Auffrischimpfungen: Wo die Booster-Kampagne rollt und wo sie stockt
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Eine Arzthelferin zieht in einer Praxis einer Hausärztin eine Spritze gegen das Corona-Virus auf.
© Quelle: Wolfgang Kumm/dpa
Die Impfkampagne verlief im Spätsommer und Herbst schleppend. Nur noch wenige Menschen entschieden sich für eine Erstimpfung – und dementsprechend auch für eine Zweitimpfung. Daran hat sich auch im Dezember nicht viel geändert. Dafür rollt nun aber die Booster-Kampagne an. Allein am Mittwoch (15. Dezember) bekamen fast 1,5 Millionen Menschen in Deutschland eine Injektion verabreicht, etwa 1,3 Millionen davon die Auffrischungsimpfung. Das ist der bisherige Höchststand an einem Tag seit Beginn der Impfungen Ende 2020.
Deutschlandweit haben inzwischen fast 23 Millionen Menschen ihre Auffrischimpfung gegen Covid-19 erhalten (Stand: 16.12.2021). Insgesamt haben bis jetzt rund 36 Millionen Menschen einen gesetzlichen Anspruch auf den Booster, weil die zweite Impfung bereits lange genug zurückliegt. Die Bundesländer verlangen in der Regel einen Abstand von rund fünf bis sechs Monaten. Im Fall des Impfstoffs von Johnson & Johnson ist die erste Impfung ausschlaggebend, dann empfiehlt die Stiko eine Auffrischung bereits nach vier Wochen. Selbst wenn ab jetzt keine Erst- und Zweitimpfungen mehr verabreicht würden, können im Laufe des kommenden halben Jahres bis zu 58 Millionen Menschen eine Auffrischimpfung erhalten.
Am weitesten hat derzeit Baden-Württemberg das Potenzial der Booster-Berechtigten ausgeschöpft. Dort haben bereits mehr als 90 Prozent der Anspruchsberechtigten ihren Immunschutz erneuert. Die niedrigste Quote hat Niedersachsen mit rund 41 Prozent. Das liegt aber vor allem daran, dass Niedersachsen die Booster-Impfung bereits nach vier Wochen gewährt, was den Kreis der Berechtigten stark ausgeweitet hat. Baden-Württemberg erlaubt die dritte Impfung dagegen erst nach sechs Monaten.
Sachsen ist das Booster-Schlusslicht
Nimmt man für alle Bundesländer gleichermaßen die Personen als Grundlage, deren zweite Impfung mehr als sechs Monate zurückliegt, kommt Niedersachsen auf eine Booster-Quote von mehr als 93 Prozent und damit auf Platz zwei hinter Berlin, das fast alle Bürger bereits geboostert hat, deren zweite Impfung ein halbes Jahr her ist. Schlusslicht ist in dieser Rangfolge Sachsen mit etwas mehr als 71 Prozent.
Tatsächlich erlauben Schleswig-Holstein, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Berlin, Thüringen und das Saarland den Booster bereits nach fünf Monaten. Zeitweilig hatte Nordrhein-Westfalen sogar wie Niedersachsen die Frist auf vier Wochen verkürzt, ist dann aber wieder zurückgerudert. Einige Bundesländer sehen Ausnahmen von der Mindestfrist vor und gewähren den Ärzten Ermessensspielräume.
Wenig Bewegung bei Erstimpfungen
Im internationalen Impfvergleich hat Deutschland zunächst wegen mangelnder Impfstoffe und später wegen mangelnder Impfbereitschaft der Bevölkerung immer einen hinteren Platz eingenommen. Der Anteil der mindestens einmal Geimpften liegt derzeit bei 73 Prozent und damit deutlich unter den meisten westeuropäischen Ländern. Insbesondere Portugal sticht heraus: Dort sind 89 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal und fast ebenso viele zweimal immunisiert (Stand: 16.12.2021).
Deutschland boostert mit am schnellsten
Betrachtet man nur die dritten Impfungen, liegt Deutschland allerdings im Vergleich mit den größeren Ländern ab fünf Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen auf dem siebten Platz weltweit. Nur Chile, Israel, Großbritannien, Österreich, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ungarn haben anteilig mehr Menschen geboostert (Stand: 15.12.2021). Um sich diesen Vergleich anzusehen, sortieren Sie die folgende Grafik nach den dritten Impfungen.
Der unerwartete Erfolg der Booster-Kampagne führt nun zu einem Problem, das seit dem Sommer eigentlich überwunden schien. Laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach dürfte der Impfstoff Anfang des kommenden Jahres knapp werden. Hinzu kommen Befürchtungen, dass Antikörper von Geimpften vergleichsweise schlecht auf die stark mutierte Omikron-Variante ansprechen. Dieser verschlechtere Schutz kann durch eine Booster-Impfung aber wohl zumindest in Teilen ausgeglichen werden.