Gefahr auf den Radwegen: Sportwissenschaftler regt „E-Bike-Führerschein“ an

E-Bikes sollen in erster Linie andere Fahrzeuge ersetzen – aber halten sie auch genauso fit wie ihr nicht elektronisches Pendant?

E-Bikes sollen in erster Linie andere Fahrzeuge ersetzen – aber halten sie auch genauso fit wie ihr nicht elektronisches Pendant?

Kaum ein anderes Verkehrsmittel ist in Deutschland zurzeit so beliebt wie E-Bikes. Immer mehr Menschen schaffen sich ein solches Rad an – und steigern dadurch ihre Alltagsaktivität deutlich. Doch handelt es sich dabei wirklich um ein ernst zu nehmendes Fitnessgerät? Der Sportwissenschaftler Ingo Froböse teilt dazu seine Meinung im Interview mit.

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Ansprechendes Fortbewegungsmittel auch für bisher inaktive Menschen

Fahrradfahren boomt. Ist das eine Modeerscheinung, oder erleben wir gerade eine Trendwende: weg vom Auto hin zum Fahrrad?

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Ja, ich sehe eine Trendwende zur Elektromobilität, denn die Fahrräder schließen eine Lücke der bisherigen Mobilitätskonzepte. Die Räder werden zunehmend praktikabler, da die Städte ihre Hausaufgaben bezüglich neuer Radwege machen. Gleichzeitig wurden neue Technologien geschaffen.

Die Elektrifizierung macht das Produkt für viele Menschen attraktiv, die vorher niemals an ein Fahrrad gedacht hätten. Ist das E-Bike inzwischen eher ein Lifestyleprodukt, ein „must have“, oder ein ernst zu nehmendes Fitnessgerät?

E-Bikes leisten einen Beitrag, um eine neue Transportmöglichkeit zu schaffen, weg vom Auto, weg vom ÖPNV, hin zum individuellen Transportmittel. Dabei wird gleichzeitig der zunehmend erhöhte Bedarf an körperlicher Aktivität hin zu Fitness und Gesundheit berücksichtigt. Und es werden neue Zielgruppen angesprochen, insofern sind E-Bikes sowohl ein Beitrag unter ökologischen Gesichtspunkten als auch insbesondere für bislang inaktive Zielgruppen.

Sind wir eine Gesellschaft von Stubenhockern? Bedeutet das Fahrrad auch deshalb mehr Lebensqualität?

In der Tat sind die Sitzzeiten in den letzten Jahren deutlich angewachsen. Insofern fällt die körperliche Aktivität in den Arbeitsprozessen heraus und auch den alten Mobilitätskonzepten. Da Arbeitsprozesse auch weiterhin zunehmend körperliche Tätigkeiten reduzieren, verbleiben nur die Aspekte Transport und Freizeit, in denen Bewegung stattfinden kann. Da muss und kann jeder mithilfe der E-Mobilität eigene neue Strategien finden.

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Sicherheit auf E-Bikes fördern – zum Beispiel durch einen E-Bike-Führerschein

Wir steuern auf den Winter zu: Kann ich das Fahrrad bei Schnee, Wind und Eis trotzdem nutzen?

Da in den meisten Regionen Deutschlands Schnee und Glatteistage selten sind und Städte und Kommunen Lösungen haben, sind in den meisten Fällen Kälte, Wind oder Regen der limitierende Faktor. Dem kann man aber gut mit Kleidung begegnen. Wenn aber wirklich Schnee und Eis liegen, dann ist das Gefährdungspotenzial zu hoch und das Rad sollte stehen bleiben.

Seit es E-Bikes gibt, ist die Zahl der schweren Verletzungen bei Verkehrsunfällen deutlich gestiegen. Berlin meldet in diesem Jahr bereits 14 Todesfälle. Sind moderne Räder gefährlich?

Es ist niemals nur ein Problem der Technik, sondern auch der Nutzer. Dementsprechend würde ich mir wünschen, dass wir im Umgang mit diesen neuen Technologien eine Art E-Bike-Führerschein einführen, ähnlich, wie Kinder dies beim normalen Radfahren tun. Darüber hinaus wünsche ich mir eine höhere Akzeptanz anderer Verkehrsteilnehmer, da das Gefährdungspotenzial durch Räder mit hoher Geschwindigkeit einfach höher ist.

Kombination aus normalem und E-Fahrrad-Fahren für den Einstieg

Kopenhagen gilt als eine der fahrradfreundlichsten Städte und will nun E-Scooter aus dem Stadtgebiet verbannen. Sind viele Menschen mit deren Nutzung überfordert, oder gehen sie zu leichtsinnig damit um?

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Treffen viele unterschiedliche Verkehrsmittel aufeinander, dann braucht es neue Konzepte. Mit dem neuen Produkt E-Scooter müssen auch andere Rahmenbedingungen auf den bisher nur für Fahrräder vorgesehenen Radwegen gefunden werden. Die logische Konsequenz kann daher nur sein, E-Scooter dann aus bestimmten Quartieren zu verbannen, wenn es für Fahrrad und E-Scooter zu eng wird. Ein weiteres Grundproblem sind die verschiedenen und deutlich unterschiedlichen Geschwindigkeiten sowie die Kompetenzen und der Fahrstil der User.

Fahrrad oder E-Bike? Wozu würden Sie Einsteigern raten?

Ideal wäre eine Kombination aus Radfahren in der Freizeit und E-Bike auf allen Transportwegen in der Stadt, Kommune oder Gemeinde. Mit dem Radfahren in der Freizeit trainiert man intensiver Fitness und Gesundheit. Denn oft sind Trainingsreize mit E-Bikes nur bedingt gegeben, weil Technologie falsch eingesetzt wird. Man muss etwa auf ebener Strecke keine Power dazuschalten, und oft reicht der Ecomodus, statt sich vom Turboantrieb beinahe ohne Anstrengung fortbewegen zu lassen.

 

Zur Person: Ingo Froböse (*1957) ist Universitätsprofessor an Deutschlands größter Sportuniversität, der Deutschen Sporthochschule Köln. Er agiert als Sachverständiger des Bundestages in Fragen der Prävention, Speaker, Autor und wissenschaftlicher Berater von Fisch im Wasser. Gesundheit und Fitness sind für ihn Beruf und Leidenschaft zugleich. So wirbt und motiviert er als Gesundheitsexperte seit über 20 Jahren in führenden Medien für einen gesundheitsbewussten Lebensstil für Lebensqualität. Als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates von Fisch im Wasser treibt er die Weiterentwicklung der Denkfabrik an und trägt durch seine über 30-jährige Erfahrung als Sportwissenschaftler sowie international anerkannter Gesundheitsexperte mit seinem Wissen und Gespür dazu bei, dessen inhaltliche Expertise zukunftsorientiert weiterzuentwickeln und zu vertiefen.

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