„Problem wird sich mit Lockerungen verschärfen“

Die meisten Corona-Maßnahmen enden: Ist das sinnvoll?

Über das Wochen­ende fallen in nahezu ganz Deutschland so gut wie alle Corona-Maßnahmen. Nur Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg machen Gebrauch von der Hotspot­regelung.

Über das Wochen­ende fallen in nahezu ganz Deutschland so gut wie alle Corona-Maßnahmen. Nur Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg machen Gebrauch von der Hotspot­regelung.

Keine Maske, keine 3G-Regel, keine Beschränkung bei Groß­veranstaltungen: Ab Sonntag fallen in fast allen Bundes­ländern fast alle Corona-Maßnahmen. Lediglich ein sogenannter Basis­schutz bleibt dann bestehen, der Maske­npflicht im Nahverkehr und in medizinischen Einrichtungen wie Kranken­häusern einschließt. Ebenfalls sind einige Test­nachweise weiterhin vorgesehen, etwa für Schulen oder Pflege­heime. Gleich­zeitig ist die Inzidenz immer noch sehr hoch.

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„Ich hätte mir gewünscht, dass die strengeren Regelungen zumindest noch bis Ostern gelten“, sagte Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie am Uniklinikum Essen, der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ) am Freitag. Ausgerechnet jetzt die Masken­pflicht in vielen Bereichen aufzugeben sei aus seiner Sicht „unverständlich“.

Länder­mehrheit verzichtet auf Groß­teil der Corona-Maßnahmen
28.03.2021, Baden-Württemberg, Stuttgart: Ein Schild mit dem Hinweis auf 3G und der Aufforderung, eine Schutzmaske zu tragen, steht neben dem Eingang eines Geschäfts. Die grün-schwarze Koalition im Südwesten will für ihre Entscheidung über das Corona-Management nach dem 2. April 2022 das Ergebnis der Gesundheitsministerkonferenz abwarten. Foto: Bernd Weißbrod/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Masken in Super­märkten, Schulen, 3G- oder 2G-Zugangs­regeln – am Wochenende läuft die bundes­rechtliche Grund­lage für diese Corona-Maßnahmen aus.

Kritisch sieht Witzke auch Massen­veranstaltungen wie das Bundes­liga­spiel in Dortmund, bei dem am Samstag mehr als 80.000 Menschen auf engem Raum zusammen­kommen: „Statistisch sind unter den Zuschauern 600 bis 1000 positiv. Danach werden wir sicherlich Hunderte Infizierte zusätzlich haben, quasi mit Vorankündigung.“

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Ärzte­kammer: „Es wird keine Atem­pause geben“

Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb fürchtet eine Überlastung der Intensiv­stationen durch Personal­mangel. Vieler­orts werde das Personal knapp, weil 20 bis 25 Prozent der Beschäftigten corona­bedingt ausfielen. „Das ist ein Problem und das wird sich mit den Lockerungen noch verschärfen“, sagte Zeeb am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er rechne damit, dass die Welle frühestens Ende April abflauen werde. „Aber einen erneuten Anstieg im Herbst und Winter kann man als sicher annehmen.“

Das Robert Koch-Institut geht in seinem Wochen­bericht davon aus, dass der Höhe­punkt der aktuellen Corona-Welle wahrscheinlich erreicht oder sogar schon überschritten ist. Der weitere Pandemie­verlauf hänge aber nach wie vor davon ab, ob sich größere Teile der Bevölkerung auch bei Lockerungen staatlich angeordneter Maßnahmen weiterhin umsichtig und rücksichtsvoll verhielten.

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„Es wird keine Atem­pause geben“

Die Vorstands­vorsitzende der Landes­kranken­haus­gesellschaft Thüringen, Gundula Werner, verwies ebenfalls auf die hohe Belastung der Kliniken mit Blick auf viele Personal­ausfälle wegen Quarantäne oder Krankheit. „Eine rasant zunehmende Corona-Belegung in dieser Pandemie­welle trifft nun auf deutlich weniger vorhandenes Personal in den Kliniken“, erklärte Werner. „Corona hat auch bei den Beschäftigten in den Kliniken Spuren hinterlassen.“

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Corona-Experten warnen vor steigenden Todes­zahlen

Bereits am Dienstag hatte Christian Drosten in der vorerst letzten regulären Folge des Podcasts „Coronavirus-Update“ düstere Prognosen getroffen: Er gehe davon aus, dass sich demnächst die Intensiv­stationen stärker füllen und mehr Todes­fälle zu verzeichnen sein werden – möglicher­weise bis etwa Mitte Mai. Denn man erkenne einen linearen Anstieg bei den Kranken­haus­einweisungen und eine Verlagerung zu höheren Alters­gruppen, erklärte er.

Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek fügte hinzu, wenn die Infektions­zahlen stiegen, sei es „natürlich schlecht, wenn man dann noch zusätzlich Maßnahmen aufhebt und damit das noch ankurbelt“. Sie empfahl ausdrücklich, auch weiterhin Masken zu tragen – etwa in Situationen, in denen es eng wird und in schlecht belüfteten Innen­räumen.

Bevölkerung und Politik verunsichert

Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland blickt einer Umfrage zufolge mit Sorge auf das Ende vieler Corona-Schutz­maßnahmen am Wochen­ende. 58 Prozent der Befragten zeigten sich besorgt über das Auslaufen der Masken­pflicht an den meisten Orten oder der 2G- und 3G-Maßnahmen, wie aus der am Freitag veröffentlichten Erhebung des Instituts YouGov hervor­geht.

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Schon der Beschluss der Bundes­regierung, die meisten Corona-Regeln aufzuheben, war in den Ländern auf breiten Protest gestoßen. Nach einer Übergangs­frist bis zum 2. April können sie weiter­gehende Beschränkungen mit mehr Masken­pflichten und Zugangs­regeln nur noch verhängen, wenn das Landes­parlament für Hotspots eine kritische Lage feststellt. Bisher machen nur Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg Gebrauch von dieser Regelung.

RND/ml/dpa/epd

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