Corona sorgt für Übersterblichkeit in Deutschland: Seit März 2020 starben deutlich mehr Menschen als erwartet

Ein Sarg mit einem Verstorbenen mit der Aufschrift „Covid 19" steht in einem Krematorium.

Ein Sarg mit einem Verstorbenen mit der Aufschrift „Covid 19" steht in einem Krematorium.

Wiesbaden. Die Corona-Pandemie hat in Deutschland zu einer Übersterblichkeit geführt. Zu diesem Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt (StBA). Von März 2020 bis Februar 2021 sind fast 71.000 Menschen (7,5 Prozent) mehr gestorben als in den zwölf Monaten zuvor. Ab Februar dieses Jahres lagen die Sterbefallzahlen zunächst unter dem mittleren Wert der vier Vorjahre, sind dann im weiteren Verlauf jedoch aufgrund der dritten Corona-Welle wieder angestiegen. Seit September 2021 verzeichnet das StBA erneut eine deutliche Übersterblichkeit.

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Der beobachtete Anstieg der Todesfälle lasse sich nicht allein durch die Alterung der Bevölkerung erklären, teilte Christoph Unger am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden mit. „Von März 2020 bis Mitte November 2021 sind in Deutschland mehr Menschen verstorben, als unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung zu erwarten gewesen wäre“, sagte der Vizepräsident des StBA. Ebenso wenig hätten saisonale Einflüsse wie Hitze- oder Grippewellen den Anstieg der Sterbefallzahlen beeinflusst; vielmehr sei es die Pandemie gewesen.

2020: Fünf Prozent mehr Todesfälle als im Vorjahr

Insgesamt sind im vergangenen Jahr bundesweit rund 985.600 Menschen gestorben. Das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr 2019, also rund 46.000 Fälle.

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Aufgrund der Alterung der Bevölkerung wäre nur ein Anstieg der Sterbefallzahlen um etwa zwei Prozent, also etwa 20.000 Fälle, zu erwarten gewesen, teilte das StBA mit. „Das heißt im Umkehrschluss: Rund 26.000 Sterbefälle im Jahr 2020 können nicht auf eine alternde Gesellschaft zurückgeführt werden“, so die Behörde weiter. „Normalerweise geht die Sterblichkeit von Jahr zu Jahr zurück. Im Zuge der Corona-Krise ist die Sterblichkeit in Deutschland jedoch angestiegen.“

Covid-19 ist Haupttodesursache für knapp 40.000 Menschen gewesen

39.758 Menschen sind 2020 aufgrund einer Corona-Erkrankung gestorben, ermittelte das StBA. Bei 8102 Menschen sei Covid-19 eine tödliche Begleiterkrankung gewesen. Zusammen sind das knapp 48.000 Deutsche, die im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion gestorben sind.

Die meisten Todesfälle mit Covid-19 als Grundleiden sind in der Altersgruppe der über 80-Jährigen aufgetreten. In vielen Fällen litten die Betroffenen bereits unter Vorerkrankungen wie Demenz (20 Prozent), Diabetes mellitus (16 Prozent) oder etwa einem erhöhten Bluthochdruck (21 Prozent).

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Das StBA wies ferner darauf hin, dass der Blick auf die Todeszahlen des Jahres 2020 „nur bedingt hilfreich“ sei, um die Auswirkungen der Pandemie auf die Sterblichkeit bewerten zu können. „Solche Auswirkungen zeigen sich erst ab März 2020, als erstmals Corona-Infektionen und Covid-19-Todesfälle in großer Zahl auftraten“, erklärte die Behörde. „Die isolierte Betrachtung eines Kalenderjahres ist auch deshalb unzureichend, weil sich die zweite Corona-Welle auch auf den Jahresbeginn 2021 erstreckte. Die dritte Welle lag komplett im Jahr 2021 und aktuell befinden wir uns mitten in der vierten Welle.“

Wegen hoher Auslastung: Kliniken verschieben Operationen

Auch die Zahl der Covid-19 bedingten Krankenhausfälle hat das StBA für das Jahr 2020 ermittelt. Demnach wurden mit oder wegen einer Corona-Erkrankung rund 176.000 Menschen stationär in deutschen Kliniken behandelt. Fast 21 Prozent von ihnen mussten intensivmedizinisch versorgt werden. Von den Corona-Intensivpatientinnen und -Intensivpatienten mussten knapp 59 Prozent – also rund 21.400 – künstlich beatmet werden. Mehr als jeder sechste Covid-19-Fall im Krankenhaus endete tödlich.

Aufgrund der hohen Belastung der Kliniken während der Pandemie mussten zudem viele Operationen und Behandlungen verschoben werden. Das zeigt sich auch in der Krankenhausstatistik: So gab es 2020 knapp 2,5 Millionen (13,1 Prozent) weniger Behandlungen als im Vorjahr – und 690.000 weniger Patientinnen und Patienten, die operiert werden mussten.

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