchung des Robert-Koch-Instituts ergab. Wer wegen lauter Umgebungsgeräusche nachts zu wenig Schlaf bekommt oder häufig aufwacht, hat zudem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das ergab eine internationale Studie, die Anfang des Jahres in der Fachzeitschrift “Annual Review of Public Health” veröffentlicht wurde.

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10,9 Millionen Menschen leiden an nächtlichem Lärm

In Städten ist die Belastung durch Umgebungslärm besonders hoch. So ist in Deutschland etwa jeder Fünfte von Lärm aus Straßenverkehr, Eisenbahnverkehr und Flugverkehr betroffen, wie eine gemeinsame Studie des Robert-Koch-Instituts und des Bundesumweltamts ergab. Nach dem Berechnungsverfahren der Umgebungslärmrichtlinie waren 2017 etwa 10,9 Millionen Einwohner durch Verkehrslärm von durchschnittlich mehr als 50 Dezibel in der Nacht betroffen. Das entspricht 13,2 Prozent der Bevölkerung.

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Auf einen ganzen Tag verteilt steigt diese Zahl sogar auf 19,1 Prozent an. Dabei ist die am weitesten verbreitete Verkehrslärmquelle der Straßenverkehr. Laut Studie gilt dies insbesondere für den urbanen Raum: Hier ist die Zahl der an nächtlichem Lärm leidenden Personen etwa doppelt so hoch wie außerhalb von Ballungsräumen. Diese sind Gebiete mit mehr als 100.000 Einwohnern und einer hohen Bevölkerungsdichte.

Wer in der Nähe von Eisenbahn- oder Straßenbahnschienen wohnt, für den wird der Schienenverkehr insbesondere nachts zum Problem. Von Fluglärm sind laut der Wissenschaftler bundesweit zwar weniger Menschen betroffen, bei Wohnorten in der Nähe von Flughäfen ist der Fluglärm jedoch in der Regel die störendste Geräuschquelle. Da für die Messung nur Hauptverkehrsstraßen berücksichtigt wurden, gehen die Studienautoren jedoch davon aus, dass die Zahl der tatsächlich von Lärm betroffenen Menschen deutlich höher liegen dürfte.

Dauerhafter Lärm hat gesundheitliche Folgen

Eine dauerhafte Belastung durch Umgebungslärm ist nicht nur störend, sondern kann auch gesundheitliche Folgen haben. “Neben Lärmbelästigung, Schlafstörungen und Beeinträchtigungen in der kognitiven Entwicklung kann eine andauernde langjährige Geräuschbelastung unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen zur Folge haben und Depressionen begünstigen”, schreiben Jördis Wothge und Hildegard Niemann, die Autorinnen der RKI-Studie.

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Das bestätigt auch eine internationale Studie unter der Leitung von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Mainz. Ihren Ergebnissen zufolge steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wenn der Schlaf durch Lärm verkürzt oder unterbrochen wird. Konkret zeige sich das in erhöhtem Blutdruck, gesteigerter Ausschüttung von Stresshormonen und einer Versteifung der Gefäße. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen können durch den nächtlichen Lärm auftreten.

Kinder sind durch Lärm besonders gefährdet

Für Kinder ist Lärm besonders schädlich, weil ihre kognitiven Fähigkeiten noch nicht vollständig entwickelt sind. So kann sich beispielsweise Verkehrslärm negativ auf ihre kognitive Leistungsfähigkeit auswirken, geben Wothke und Niemann zu bedenken. Im schlimmsten Fall könne sich der Lärm auf die Leistung des Langzeitgedächtnisses auswirken und zu Störungen in der Sprachentwicklung führen.

Das können Betroffene tun

Wer von Verkehrslärm betroffen ist, kann jedoch einige Maßnahmen ergreifen, um diesen zu verringern. Die Verbraucherzentrale rät Eltern dazu, ihre Kinder keinem dauerhaften Verkehrslärm auszusetzen. Stattdessen sollten sie überlegen, ob das Zimmer des Kindes in einen anderen Bereich der Wohnung verlegt werden kann. Auch mit dem richtigen Bodenbelag lässt sich Lärm minimieren: Teppiche und Dämmmatten können das Lärmaufkommen in der Wohnung laut der Verbraucherzentrale beeinflussen.

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Betroffene sollten zudem über bauliche Verbesserungen nachdenken. Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass undichte Fugen an Fenstern und Türen oder eine schlechte Dämmung im Bereich der Außenwände bei der Lärmreduktion eine große Rolle spielen. Selbstklebendes Dämmband und Schallschutzfenster können dabei Abhilfe schaffen.




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