Astrazeneca: Das ist über den Corona-Impfstoff AZD1222 bekannt

Der Corona-Impfstoff von Astra Zeneca ist im Vergleich zu den Vakzinen von Biontech und Moderna einfacher zu transportieren und zu lagern.

Der Corona-Impfstoff von Astra Zeneca ist im Vergleich zu den Vakzinen von Biontech und Moderna einfacher zu transportieren und zu lagern.

Der britisch-schwedische Arzneimittelkonzern Astrazeneca hat Ende Januar eine bedingte Zulassung für seinen Corona-Impfstoff in der Europäischen Union (EU) erhalten. Das vom Pharmaunternehmen und der Universität in Oxford gemeinsam entwickelte Vakzin ist nun das dritte zugelassene Präparat gegen Covid-19 in der EU. Anders als bei den bisher zugelassenen Vakzinen handelt es sich nicht um einen mRNA-Impfstoff. Und auch in vielen anderen Aspekten unterscheidet sich der Impfstoff AZD1222 von den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna.

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1. Wie funktioniert der Impfstoff von Astrazeneca im Körper?

Anders als die Vakzine von Moderna und Biontech handelt es sich bei dem Präparat von Astrazeneca nicht um einen mRNA-Impfstoff. Das Vakzin ist vektorbasiert und setzt auf ein Verfahren, das bereits bei vielen Impfungen angewandt wird. Hierbei wird Erbmaterial des Coronavirus mithilfe einer abgeschwächten Version eines harmlosen Erkältungsvirus von Schimpansen in die Körperzellen gebracht. Dadurch wird die Bildung von spezifischen Antikörpern und T-Zellen gefördert, die beide für die Immunabwehr gegen Covid-19 wichtig sind.

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2. Wie sicher ist das Astrazeneca-Vakzin?

Als erster Hersteller eines Corona-Impfstoffs hat Astrazeneca die Zwischenergebnisse seiner Phase-III-Studie in einem Fachjournal mit Peer Review veröffentlicht. Das heißt, auch unabhängige Experten haben die Ergebnisse zur Wirksamkeit des Impfstoffes gegen Covid-19 begutachtet. Die in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichte Studie befindet den Impfstoff für „sicher und wirksam“.

Unter 23.745 Probanden traten bei 168 im Untersuchungszeitraum von rund dreieinhalb Monaten 175 schwere unerwünschte Befunde auf. Davon wurden 91 der Kontrollgruppe – also der Gruppe, die nicht den Impfstoff, sondern ein Placebo-Präparat erhielt – und 84 der Gruppe zugeordnet, die mit dem Vakzin geimpft wurde. Zehn Studienteilnehmer mussten in einer Klinik behandelt werden. Dabei kam es zu zwei schweren Verläufen und einem Todesfall. Jedoch waren alle zehn Klinik-Fälle in der Kontrollgruppe aufgetreten. Die Teilnehmer hatten den Impfstoff also nicht erhalten. In „The Lancet“ wird ein Fall von Fieber (über 40 Grad) und eine Rückenmarksentzündung genannt, die eventuell mit dem Impfstoff zusammenhängen.

3. Welche Impfreaktionen sind bekannt?

Beim Astrazeneca-Vakzin wurde über ähnliche Impfreaktionen nach der Injektion berichtet wie bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna. Die Studienteilnehmer berichteten häufiger über Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle (86 Prozent), Müdigkeit (53 Prozent), Kopfschmerzen (52,6 Prozent), ein allgemeines Krankheitsgefühl (44,2 Prozent), Muskelschmerzen (44 Prozent), Fiebrigkeit (33,9 Prozent), Schüttelfrost (31,9 Prozent) und Übelkeit (21,9).

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Die britische Regierung hat nach ersten Impfungen mit dem Präparat zudem darauf hingewiesen, dass es in seltenen Fällen zu Schwindel, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, vergrößerten Lymphknoten sowie Fieber, exzessivem Schwitzen und Hautausschlag kommen kann.

4. Wie wirksam ist die Impfung?

Im Vergleich zu den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna hat das Vakzin von Astrazeneca eine geringere Wirksamkeit gezeigt. Nach der Gabe zweier Impfdosen bietet AZD1222 einen Schutz von etwa 70 Prozent gegen Covid-19, so die Zwischenergebnisse der Phase-III-Studie. Die Wirksamkeit des Biontech-Präparats lag hingegen bei 95 Prozent, im Falle von Moderna bei 94,5 Prozent.

Die Schutzwirkung hängt den bisherigen Studienergebnissen zufolge dabei stark von der Dosis ab. Der Schutzeffekt lag bei 62 Prozent, wenn die Teilnehmer die vorgesehenen zwei vollen Dosen bekommen hatten. Wurde jedoch zunächst eine halbe und erst beim zweiten Mal eine volle Dosis verabreicht, konnte eine Wirksamkeit von 90 Prozent errechnet werden.

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Bei der Dosierung mit einer halben und einer ganzen Dosis handelte es sich eigentlich um einen Fehler während der Phase-III-Studie. Ein „glücklicher Zufall“, wie Mene Pangalos, Vizepräsident der biopharmazeutischen Forschung und Entwicklung bei Astrazeneca, den Fehler bezeichnete – denn das Vakzin war bei dieser Dosierung wirksamer.

