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Yves Rocher, Reno oder Primark: Wo sind all die Läden hin?

Die Konsumlaune der Deutschen ist ungebrochen.

Die Konsumlaune hat einen deutlichen Knick bekommen.

Liebe Leserinnen und Leser,

am Wochenende ist es mir wieder aufgefallen: In vielen Innenstädten und Einkaufszentren stehen selbst in bester Lage immer wieder Geschäfte leer. Gerade wurde bei mir um die Ecke eine Filiale von Yves Rocher dichtgemacht. Nur noch die Schilder im Schaufenster lassen erahnen, dass hier noch vor wenigen Tagen Cremes, Seifen und Make‑up verkauft wurden. Kein Einzelfall: Die französische Modekette zieht sich aus Deutschland zurück.

Yves Rocher reiht sich in eine immer länger werdende Liste an Unternehmen ein, die ihre Läden schließen: Reno, H&M, Primark und nicht zuletzt Galeria Karstadt Kaufhof. Und dabei wird es nicht bleiben: Der Handelsverband vermutet, dass es in diesem Jahr zu einem größeren Ladensterben kommen wird, 9000 Geschäften droht demnach das Aus. Erst setzte die Corona-Pandemie dem Einzelhandel zu, dann trübten die hohen Energiekosten und die gesunkene Konsumlaune die Stimmung.

Das Kosmetikunternehmen Yves Rocher schließt alle Filialen im deutschsprachigen Raum.

Das Kosmetikunternehmen Yves Rocher schließt alle Filialen im deutschsprachigen Raum.

Zahl der Insolvenzen ist gestiegen – doch es gibt ein Aber

Passend dazu gab es in den vergangenen Tagen noch eine Meldung, die für Aufregung sorgte: Im Juli ist die Zahl der Firmenpleiten im Vergleich zum Juni um fast ein Viertel gestiegen – und das, nachdem sie zuvor bereits angestiegen war. Allerdings sieht Christoph Niering, Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), darin nicht die vielfach erwähnte Insolvenzwelle. Die Bundesregierung hatte die Insolvenzantragspflicht im Zuge der Corona-Pandemie teilweise ausgesetzt, zudem gab es Staatshilfen für Unternehmen. Jetzt sei eher eine Normalisierung zu betrachten. „Die Zahlen liegen noch unter den Werten des wirtschaftlich guten Jahres 2019“, sagt Niering.

Jede Pleite, jedes geschlossene Geschäft ist bitter für die Beschäftigten. Viele Probleme sitzen aber tiefer, als sie nur mit den vergangenen drei Jahren zu erklären. Galeria Karstadt Kaufhof etwa war schon vor dem ersten Lockdown im März 2020 in die roten Zahlen gerutscht. Und Ketten wie Primark haben den Sprung ins digitale Zeitalter verschlafen und werden jetzt von der Onlinekonkurrenz wie Shein überholt. Dass es nicht nur bergab gehen muss, zeigen andere Beispiele: Der japanische Moderiese Uniqlo erobert zunehmend die Innenstädte, jetzt drängt auch der polnische Modediscounter Pepco auf den deutschen Markt.

Der Einkauf verlagert sich ins Internet

Und noch eine andere Sache gehört zur ehrlichen Bilanz: Unser Konsumverhalten hat sich enorm verändert. Das Ladensterben hat schon vor Jahren begonnen, der Einkauf verlagert sich zunehmend ins Internet. Ein paar Klicks und schon ist die neue Hose, das neue Sofa, der neue Fernseher bestellt – und wird bis vor die Haustür geliefert. Für viele ist das der bequemere Weg. Wer lieber bei Amazon und Co. bestellt, darf sich über das Ladensterben deshalb nicht wundern.

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Johanna Apel

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Tipp der Woche

Das Gezerre ums Heizungsgesetz hat bei vielen Leuten die Nerven strapaziert. Mit Blick auf die kommenden Jahre machen sich viele Gedanken, wie sie in Zukunft heizen wollen. Wer eine neue Investition plant, sollte sich früh darüber Gedanken machen, wie das Ganze finanziert werden kann.

In älteren Häusern kann die Wärmepumpe mit einer Gasheizung kombiniert werden.

In älteren Häusern kann die Wärmepumpe mit einer Gasheizung kombiniert werden.

Wenn auch Sie mit dem Gedanken spielen, finden Sie in diesem Stück vielleicht ein paar nützliche Ratschläge. Könnte beispielsweise ein Ratenkredit infrage kommen? Oder besteht auch die Möglichkeit, einen KfW-Kredit für den Heizungstausch zu bekommen? Möglichkeiten gibt es einige, alles hängt natürlich von der eigenen finanziellen Situation und der Art des Heizens ab, für die man sich entscheidet.

Zahlen, bitte!

In diesem Jahr wurde die Erhöhung ausgesetzt, ab 2024 soll der CO₂-Preis aber wieder steigen. Dabei handelt es sich um eine Abgabe auf den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid. Oder anders gesagt: Wer mit fossilen Brennstoffen tankt oder heizt, muss draufzahlen. Derzeit liegt der CO₂-Preis bei 30 Euro die Tonne und soll auf 40 Euro steigen. Bislang war eine Erhöhung auf 35 Euro vorgesehen.

Laut einer Studie profitieren Mehrverdiener von der Pendlerpauschale wegen des höheren Grenzsteuersatzes stärker.

Der Anstieg des CO₂-Preises macht das Tanken und Heizen teurer

Was das für Verbraucherinnen und Verbraucher heißt, zeigt eine Beispielrechnung des Vergleichsportals Check24: Auf einen Musterhaushalt, der im Jahr 20.000 Kilowattstunden Gas verbraucht, kommen 24 Euro mehr dazu, als es bei einer Erhöhung auf 35 Euro der Fall gewesen wäre. Auch Sprit wird teurer: Nach Angaben des Außenhandelsverbandes für Mineralöl und Energie steigen die Preise für Benzin und Diesel um etwa 4 Cent pro Liter. Weil gleichzeitig aber Entlastungen wie das Klimageld auf sich warten lassen, hagelt es Kritik. Auch ich finde, dass sich die Ampel damit keinen Gefallen tut, wie Sie hier nachlesen können.

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Die gute Nachricht

Vor Jahren galt es noch als Sorgenkind, jetzt hat Griechenland ein erstaunliches Comeback hingelegt. Das Land der Akropolis, der Olivenhaine und der Traumstrände findet nach der Schuldenkrise wieder zu seiner Kraft zurück, die Wirtschaft wächst sogar stärker als in vielen anderen europäischen Staaten. Zu verdanken sei das Reformen und politischer Stabilität, schreibt unser Korrespondent Gerd Höhler, der selbst in Athen lebt. In jeder Krise liegen auch Chancen, berichtet er – aber es gibt auch Probleme.

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