Bahnstreik: Besteht in überfüllten Zügen Ansteckungsgefahr?
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Zahlreiche Reisende warten am frühen Morgen im Frankfurter Hauptbahnhof auf einen ICE nach Berlin zu Beginn eines bundesweitern 48-stündigen Streiks im Personenverkehr der Bahn und in der Bahn-Infrastruktur. Dazu hatte die Lokführergewerkschaft GDL ihre Mitglieder aufgerufen.
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
Durch den Bahnstreik drohen überfüllte Züge. Die Bahn will während des Streiks nach eigenen Angaben Züge mit größtmöglicher Sitzplatzkapazität einsetzen. Auch der Reservierungsstopp bei einer Auslastung von 50 Prozent, wie es ihn zuletzt coronabedingt gegeben hat, ist während des Streiks ausgesetzt.
Sind Reisende nun einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt? Grundsätzlich konnte bisher keine erhöhte Infektionsgefahr in Zügen festgestellt werden. Die Deutsche Bahn verweist auf mehrere Untersuchungen dazu. Eine Studie stammt von der Charité Research Organisation (CRO), diese hatte im Auftrag der Bundesländer und des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) das Ansteckungsrisiko von Bus- und Bahnfahrgästen mit dem von Pendlerinnen und Pendlern verglichen, die mit Pkw, Motorrad oder Fahrrad unterwegs waren. Insgesamt hatten 681 Freiwillige an der Studie teilgenommen. Es wurde kein erhöhtes Infektionsrisiko bei Bahnreisenden festgestellt: Dies galt allerdings unter der Bedingung, dass FFP2-Masken getragen wurden, Abstand zu den Mitreisenden eingehalten wurde und die Fahrzeuge gut durchgelüftet waren.
Zusammen mit der Deutschen Bahn hatte die die Charité Research Organisation zudem das Infektionsrisiko für das Deutsche Bahn-Personal mit und ohne Kundenkontakt verglichen, insgesamt 1037 Mitarbeitende hatten an der Untersuchung teilgenommen. Der Abschlussbericht wurde im Mai diesen Jahres veröffentlicht. Für Zugbegleiter, die sich den ganzen Tag lang im Zug aufhalten, konnte demnach kein erhöhtes Infektionsrisiko festgestellt werden.
FFP2-Maske bietet guten Schutz
Für die Studie „Luftqualität in Schienenfahrzeugen“ (LUQAS) hatte die Abteilung Systemtechnik der Deutschen Bahn außerdem gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt untersucht, wie sich Aerosole und Tröpfchen in Zügen ausbreiten. Sie simulierten dabei die Ausbreitung infektiöser Partikel, indem sie CO₂ einleiteten und dessen Verteilung in der Raumluft nachverfolgten.
Die Studie kam zu dem Schluss, dass sich Aerosole nicht in nennenswertem Ausmaß über die Klimaanlage in Zügen verbreiten. Vielmehr verhinderte das Belüftungssystem eine Ausbreitung im ganzen Wagen. Eine höhere Konzentration sei lediglich im unmittelbaren Umfeld einer Person zu erwarten. Selbst wenn keine Masken getragen würden, könnten maximal 0,2 Prozent der Tröpfchen und Aerosole, die von einem Fahrgast beim Atmen abgegeben werden, von einem anderen Fahrgast eingeatmet werden, heißt es in der Untersuchung. Durch das Tragen von Masken werde die Belastung noch weiter reduziert.
Nach Angaben der Deutschen Bahn wird die Luft in einem ICE alle sieben Minuten vollständig erneuert. Auch bei einer stärkeren Auslastung wäre das eine wirksame Maßnahme zum Infektionsschutz. Eine Studie, die das Infektionsrisiko in überfüllten Zügen untersucht, liegt zwar noch nicht vor. Korrekt getragene FFP2-Masken bieten Reisenden aber grundsätzlich einen guten Selbstschutz und halten einen Großteil der Aerosole ab. Zudem liegen die Infektionszahlen deutlich unter denen der Infektionswellen im vergangenen Jahr – selbst eine stärkeren Zugauslastung bedeutet also nicht automatisch eine Gefährdung.
Die Bahn rät Reisenden außerdem dazu, ihre Hände möglichst regelmäßig zu desinfizieren. Haltestangen und Türöffner sollten nicht berührt werden, auch wenn diese unterwegs gereinigt würden. Derzeit sei Letzteres auch nicht nötig – in aller Regel öffneten die Türen am Bahnhof aktuell von selbst.