30 Millionen Corona-Impfungen bis Weihnachten: Ist der Plan von Bund und Ländern noch realistisch?
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57,9 Millionen Menschen in Deutschland sind mittlerweile vollständig geimpft, 19,8 Millionen sogar schon geboostert.
© Quelle: imago images/aal.photo
30 Millionen Menschen in Deutschland sollen bis Weihnachten geimpft und geboostert sein. Dieses Ziel haben sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten der Länder nach dem Bund-Länder-Gipfel am 2. Dezember gesetzt. Scholz selbst sprach nach den Beratungen auf Twitter von einem „ehrgeizigen Vorhaben“. Und tatsächlich, der Plan ist sehr ambitioniert – wenn nicht sogar unrealistisch angesichts des aktuellen Impftempos.
Corona-Impfungen in Deutschland: der aktuelle Stand
Insgesamt 60,4 Millionen Deutsche haben inzwischen mindestens eine Dosis eines Corona-Impfstoffs erhalten, wie das offizielle Impfdashboard des Bundesgesundheitsministeriums (Stand: 13. Dezember, 9.16 Uhr) zeigt. Das sind 72,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. 57,9 Millionen Bürgerinnen und Bürger (das entspricht 69,6 Prozent) sind vollständig geimpft, das heißt, sie haben zwei Impfdosen erhalten.
Die Mehrzahl der vollständig Geimpften (86,6 Prozent) ist 60 Jahre und älter. Bei den 18- bis 59-Jährigen haben 76,9 Prozent einen vollständigen Impfschutz, bei den Zwölf- bis 17-Jährigen sind es 48,7 Prozent. Die Zahlen verdeutlichen gleichzeitig, dass es immer noch viele Menschen in Deutschland gibt, die noch nicht geimpft sind. Der Anteil der Ungeimpften beträgt aktuell 27,4 Prozent. Das sind 22,8 Millionen Deutsche, von denen sich vier Millionen nicht impfen lassen können, weil es für sie noch keine Impfstoffzulassung gibt. Gemeint sind die Null- bis Vierjährigen.
Bei den Auffrischungsimpfungen fällt die Zahl der Geimpften deutlich geringer aus, was daran liegt, dass diese Impfkampagne erst später gestartet ist. Mittlerweile sind 19,8 Millionen Menschen (23,8 Prozent) geboostert.
Warum das 30-Millionen-Ziel wohl nicht erreicht wird
Zwischen dem 1. und 12. Dezember 2021 wurden in Deutschland insgesamt 10.684.326 Impfstoffdosen verabreicht, wie aus den Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Damit fehlen bis Heiligabend noch 19.315.674 Impfungen, um das 30-Millionen-Ziel von Bund und Ländern zu erreichen. Mit einem Impftempo von rund 10,6 Millionen Impfungen innerhalb von zwölf Tagen ist dies wohl nicht machbar. Bis Heiligabend würden so nur rund 21 Millionen Impfungen zusammenkommen.
Berücksichtigt werden muss hierbei, dass sich ab sofort auch Kinder zwischen fünf und elf Jahren gegen Covid-19 impfen lassen können. Für sie hatte es bis vor Kurzem noch keinen zugelassenen Impfstoff in Europa gegeben. Das heißt, sie waren noch nicht Teil der Impfkampagne und somit auch nicht Teil der Statistiken. Es werden in den kommenden Tagen also noch viele Impfungen in diesen Altersgruppen hinzukommen, die sich dann in den Daten des RKI niederschlagen werden.
Ob damit die 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten erreicht werden können, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlicher ist, dass das Impftempo insgesamt erhöht werden muss, um den Plan von Bund und Ländern in die Tat umzusetzen. Deutliche Fortschritte in der Impfkampagne gab es in der vergangenen Woche: Erstmals fanden mehr als sechs Millionen Impfungen statt. Wird bei dem 30-Millionen-Ziel der 24. Dezember als Stichtag angesetzt, bräuchte es nun rund 1,6 Millionen Impfungen pro Tag. In den vergangenen zwölf Tagen waren es hingegen nur durchschnittlich circa 890.000 Impfdosen, die verabreicht wurden.
Tierärzte und Zahnärzte impfen mit
Auch der Epidemiologe Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen, bezweifelt, dass die Pläne von Bund und Ländern umsetzbar sind. „Die 30 Millionen Impfungen werden wir nicht bis Weihnachten erreichen, dazu gibt es weiterhin zu viele Hindernisse etwa bei der Impfstoffbereitstellung“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Entscheidend ist aus meiner Sicht die Dynamik und alles für die Öffentlichkeit Sicht- und Spürbare, um Booster wirklich breitflächig bereitzustellen – wenn dann die Zielzahl etwas später erreicht wird, dann ist es halt so, denn wir haben spät begonnen.“
Um die Impfquoten zu steigern, sollen nun – zusätzlich zu den Hausärztinnen und Hausärzten sowie mobilen Impfteams – befristet auch Apothekerinnen und Apotheker sowie Tier- und Zahnärztinnen und -ärzte Menschen ab zwölf Jahren gegen Covid-19 impfen dürfen, so steht es im aktualisierten Infektionsschutzgesetz. Voraussetzungen sind eine Schulung und geeignete Räumlichkeiten oder die Einbindung in mobile Impfteams.
Außerdem hat sich der Bundestag am vergangenen Freitag auf eine begrenzte Impfpflicht geeinigt: Beschäftigte in Einrichtungen wie Kliniken, Pflegeheimen und Arztpraxen müssen bis 15. März 2022 Nachweise über vollen Impfschutz oder eine Genesung vorlegen – oder eine Arztbescheinigung, dass sie nicht geimpft werden können. Neue Beschäftigte brauchen das ab 16. März von vornherein.
mit dpa