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Depression im Alter: Hier können sich Senioren und Angehörige Hilfe holen

Ein älterer Mann fährt mit seinen Händen durch seine grauen Haare.

Ein guter erster Ansprechpartner bei einem Verdacht auf Depressionen ist der Hausarzt.

Hannover. Depressionen bei älteren Menschen werden nach einer kürzlich veröffentlichten repräsentativen Umfrage in Deutschland massiv unterschätzt. Auslöser von Depressionen können in jedem Lebensalter traumatische Erlebnisse, Missbrauch, aber auch erbliche Faktoren sein. “Das ist keine pure Befindlichkeitsstörung, Depressionen fühlen sich anders an”, betont Psychiater Ulrich Hegerl, Vorstandschef der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

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Wenn alten Menschen nichts mehr Freude macht, sie kaum noch etwas interessiert und sie sich permanent erschöpft fühlen, schrillen bei Angehörigen und auch Pflegepersonal seltener die Alarmglocken als bei jüngeren Menschen. Ähnlich gelte das für zu wenig Appetit, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, innere Unruhe, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken.

Facharzt kann Depression und Demenz unterscheiden

Menschen werden nicht depressiv, weil sie einsam sind.

Psychiater Ulrich Hegerl

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“Menschen werden nicht depressiv, weil sie einsam sind”, ergänzte der Psychiater. “Es ist oft die Depression, die zum sozialen Rückzug und zu einem Gefühl der inneren Versteinerung führt.” Im Fall einer Erkrankung oder eines Verdachts auf eine Depression sei ein Gespräch mit einem Arzt oder Psychologen unverzichtbar. Mediziner könnten Depressionen auch gut von einer Demenz unterscheiden.

Wo finden Senioren bei einer Depression Hilfe?

Grundsätzlich sei der Hausarzt der erste Ansprechpartner für die Diagnostik und Behandlung, empfiehlt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Er überweist bei Bedarf an einen Facharzt weiter. Bei konkreten Suizidgedanken sollte man sich an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112 wenden. Eine Übersicht zu Krisendiensten und Beratungsstellen in Deutschland und ein Onlineforum für Erwachsene zum Austauschen gibt es auf der Homepage der Depressionshilfe.

Unterstützung am Wohnort erhalten Depressive zudem beim Sozialpsychiatrischen Dienst (SpDi). Das ist ein Angebot für Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige. Die Kontaktdaten des nächstgelegenen SpDi bekommen Betroffene beim Gesundheitsamt. Eine erste Anlaufstelle für Informationen und Anlaufstellen kann auch das bundesweite Infotelefon Depression sein, erreichbar unter der Rufnummer 0800/3344533. Das Angebot ist kostenfrei und montags, dienstags und donnerstags von zwölf bis 17 Uhr, mittwochs und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr besetzt.

Wie können Angehörige bei einer Depression helfen?

Wenn ältere Verwandte depressiv werden, ist das auch für Angehörige eine schwierige Situation. Viele wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.

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1) Nehmen Sie die Krankheit ernst: Depressive Stimmungen sollten Angehörige keinesfalls verharmlosen, sagen die Experten der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Wie bei allen schweren Krankheiten sollte man umgehend ärztlichen Rat einholen. Weil es für depressive Menschen oft schwer ist, sich zu einem Arztbesuch aufzuraffen, können Angehörige dabei helfen, den Termin auszumachen oder mit in die Praxis kommen.

2) Bleiben Sie geduldig und geben Sie keine Ratschläge: Zuhören ist wichtig. Auch wenn sich depressive Menschen immer wieder beklagen, sollten Angehörige geduldig sein, positiv bleiben und sich nicht abwenden. Zudem sollte man keine gut gemeinten Ratschläge erteilen. Oftmals seien sie nicht hilfreich. Stattdessen sollten Verwandte die Eigeninitiative des Depressiven unterstützen.

3) Rufen Sie im Zweifel den Notarzt: Haben Angehörige den Verdacht, dass jemand in Gefahr ist, sich das Leben zu nehmen, sollten sie ihn darauf ansprechen. Das rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Keinesfalls sollten Verwandte aber versuchen, selbst professionelle Hilfe zu leisten, sondern einen Arzt oder Psychologen zurate ziehen. Wenn ein Mensch unmittelbar suizidgefährdet und in großer Gefahr ist, sich aber keine Hilfe holt, sollten Angehörige sofort den Notarzt unter der Nummer 112 rufen.

RND/dpa/sbu

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