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Vorsprung bleibt erhalten

Corona-Infektion und sinkende Antikörper: Verschwindet der Immunschutz irgendwann komplett?

Antikörper gegen das Coronavirus ( 3-D-Illustration).

Antikörper gegen das Coronavirus ( 3-D-Illustration).

Es gibt Krankheiten, gegen die man sich einmal impfen lässt, und dann hat man für immer Ruhe. Masern, Mumps und Röteln zählen beispielsweise dazu. Bei Tetanus, Diphtherie, Polio oder Keuchhusten ist das anders. Die Impfung gegen diese Krankheiten bietet fünf bis zehn Jahre Schutz – danach sollte sie wiederholt werden. Und bei der Grippeimpfung müssen gefährdete Menschen den Immunschutz sogar jedes Jahr mit einem neu zusammengesetzten Impfstoff auffrischen lassen. Denn das Virus verändert sich sehr schnell.

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Beim Immunschutz gegen Corona verhält es sich nach bisherigen Erkenntnissen ähnlich wie bei der Grippe. Durch eine Impfung baut sich zwar eine solide Immunantwort auf, die in gewissem Maße vor Ansteckung und vor allem vor Krankheit und Tod schützt. Zahlreiche Studien haben aber inzwischen gezeigt, dass das Level für den Immunschutz gegen Omikron-relevanter Antikörper im Schnitt rund drei Monate nach der letzten Impfung wieder abnehmen kann. Bei Delta sind es rund sechs Monate. Und auch nach dem Booster ist das so. Auch Personen, die eine Corona-Infektion einmal überstanden haben, sind nicht dauerhaft gegen die Krankheit immun, wie das RKI festhält.

„Natürlich bleibt der Immunschutz erhalten“

Das heißt aber nicht, dass Geimpfte und Genesene dem Coronavirus plötzlich von einem Tag auf den anderen wieder komplett schutzlos entgegentreten. „Natürlich bleibt der Immunschutz erhalten“, betont Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Sie verweist auf verschiedene Bereiche des menschlichen Immunsystems. Und da spielen nicht nur die neutralisierenden Antikörper eine Rolle. „Nach dreimal Impfen oder auch zweimal Impfen plus einer Infektion hat sich ein immunologisches Gedächtnis gebildet – auch B-Zellen mit Antikörpern und T-Zellen“, erläutert die Expertin.

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Dieses immunologische Gedächtnis ist ein weiterer wichtiger Schutzmechanismus gegen eine erneute Erkrankung. Nach bisherigen Erkenntnissen verschwindet es nicht so schnell wie die gemessenen Antikörpertiter im Blut. Diese Bereiche des Immunsystems verschaffen auch Geimpften und Genesenen bei einer Corona-Infektion einen messbaren Vorsprung. Zwar verhindern die gesunkenen Antikörpertiter dann nicht mehr vollständig, dass die Coronaviren Zellen im Hals-Nasen-Raum infizieren. Es kommt zur Ansteckung – und auch zu Symptomen. Aber die immunologischen Gedächtniszellen – also die T- und B-Zellen – rücken trotzdem auf den Plan. Sie bieten dem Virus noch die Stirn und verhindern, dass es sich weiter im Körper ausbreitet.

Schutz vor schwerem Covid-19 bleibt bei Omikron – und danach?

Ohne Impfung und Booster oder zusätzlicher Infektion würde die Erkrankung also schwerer verlaufen. Das ist auch bei den beiden Omikron-Subtypen BA.1 und BA.2 der Fall. „Die durch drei Impfungen aufgebaute systemische Immunität durch Antikörper, Gedächtnis-B- und T-Zellen, schützt nach wie vor sehr gut vor einem schweren Krankheitsverlauf, da auch die Omikron-Variante diese Schutzmechanismen kaum unterlaufen und eine Virusausbreitung im Körper somit verhindert werden kann“, heißt es in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Die Mutanten könnten bei Geimpften lediglich den Schutz vor Ansteckung teilweise unterlaufen. Der Schutz vor schwerer Erkrankung bleibe aber bei immungesunden Menschen „weitgehend“ und „langanhaltend“ bestehen.

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Offen ist noch, inwieweit der Immunschutz bei neu kursierenden Varianten ausfällt – und auch bei über 60-Jährigen, bei Menschen mit Immunschwäche und relevanten Risikofaktoren für Covid-19. Bei ihnen könnten Auffrischungsimpfungen mit neueren Impfstoffen noch nötig werden. Aktuell ist die Datenlage dazu aber noch unklar. Deshalb sei es zum nächsten Herbst hin wichtig, „rechtzeitig im Sommer umfassende Kohortenstudien zur Bestimmung der virusneutralisierenden Antikörper durchzuführen“, fordert die Gesellschaft für Immunologie in ihrer Stellungnahme.

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