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Drosten relativiert: Virusmutation eher kein größeres Problem für Deutschland

Einer neuen Auswertung der englischen Gesundheitsbehörde zufolge breitet sich die neue Corona-Variante tatsächlich schneller aus, kommentiert Charité-Virologe Christian Drosten.

Einer neuen Auswertung der englischen Gesundheitsbehörde zufolge breitet sich die neue Corona-Variante tatsächlich schneller aus, kommentiert Charité-Virologe Christian Drosten.

Berlin. Der Berliner Virologe Christian Drosten hält eine rasante Verbreitung der neuen Coronavirus-Variante in Deutschland für wenig wahrscheinlich. „Ich glaube nicht, dass wir da bald ein größeres Problem kriegen“, sagte er am Dienstag. Tags zuvor hatte er einen Tweet noch mit den Worten „Das sieht leider nicht gut aus“ im Hinblick auf die Mutation begonnen und damit ein enormes Medienecho ausgelöst. Es sei zwar recht wahrscheinlich, dass die Variante mit der Bezeichnung B.1.1.7., die erstmals in Großbritannien nachgewiesen wurde, mittlerweile auch in Deutschland sei. „Aber bei den aktuellen Beschränkungen dürfte diese Variante hierzulande eher schwer Fuß fassen“, twitterte der Virologe dann nur einen Tag später. Darauf deuteten Daten hin, die die britische Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) veröffentlicht hat.

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Lockdown dürfe Verbreitung wenig Chancen lassen

Demnach verbreite sich B.1.1.7. überall dort besonders schnell im Vergleich zu bereits bekannten Varianten von Sars-CoV-2, wo unzureichende Beschränkungen zu einem Anstieg der Infektionszahlen führen. In Gegenden in Großbritannien aber, in denen wirksame Maßnahmen gelten, sei auch die neue Variante weitgehend unter Kontrolle. Für Deutschland folgert Drosten daher, dass der Lockdown der Variante wenig Chance auf eine Verbreitung lassen dürfte.

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Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass die neue Variante einen Einfluss auf die Krankheitsschwere hat, sagte Drosten. „Das ist ganz wichtig für die Bevölkerung, die sich jetzt Sorgen macht.“ Auch für einen verminderten Impfschutz gebe es keine Anzeichen.

Drosten: „Da habe ich ja was losgetreten“

Drosten erklärt im Nachgang dann auch seinen Tweet vom 21. Dezember in dem er sich wegen der in England entdeckten Mutation des Coronavirus noch besorgt gezeigt hatte: „Mit der Formulierung ‚Das sieht nicht gut aus‘ habe ich ja was losgetreten …“ Er wolle Spekulationen ein Ende bereiten, relativierte er seine Aussage: Sie bezog sich nur auf den „jetzt deutlicheren Beleg der verstärkten Verbreitung der Mutante“. Seine Einschätzung sei, dass es sonst keine Änderung gebe.

Schätzungen mit Vorsicht zu genießen

Experten der englischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) kamen in einem Forschungspapier zu dem Schluss, dass B.1.1.7. sehr wahrscheinlich leichter übertragbar ist als andere Varianten. Dafür werteten sie Daten aus verschiedenen Regionen aus. Aus den PHE-Modellrechnungen könne man ableiten, dass die Reproduktionszahl – also die Zahl der Menschen, die ein Infizierter im Schnitt ansteckt – bei der neuen Variante je nach Ort um etwa 30 bis 40 Prozent erhöht sei, sagte Drosten. „Das ist erheblich.“ Allerdings seien diese Schätzungen unscharf und mit Vorsicht zu genießen.

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Gute Nachricht: B.1.1.7. könnte harmloser sein

Die neue Variante des Virus ist durch etwa 20 Mutationen in ihrem Erbgut charakterisiert. Die Mutation mit der Bezeichnung N501Y dürfte es leichter machen, in menschliche Zellen einzudringen und eine Infektion zu verursachen. Es ist laut Drosten jedoch unklar, was der Variante den entscheidenden Vorteil bringt. So sei denkbar, dass man bei B.1.1.7. weniger Viren ausgesetzt sein muss, um ansteckend zu werden. Es sei aber auch möglich, dass die Variante dafür sorgt, dass ein Infizierter mehr Viren im Rachen hat und dadurch ansteckender ist.

Positiv zu werten sei, dass der neuen Variante ein bestimmtes Gen fehle, das eigentlich die Krankheitsschwere verstärkt, sagte Drosten. „Das ist die gute Nachricht.“ Es könnte also durchaus sein, dass B.1.1.7. harmloser ist. Möglicherweise sei das auch ein Grund für die schnellere Verbreitung. Denn Menschen ohne oder mit nur leichten Symptomen isolieren sich eher nicht und können dadurch vermehrt andere anstecken, so Drosten.

RND/dpa

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