Psychotherapeuten fordern höhere Preise für Alkohol und Legalisierung von Cannabis
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Ein Mann raucht bei der Auftaktkundgebung einer Demonstrationen für eine zügige Legalisierung von Cannabis einen Joint.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Berlin. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Deutschland fordern eine Verteuerung von Alkohol und eine Legalisierung von Cannabis. Beides sollte zudem wie alle anderen legalen Rauschmittel nur noch in lizenzierten Geschäften abgegeben werden dürfen, so die Bundespsychotherapeutenkammer in einer neuen Stellungnahme, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt.
Die Kammer plädiert zugleich für ein Mindestalter von 18 Jahren für den Kauf aller legalen Drogen. Die Abgabe an Minderjährige müsse stärker als bislang sanktioniert werden.
Die Drogenpolitik könne den Gebrauch von Drogen nicht verhindern, sagte Kammerpräsident Dietrich Munz. „Deshalb sollten Erwachsene wie Jugendliche auch lernen, Drogen so zu nutzen, dass sie ihre Gesundheit nicht gefährden und das Risiko für Missbrauch und Abhängigkeit gering bleibt“, so der Stuttgarter Psychotherapeut.
Alkohol nur noch in Fachgeschäften
Für die Millionen Menschen, die regelmäßig Bier, Schnaps und Wein trinken, soll es nach Ansicht der Kammer neue Hürden geben. Die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten fordern höhere Alkoholsteuern und einen Mindestpreis für Alkohol.
Bei der Beschränkung aller legalen Drogen auf Lizenzshops schwebt der Kammer eine „Abgabe durch Fachpersonal“ vor, ausgebildet in Suchtprävention. Die Therapeutinnen und Therapeuten beklagen, dass legale Drogen etwa in Supermärkten, Tankstellen, über Automaten oder Internet fast überall rund um die Uhr verfügbar seien. Künftig solle das Fachpersonal über die Wirkungen informieren und das Alter prüfen.
„Alkohol ist deutlich gefährlicher als Cannabis“, stellt die Bundespsychotherapeutenkammer fest. So trinke fast jede und jeder Fünfte in Deutschland riskant viel davon. Alkohol könne tödlich sein. Cannabis gelte dagegen als moderat schädliche Droge.
Werbeverbot für Alkohol
Die Stellungnahme kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Koalition eine kontrollierte Cannabis-Freigabe vorbereitet. Im Mai hatte der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) den Start eines gründlichen Konsultationsprozesses hierfür angekündigt.
Die Kammer fordert für alle legalen Drogen das Verbot von Werbung. Generell sollte die Drogenpolitik nach Ansicht der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten auf Regulierung und Prävention setzen – aber auch auf „aufgeklärten, kompetenten und eigenverantwortlichen Gebrauch von Drogen“. Das sei der beste Schutz vor Missbrauch. Den Menschen verfügbar gemacht werden müssten viel mehr professionelle Angebote, fordert die Kammer, die rund 55.000 Psychotherapeutinnen und -therapeuten vertritt. Angeboten werden solle mehr Früherkennung, Behandlung und Rehabilitation von Suchterkrankungen.
„Das Ziel bleibt das gleiche wie das der bisherigen Drogenpolitik: Drogenmissbrauch und -abhängigkeit vermeiden“, so die Therapeutinnen und Therapeuten. Cannabis sei nicht harmlos und berge insbesondere das Risiko von Psychosen. Doch der Gebrauch von Cannabis nehme trotz Verbot seit Jahrzehnten zu. Die bisherige Politik mit dem Ziel der Einschränkung von Cannabis-Gebrauch sei gescheitert. Der Gehalt des psychoaktiven Wirkstoffs THC solle aber auf höchstens 15 Prozent beschränkt werden, schlagen die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten vor.
RND/dpa
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