Steigende Mieten, gemietete Solaranlagen
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Der starke Zinsanstieg macht den Immobilienkauf für viele Menschen unbezahlbar, während das Wohnungsangebot in Städten weiter knapp ist.
© Quelle: imago images/photothek
Liebe Leserinnen und Leser,
ein Drittel des monatlichen Nettoeinkommens: So viel sollte man einer alten Faustregel zufolge höchstens für die Warmmiete ausgeben, mehr nicht. Das ergibt Sinn: Schließlich soll nach dem Abzug aller Fixkosten noch genug zum Leben übrig bleiben. Tatsächlich haben im vergangenen Jahr die Menschen in Deutschland im Schnitt 27,8 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgegeben. Doch das sind eben nur Durchschnittswerte. Rund 1,5 Millionen Haushalte hatten 2022 eine sogenannte Mietbelastung von 50 Prozent oder mehr. Da bleibt für anderes nichts oder kaum noch etwas übrig.
Besonders angespannt ist die Situation in Großstädten – und sie verschlimmert sich aktuell sogar noch. Im ersten Halbjahr kletterten die Angebotsmieten in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart und Leipzig im Schnitt um 6,7 Prozent. Ein Ende der Mietanstiege sei „nicht in Sicht“, so ein Experte. Der Grund? Eine ungebrochene Nachfrage nach Wohnraum, Krise beim Neubau und abwartende Immobilienkäuferinnen und ‑käufer.
„Mehr Wohnungen müssen also her, Förderung, Zweckentfremdungsverbot und serielles, also einfaches Bauen können helfen“, kommentiert meine Kollegin Daniela Vates (+). „Und dann gibt es noch das Mietrecht: Im Koalitionsvertrag haben SPD, FDP und Grüne vereinbart, die Mietpreisbremse zu verlängern, die Kappungsgrenze für Mieterhöhungen zu senken, klarere Mietspiegel einzuführen.“ Eigentlich sehr konkrete Ziele – doch umgesetzt sei davon noch nichts, bemängelt Vates.
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Ihre
Anna Schughart
Tipp der Woche
Es klingt fast zu gut, um wahr zu sein: eine maßgeschneiderte Fotovoltaikanlage auf dem eigenen Dach zum monatlichen Festpreis ohne Anzahlung, dafür mit Service und kurzer Wartezeit. Das versprechen unterschiedliche Anbieter von Solaranlagen zum Mieten. Aber ist es wirklich klüger, eine Anlage zu mieten, statt sie zu kaufen? Meine Kollegin Kristina Auer hat bei Experten nachgefragt.
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Strom von jedem Dach: Doch nicht jeder kann sich den Kauf einer Solaranlage leisten.
© Quelle: Caroline Seidel/dpa
- Wer einen Vertrag für eine Solaranlage zur Miete schließt, bekommt vom Anbieter eine Solaranlage auf dem eigenen Dach installiert und verpflichtet sich im Gegenzug zu monatlichen Mietzahlungen, meistens für einen Zeitraum von 20 Jahren. Je nach Größe koste eine Solaranlage mit Speicher in der Regel zwischen 200 und 300 Euro Miete im Monat.
- Ein Schnäppchen ist mit gemieteten Solaranlagen nicht zu machen, im Gegenteil: „Umfragen zeigen, dass das Mieten eigentlich immer teurer ist als der Kauf einer Anlage“, sagt Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
- Für Menschen, die weder genügend Erspartes noch die Möglichkeit haben, einen Kredit aufzunehmen, könnte ein Mietangebot infrage kommen, so Bauer: „Man muss dann aber wissen, dass es sich um komplizierte Verträge handelt, die vor Abschluss genau geprüft werden sollten.“
- „Eine Fotovoltaikanlage ist ein langfristiges Investment wie der Kauf eines Hauses oder eine Geldanlage, und genau so sollte man auch damit umgehen“, sagt Bauer.
Zahlen, bitte!
Nach 45 Versicherungsjahren erhalten die Deutschen im Durchschnitt eine Rente von 1543 Euro pro Monat. Der Unterschied zwischen Frauen und Männern beträgt mehrere Hundert Euro: Männer kommen nach 45 Versicherungsjahren auf eine Rente von durchschnittlich 1.637 Euro und Frauen auf 1.323 Euro. Die durchschnittlichen Renten im Westen und im Osten des Landes gehen ebenfalls auseinander: In Westdeutschland bekommen Männer und Frauen nach 45 Jahren in der Rentenversicherung durchschnittlich 1.605 Euro im Monat – im Osten sind es 1.403 Euro im Monat.
Gut zu wissen
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Die gute Nachricht
Hat das 49-Euro-Ticket einen Effekt? Gerade bei langen Pendelstrecken von mehr als 30 Kilometern Entfernung gab es laut einer Auswertung von Mobilfunkdaten im Juni ein Viertel mehr Fahrten mit der Bahn als vor der Gültigkeit des Deutschlandtickets, berichtet mein Kollege Jan Sternberg (+). Das bedeute: Das Ticket kommt dort an, wo es den größten Nutzen hat – bei Menschen, die außerhalb der Ballungsräume wohnen und bisher das Auto genommen haben, weil das monatliche Abo zu teuer war.
Und auch in den Ballungsräumen selbst verändert das Ticket das Fahrverhalten: 24 Prozent der Fahrten von Neukundinnen und Neukunden wären sonst mit dem Auto gemacht worden, hat eine Umfrage des Hamburger Verkehrsverbunds ergeben.
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