Corona-Frage der Woche

Keine Masken, viele Kontakte: Kommt jetzt die Grippe zurück?

Grippewellen sind während der Corona-Pandemie ausgefallen.

Grippewellen sind während der Corona-Pandemie ausgefallen.

Kaum jemand hat in den vergangenen zwei Jahren die Grippe bekommen. Große Erkrankungswellen blieben aus. Saisonale Influenzaviren kursierten seit April 2020 auf historisch niedrigem Niveau durch die Welt. Der Grund? War das andere Virus, das die Welt beschäftigt hat: Corona. Mit Maßnahmen wie Reisebeschränkungen, Quarantäne bei grippeähnlichen Symptomen, Kontaktverzicht, Abstands- und Hygienegebot, Schließungen von Schulen und Arbeitsstätten und dem Tragen von Masken reduzierte sich das Ansteckungsrisiko für Sars-CoV-2 wie auch für Grippeviren gleichermaßen.

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Das könnte sich nun aber wieder ändern. Weltweit und auch in Deutschland sind die meisten Maßnahmen und Schutzkonzepte im Alltag inzwischen abgeschafft oder aufgeweicht. Die Menschen werden wieder mobiler, haben mehr Kontakte, Masken verschwinden zunehmend. Es stecken sich bereits wieder mehr Menschen mit Grippeviren an – zumindest im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren.

Mehr Grippefälle – aber auf niedrigem Niveau

Noch befinden sich die registrierten Ansteckungen aber auf sehr niedrigem Niveau – wenn man diese mit dem Niveau von vor der Pandemie vergleicht. So zeigt der aktuelle Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) aus der ersten Maiwoche, dass in dieser Woche 1613 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle übermittelt wurden. Seit Oktober 2021 wurden insgesamt 10.621 Erkrankungen übermittelt, von denen 1964 im Krankenhaus behandelt wurden.

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Die Influenzapositivenrate habe in den vergangenen zwei Wochen allerdings „eine Höhe erreicht, die im Winter den Beginn der saisonalen Grippewelle bedeuten würde.“ Vor allem in der Altersgruppe der Schulkinder scheinen sich dem RKI zufolge nach den Osterferien zunehmend Influenzaviren auszubreiten – ein Anstieg der Fallzahlen ist zu bemerken. Unter Erwachsenen hingegen sinkt momentan die Zahl akuter Atemwegserkrankungen. Lokal wird auch über größere Ausbrüche berichtet. Im sächsischen Leipzig etwa meldeten sich Anfang Mai an einer Grundschule ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler krank.

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Verspätete Grippewelle ist denkbar

Der Zeitpunkt des aktuellen Anstiegs im Übergang zum Sommer ist unüblich. Üblicherweise läuft die Influenzawelle auf der nördlichen Halbkugel zwischen Anfang Oktober und Mitte Mai. Sie müsste also eigentlich langsam auslaufen. Das RKI zieht aber weiter zirkulierende Grippeviren in Betracht. Wobei es da, ähnlich wie bei Corona, auch auf das Verhalten der Menschen ankommt.

„Eine späte Grippewelle mit deutlich steigender klinischer Aktivität sollte möglichst verhindert werden, indem Personen mit akuter Atemwegssymptomatik zu Hause bleiben und sich auskurieren oder zumindest den Kontakt zu größeren Personengruppen strikt meiden“, empfiehlt die Gesundheitsbehörde. Saisonale Faktoren begünstigten den Rückgang der Atemwegsinfektionen aber insgesamt weiterhin. Ähnlich wie bei Corona nimmt das Ansteckungsrisiko für die Grippe in Innenräumen zu. Und bei niedrigeren Temperaturen fühlen sich Influenzaviren wohler.

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Die nächste Grippewelle hängt an unsicheren Faktoren

Was passiert nun, wenn es wieder kälter wird? Im Herbst und Winter? Auf jeden Fall kommt die Grippe bei weniger Infektionsschutz zurück, sagen Forschende. Dabei gibt es aber viele offenen Fragen: Wie stark wird die Influenzawelle ausfallen? Wann wird sie einsetzen? Und welche Eigenschaften haben dann neu kursierende Varianten? All das ist nur schwer zu prognostizieren.

Dazu kommt, dass sich die allgemeine Immunität in der Bevölkerung wahrscheinlich verringert hat. Zwei Jahre hintereinander hatten nur sehr wenige Menschen Kontakt mit Grippeviren, insbesondere Kinder nicht. Das könnte die Schwere künftiger Influenzaepidemien erhöhen, heißt es etwa in einem Bericht internationaler Influenzaforschender, der Ende März in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde.

„Es häufen sich Hinweise darauf, dass der durch Infektion oder Impfung erworbene Schutz vor einer Influenzainfektion im Laufe einer einzigen Saison nachlässt“, heißt es im Bericht. Relevante Antikörper im Blut nehmen demnach über sechs Monate ab. Aber: Die Halbwertszeit von T-Zellen für zelluläre Reaktionen beträgt acht bis 14 Jahre. Mit einem gewissen Basisschutz bei Menschen, die schon einmal Kontakt mit Grippeviren hatten, ist also zu rechnen.

Corona-Herbst: Kommt die Maskenpflicht wieder?

Unklar ist auch noch, wie sich die Menschen verhalten werden, wenn ab Herbst auch das Coronavirus wieder verstärkt zirkuliert. Die Infektiologin Marylyn Addo rechnet beispielsweise damit, dass im Winter in Deutschland die Maskenpflicht wieder eingeführt wird. Nach einem guten Sommer würden im Herbst die Fallzahlen wieder steigen, sagte Addo der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Dienstag). Sie gehe davon aus, dass Maßnahmen wie die Maskenpflicht im Winter zurückkommen – jedenfalls im öffentlichen Raum und in Innenräumen, wo Abstand halten schwierig ist. Der eingeführte Corona-Infektionsschutz könnte dann erneut dazu führen, dass die Grippewelle ausfällt oder auf sehr niedrigem Niveau bleibt.

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Denkbar ist aber auch eine besonders starke Grippewelle. Mit Überlastungen des Gesundheitssystems und der Intensivstationen durch Covid-19 rechnet Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters, zwar nicht. „Da müssten wir schon sehr viel Pech haben“, sagte der Intensivmediziner. Allerdings setzen sich Belastungen des Gesundheitswesens zusammen aus den vorhandenen Kapazitäten und allen Erkrankten – „da müssen wir mit einer deutlichen Welle respiratorischer Erkrankungen im Herbst/Winter rechnen, wie zum Beispiel der Grippe“.

Grippe: Wie kann ich mich schützen?

Der beste Schutz gegen Grippe ist eine Impfung. Sie sollte jährlich verabreicht werden, am besten in den Monaten Oktober und November, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf ihrer Homepage. Jedes Jahr wird die Zusammensetzung des Impfstoffs überprüft und gegebenenfalls angepasst, um gezielt vor den Virusvarianten zu schützen, die voraussichtlich im Umlauf sein werden.

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Eine Grippeimpfung empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) für Menschen, die besonders gefährdet sind, schwer zu erkranken. Also beispielsweise über 60-Jährige, Schwangere, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung durch ein Grundleiden, wie zum Beispiel chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislauferkrankungen, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten.

Mit Material von dpa

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