„Ab wann ist das System überlastet, Herr Spahn?“: Intensivpfleger kritisiert Gesundheitsminister

Permanentes Arbeiten an der Belastungsgrenze: Intensivpfleger Rüdiger Piske arbeitet auf der Intensivstation des Krankenhauses Bethel Berlin bei einer an Covid-19 erkrankten Patientin.

Permanentes Arbeiten an der Belastungsgrenze: Intensivpfleger Rüdiger Piske arbeitet auf der Intensivstation des Krankenhauses Bethel Berlin bei einer an Covid-19 erkrankten Patientin.

Er ist zur Stimme der Intensivpfleger während der Corona-Pandemie geworden: Krankenpfleger Ricardo Lange. Ob bei Markus Lanz oder in einer Pressekonferenz mit RKI-Chef Lothar Wieler und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, er wird nicht müde, auf die Missstände im Gesundheitswesen hinzuweisen. So auch jetzt wieder, diesmal macht Lange seiner Wut erneut bei Twitter Luft und bekommt dafür jede Menge Zuspruch: „Er hat es wieder getan! Jens Spahn betont, dass man das Gesundheitssystem nicht überlasten darf! Ein System, in dem jede Pflegekraft seit Jahren (!) an ihrer Belastungsgrenze und darüber hinaus arbeitet. Überlastungs- beziehungsweise Gefährdungsanzeigen – welche ja warnen, dass eine Patienten­gefährdung nicht ausgeschlossen werden kann – sind schon lange an der Tagesordnung. Ein System, das nur noch durch die Aufopferungsbereitschaft des Personals aufrechterhalten werden kann, welches permanent aus dem Frei oder Urlaub einspringt!“, so seine Kritik in Richtung des Bundesgesundheitsministers.

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Lange hatte Spahn erst kürzlich bei einer Pressekonferenz in Berlin von den desolaten Arbeitsbedingungen auf Station berichtet, die die Pandemie noch mal potenziert habe. Der Pfleger erzählte von an Covid erkrankten Menschen, denen er am Abend noch Zuspruch und Perspektive gegeben hätte: „Am nächsten Tag kommen Sie zum Frühdienst, das Bett ist leer. Der Patient hat die Nacht nicht überlebt.“ Auch vor Corona seien Menschen auf seiner Station gestorben, aber heute würden die Patienten anders sterben, was vor allem an den drastischen Schutzvorkehrungen läge: „Stellen Sie sich vor, Sie kommen ins Krankenhaus und müssen Abschied nehmen mit Handschuhen, Mundschutz und mit Kittel. Das ist das Letzte, was der Schwerkranke sieht. Und Sie haben keinen körperlichen Kontakt.“

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„Ab wann ist das System überlastet?“

Lange hatte zu Spahn Kontakt aufgenommen, nachdem sich der Minister öffentlich mit Schauspieler Jan Josef Liefers über die Aktion #allesdichtmachen gestritten hatte. Daraufhin war die Einladung zur Pressekonferenz erfolgt. Einigkeit herrschte bei Spahn und Lange im Vorfeld zwar darüber, dass die Lage auf den Intensivstationen bei der Beurteilung der Härte der Corona-Schutzmaßnahmen berücksichtigt werden müsse, doch nicht alles, was Lange anschließend bei der Live­presse­kon­ferenz schilderte, dürfte Bundesgesundheitsminister Spahn gefallen haben, zuweilen war er dabei selbst an den Pranger geraten.

Bereits gestern hatte Lange auf seinem Twitter-Account in Richtung des Bundesgesundheitsministers harsche Worte gewählt: „Intensivpflichtige Patienten liegen auf provisorisch geschaffenen Beatmungsplätzen, betreut von unzureichend geschultem Personal. Ihre Personaluntergrenze wird meist nicht eingehalten, und die Pflege arbeitet seit Jahren am Limit. Ab wann ist das System überlastet, Herr Spahn?“

Spahns Antwort steht noch aus

Dazu postet Lange, der sich auf seinem Twitter-Account als „Intensivkrankenpfleger mit Leidenschaft“ bezeichnet, ein Bild von sich: Der Blick ist direkt in die Kamera gerichtet, sein Gesicht von einem rötlichen Ausschlag gezeichnet.

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Ein Follower kommentiert: „Wenn ich Ihr Gesicht sehe, tun Sie mir unendlich leid. Herzlichen Dank, dass Sie noch nicht aufgeben!“, ein anderer: „Mensch, Ricardo, dein Foto spricht Bände. Da braucht es keine Worte mehr, um deutlich zu machen, was du und deine Kollegen leisten.“

Der Bundesgesundheitsminister postet derweil Bilder von sich, die ihn bei der Impfung zeigen – öffentlichkeitswirksam mit Astrazeneca: „Nach einem Gespräch mit meinem Hausarzt habe ich mich bewusst für eine Impfung mit Astrazeneca ent­schie­den. Wer ein Impfangebot bekommt, sollte es annehmen und sich impfen lassen. Denn eine Impfung schützt – uns selbst und andere. Das ist der Weg raus aus der Pandemie“, schreibt er dazu.

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Eine Antwort Spahns auf Langes ausführliche Kritik steht noch aus.

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