Im Vereinigten Königreich wird der Impfstoff seit der Zulassung jedoch vorerst in zwei vollen Dosen in einem Abstand von vier bis zwölf Wochen verabreicht. Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät, zwischen beiden Impfdosen hingegen einen zeitlichen Abstand von neun bis zwölf Wochen einzuhalten. Bei den Corona-mRNA-Impfstoffen sind die zeitlichen Abstände kürzer. Zwischen der Erst- und Zweitimpfung mit dem Vakzin von Biontech und Pfizer sollten drei bis sechs Wochen liegen, beim Moderna-Impfstoff vier bis sechs Wochen.

In Deutschland sollen zunächst nur Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren den Astrazeneca-Impfstoff erhalten. So lautet die Empfehlung der Stiko. Grund dafür sei die noch zu geringe Datenlage zur Wirksamkeit des Impfstoffes bei älteren Menschen. In der von Astrazeneca veröffentlichten Studie heißt es dazu: „Die Wirksamkeit des Impfstoffs in älteren Altersgruppen konnte nicht beurteilt werden, wird aber, wenn genügend Daten zur Verfügung stehen, in einer zukünftigen Analyse bestimmt werden, nachdem mehr Fälle aufgetreten sind.“

5. Schützt der Impfstoff auch vor den neuen Coronavirus-Varianten?

Forscher der Universität Oxford teilten Anfang Februar mit, dass der Astrazeneca-Impfstoff auch gegen die britische Coronavirus-Variante wirksam sei. Der Schutz vor einer symptomatischen Infektion sei ähnlich hoch wie beim Wildtyp von Sars-CoV-2, heißt es in der veröffentlichten Preprint-Studie. Trotzdem wollen sich die Forscher auf eine Anpassung ihres Impfstoffs vorbereiten. „Wir werden weiterhin die Entstehung neuer Varianten überwachen“, wird Sarah Gilbert, Professorin für Vakzinologie, in einer Mitteilung der Universität zitiert. Zu der südafrikanischen Coronavirus-Variante B 1.351 und der brasilianischen Mutante P.1 liegen bisher noch keine Daten vor.

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6. Worin unterscheidet sich der Impfstoff von den mRNA-Impfstoffen?

Obwohl die Wirksamkeit im Vergleich zu den Vakzinen von Biontech und Moderna geringer ist, setzen viele Länder viel Hoffnung auf AZD1222. Denn der Impfstoff von Astrazeneca hat gegenüber den mRNA-Präparaten einen Vorteil: Statt bei minus 70 oder minus 20 Grad Celsius kann der Impfstoff auch bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad transportiert und gelagert werden.

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Das macht es dem Münchner Infektiologen Clemens Wendtner zufolge einfacher, ihn auch in Ländern mit weniger Ressourcen für aufwendige Kühlketten einzusetzen. Neben der einfacheren Lagerung punktet das Präparat von Astrazeneca auch bei den Kosten, die bei nur 1,78 Euro pro Dosis liegen. Zum Vergleich: In der Preisliste stehen Moderna mit 14,70 Euro pro Dosis und Biontech/Pfizer mit zwölf Euro pro Dosis weiter oben.

Eines haben aber alle drei Impfstoffe gemeinsam: Sie richten sich gegen das Spikeprotein von Sars-CoV-2. Mithilfe des Spikeproteins kann das Virus in die menschlichen Körperzellen der Atemwege eindringen – und ist somit dessen wichtigste Waffe. Gleichzeitig ist das Spikeprotein die verwundbarste Stelle des Virus, da es auch Bindungsstelle für neutralisierende Antikörper sein kann.

7. Wo ist der Impfstoff von Astrazeneca bereits zugelassen?

Als erstes Land der Welt hatte Großbritannien den vom Pharmaunternehmen Astrazeneca hergestellten Corona-Impfstoff Ende Dezember zugelassen. Inzwischen kommt das Vakzin auch in Pakistan, Indien, Nepal, Bangladesch, Sri Lanka, Myanmar, Marokko, Brasilien und auf den Seychellen zum Einsatz. Seit Ende Januar ist der britisch-schwedische Vektorimpfstoff in Europa zugelassen.

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8. Welche Fragen bleiben noch offen?

Bislang ist bei Astrazeneca und den in der EU bereits zugelassenen mRNA-Impfstoffen noch unklar, wie lange der Schutz der Impfung vor einem schweren Covid-19-Verlauf anhält und inwieweit die Impfung auch eine Weitergabe von Sars-CoV-2 verhindert. Von der Stiko heißt es dazu: „Die bisher vorliegenden Daten erlauben nicht, die Wirksamkeit der mRNA- und Vektor-basierten Covid-19-Impfstoffe hinsichtlich einer Verhinderung oder Reduktion der Transmission abschließend zu bewerten.“

Die Ergebnisse der Anfang Februar publizierten Preprint-Studie deuten zumindest darauf hin, dass Infizierte, die zuvor mit dem Astrazeneca-Impfstoff geimpft wurden, für einen kürzeren Zeitraum ansteckend sind als Nicht-Geimpfte. Das könne zu einer Reduzierung der Übertragungsrate führen, so die Oxford-Forscher.

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Zudem muss in weiter laufenden Studien beobachtet werden, ob Langzeitfolgen nach einer Impfung auftauchen. Bislang hat Astrazeneca noch von keinen schwerwiegenden Impfreaktionen bei den Studienteilnehmern berichtet.

RND/bk/sbu/lb mit Material von dpa

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