Krebsverdacht: Foodwatch warnt vor Säuglingsmilch

Dieses Nestlé-Produkt gehört zu den Säuglingsmilchprodukten, die nach Angaben von Foodwatch gesundheitsgefährdend sein könnten. 
21 04 2016 centre Fountain Street Berlin Shield from Food Watch Food Watch Non-governmental organization NGO Food Food control Consumers Food industry Shield

Dieses Nestlé-Produkt gehört zu den Säuglingsmilchprodukten, die nach Angaben von Foodwatch gesundheitsgefährdend sein könnten. 21 04 2016 centre Fountain Street Berlin Shield from Food Watch Food Watch Non-governmental organization NGO Food Food control Consumers Food industry Shield

In Deutschland und Österreich sind die Nestlé-Produkte „Beba Optipro Pre, 800 g, von Geburt an“ und „Beba Optipro 1,800 g, von Geburt an“ betroffen sowie die in Apotheken in Deutschland erhältliche „Novalac Säuglingsmilchnahrung Pre, 400g“. Bei den Labortests wurden in dem Milchpulver sogenannte aromatische Mineralölbestandteile nachgewiesen, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. foodwatch forderte Nestlé und Novalac auf, die belasteten Produkte sofort zurückzurufen und die Eltern vor dem Gebrauch der Produkte zu warnen.

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„Aromatische Mineralölbestandteile haben in Lebensmitteln nichts zu suchen – schon gar nicht in Produkten für Säuglinge. Gerade bei Lebensmitteln für Neugeborene müssen sich die Eltern absolut darauf verlassen können, dass die Produkte gesundheitlich unbedenklich sind“, sagt Martin Rücker, Geschäftsführer von foodwatch-Deutschland. „Die Produkte müssen sofort und überall aus dem Verkauf genommen werden.“

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Im Auftrag von foodwatch hatten drei zertifizierte Labore unabhängig voneinander und mit unterschiedlichen Analysemethoden Babymilch auf Mineralöle untersucht. Von vier in Deutschland eingekauften Produkten waren drei mit krebsverdächtigen aromatischen Mineralölbestandteilen (MOAH) verunreinigt. Nur in einem Produkt – der Nestlé-Säuglingsmilch „Beba Optipro 3, 800g, ab dem 10. Monat“ – waren keine MOAH-Rückstände nachweisbar. Die Analysen zeigten, dass es sich um ungereinigte Mineralöl-Bestandteile handelt. Nach Einschätzung von foodwatch könnten sie von den als Verpackung verwendeten Weißblechdosen auf die Produkte übergegangen sein. Bei deren Produktion werden sogenannte Walz- und Schneidöle verwendet. Die Verbraucherorganisation riet Eltern daher, ihren Kindern vorsorglich keine Säuglingsmilch aus Weißblechdosen mehr zu füttern, bis die Hersteller belegen können, dass die Produkte unbelastet sind.

foodwatch hatte die getesteten Chargen Ende Juli und Anfang August 2019 eingekauft. Nachdem ein erster Labortest vorlag, beauftragte die Organisation nicht nur eine wiederholte Analyse im selben Labor, sondern zudem auch zwei weitere Laboratorien, um die Befunde zu überprüfen. Die nun vorliegenden Ergebnisse wurden gemeinsam mit Experten analysiert. Neben den vier Produkten aus dem Handel in Deutschland und Österreich hatte foodwatch zwölf weitere Babymilch-Produkte aus Frankreich und den Niederlanden untersuchen lassen. Hier wurden in fünf Fällen aromatische Mineralöle gefunden, unter anderem in Produkten von Danone und Nestlé (in Frankreich) und Hero Baby (in den Niederlanden).

Durch Verpackungsstoffe in die Lebensmittel

Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOAH) können auf den verschiedensten Wegen in Lebensmittel gelangen: durch Verpackungsmaterialien wie Recyclingpapier, Druckfarben oder Jutesäcke ebenso wie durch Schmieröle aus Ernte- und Verarbeitungsmaschinen. Weitere potenzielle Überträger sind Abgase aus der Umwelt (Druckluft) sowie Lebensmittelzusatzstoffe (Trenn-, Überzugs-, Glanz-, Antistaubmittel) und sogenannte Dressings aus mineralölhatiger Wellpappe. Nach Angaben des Instituts für Produktqualität (ifp) "liegen keine hinreichenden toxikologischen Belege vor, die eine gesundheitliche Gefährdung des Menschen durch gesättigte Mineralölfraktionen (MOSH) belegen. MOAH (alkylierte aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe – (Englisch: mineral oil aromatic hydrocarbons) hingehen stehen im Verdacht, kanzerogen (krebserregend) zu wirken […], weswegen deren Gehalt im Lebensmittel […] so weit wie möglich reduziert werden sollte."

Problem besteht schon mehrere Jahrzehnte

Das unabhängige SGS Fresenius Institut wollte auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) nicht Stellung nehmen, da deren Experten ausschließlich Einschätzungen zu Prüfergebnissen abgeben, die vom eigenen Institut ermittelt wurden. Allerdings, so hieß es, sei das Problem nicht neu. Bereits im Jahr 1989 hatten Schweizer Lebensmittelchemiker Mineralölkohlenwasserstoffe u.a. in Haselnüssen, Schokolade, Reis, und Kaffee entdeckt. Eine seit Jahren im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft entwickelte nationale Mineralölverordnung ist bisher über das Entwurfsstadium nicht hinausgekommen.

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Bereits 2015 hatte foodwatch in einem internationalen Labortest 120 Lebensmittel wie Nudeln, Reis oder Cornflakes untersuchen lassen – 43 Prozent der Produkte enthielten aromatische Mineralöle. Obwohl die Gesundheitsgefahren durch Mineralöl-Verunreinigungen in Lebensmitteln seit Jahren bekannt sind, gibt es bisher nicht einmal gesetzliche Grenzwerte. foodwatch fordert sichere Grenzwerte für Mineralöle in Lebensmitteln – bei den besonders kritischen aromatischen Mineralölen (MOAH) müsse eine Null-Toleranz gelten.

Nestlé: Unsere Säuglingsnahrung ist sicher

Nestlé-Sprecher Alexander Antonoff äußerte sich am Abend zu der Foodwatch-Veröffentlichung gegenüber dem RND: „Die Gesundheit und Sicherheit von Babys haben bei uns oberste Priorität. Deshalb nehmen wir die in dem Bericht von Foodwatch erhobenen Vorwürfe sehr ernst.

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Uns ist bewusst, dass der Bericht von Foodwatch bei vielen Eltern Besorgnis erregt hat. Wir möchten allen Müttern und Vätern versichern, dass die Babys weiterhin sicher mit unserer Säuglingsnahrung gefüttert werden können. Beba Optipro Pre und Beba Optipro 1 erfüllen alle lebensmittelrechtlichen Vorschriften in Deutschland und der EU. Allen besorgten Eltern bieten wir an, sich bei möglichen Fragen bitte direkt an unsere Expertinnen beim Nestlé-Babyservice +49 (0)800 23 44 944 zu wenden.“

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