Falsche Heilsversprechen: Worauf Sie achten sollten, wenn Sie sich online zu Krankheiten informieren
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Verbraucherschützer machen den Faktencheck und decken unzählige falsche Heilsversprechen auf.
© Quelle: Getty Images/iStockphoto
Düsseldorf. Das Internet ist für viele Menschen in Gesundheitsfragen eine der ersten Informationsquellen. Laut Statistischem Bundesamt informieren sich knapp 70 Prozent aller Internetnutzer online über Gesundheit und Krankheit. „Das hat durch die Pandemie noch einmal zugenommen“, sagt Tanja Wolf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Auch immer mehr ältere Leute sind seit Corona digital unterwegs – und fallen möglicherweise auf falsche Versprechen rein.“ Denn: „Zahlreiche Angebote im Netz sind teuer und nutzlos, manche schädlich oder sogar lebensgefährlich“, weiß Wolf und nennt als Beispiel harmlose Pillen, die gegen Krebs helfen sollen. „Wenn der oder die Betroffene durch diese falschen Behauptungen ihre Therapie abbricht, kann das fatale Konsequenzen haben.“
Erfolgreicher Faktencheck
Um dreiste Lügen aufzudecken und Nutzer und Nutzerinnen aufzuklären, betreibt die Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz seit einigen Monaten das Projekt „Verbraucherschutz im Markt der digitalen Gesundheitsinformationen und individuellen Gesundheitsleistungen“. „Wir haben schon zahlreiche Verstöße aufgedeckt und Abmahnungen ausgesprochen“, sagt Tanja Wolf, die das bundesgeförderte Projekt leitet.
Wie funktioniert das? „Wir bieten auf unserer Internetseite einen Faktencheck an, wollen damit auch aufklären und sensibilisieren“, erklärt die Projektleiterin. „Wer spezielle Fragen hat oder etwas Zweifelhaftes im Netz entdeckt hat, kann das über ein Kontaktformular melden. Wir kümmern uns dann.“
Irreführend sei vor allem, dass die Unterschiede zwischen Nahrungsergänzungsmitteln, Medizinprodukten und Arzneimitteln nicht gut als solche erkennbar sind. „Das führt häufig zu Fehlinformationen“, erklärt Wolf, die digitale Gesundheitsseiten nicht per se ablehnt. „Auf guten Seiten kann man sich schnell einen hilfreichen Überblick verschaffen.“
Die Verbraucherzentrale gibt wichtige Tipps im Umgang mit den digitalen Gesundheitsseiten:
Sechs Gründe zur Vorsicht
1. Die Qualität der verschiedenen Internetseiten unterscheidet sich stark. Hier findet man gut Geprüftes genauso wie Irreführendes oder Falsches. Generell gilt: Das Internet ersetzt keinen Besuch bei der Ärztin oder dem Arzt.
2. Viele Menschen nutzen einschlägige Suchmaschinen oder bekannte Internetseiten. Doch die Trefferlisten der Suchmaschinen orientieren sich nicht zwingend an der medizinischen Qualität. Je nach Algorithmus des Anbieters können zweifelhafte Information relativ weit oben stehen.
3. Auch die Qualifikation derjenigen, die einen Rat geben, ist im Netz sehr unterschiedlich. Wer sich an ein Expertenforum wendet, sollte prüfen, ob die Experten und Expertinnen auch die entsprechende Qualifikation haben, um eine fundierte Antwort geben zu können.
4. Oft stehen wirtschaftliche Interessen hinter Informationen zur Gesundheit – zum Beispiel, wenn Pharmafirmen Seiten betreiben oder Geld für Werbelinks an diejenigen fließt, die über Produkte und Arzneien informieren.
5. In Diskussionsforen findet man Beiträge zu fast allen Gesundheitsthemen. Die Foren dienen dem Austausch von persönlichen Erfahrungen – inwiefern diese Aussagen zutreffend sind oder nicht, lässt sich oft schwer einschätzen.
6. Vorsicht ist auch geboten, wenn die Nutzer und Nutzerinnen aufgefordert werden, persönliche Daten anzugeben – vor allem, wenn nicht ersichtlich wird, wie mit den Daten umgegangen wird. Nicht selten werden Gesundheitsdaten oder Daten zum Nutzungsverhalten an Drittanbieter weitergeleitet.
Beispiele für seriöse Webseiten
Laut Verbraucherzentrale sind folgende Seiten gute Beispiele für seriöse Gesundheitsportale:
gesund.bund: Nationales Gesundheitsportal: Eine Internetplattform des Bundesministeriums für Gesundheit, seit September 2019 online als Anlaufstelle für verlässliche Informationen zu Krankheiten, Behandlungen und zum Gesundheitssystem.
Gesundheitsinformation: Informationsportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), mit Informationen zu den häufigsten Krankheiten, Diagnosen und Gesundheitsfragen.
Stiftung-Gesundheitswissen: Gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts, Verband der Privaten Krankenversicherungen.