Verhaltenstherapeuten geben Tipps

Wut, Frust, Tränen: Warum manche Kinder nicht verlieren können

Trauriges Kind im Kinderzimmer: „Besser einmal zu viel zu fragen und nerven als zu wenig.“

Symbolbild: Viele Kinder sind traurig, wenn sie beim Spielen verlieren.

Spielbrett umschmeißen, Schreie oder Tränenausbrüche – Kinder können oft nur schlecht damit umgehen, beim Spielen zu verlieren. Dabei gehört das genauso zum Leben wie das Gewinnen. „Bei Kindern baut sich erst im Laufe der Entwicklung die Frustrationstoleranz auf“, erklärt der Verhaltenstherapeut Enno Maaß aus Ostfriesland.

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Sie haben noch nicht ausreichend angemessene Methoden und Wege, damit umzugehen. „Die Frustration zeigt sich dann oft in impulsiven und ungefilterten Reaktionen“, so Maaß. Im Laufe der Zeit würden sie diese Funktionen aber bei normaler Entwicklung erlangen. Auch lernen sie, sich selbst besser zu reflektieren und die Fähigkeit, in solchen Situationen nicht die Kontrolle zu verlieren.

Die Kinder gewinnen zu lassen wäre zwar eine Möglichkeit, damit umzugehen, dabei bauen sie aber keine Frustrationstoleranz auf. Viel eher sollte man die Lernprozesse unterstützen und dem Kind Rollenvorgaben machen. „Es sollte sehen, dass es den Erwachsenen auch nicht so viel ausmacht, mal zu verlieren“, sagt Maaß. Lieber sollte man Sätze sagen wie: „Nächstes Mal gewinnst du vielleicht. Es ist nur ein Spiel.“ Statt: „Warum hast du dich nicht mehr angestrengt?“

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Fehlendes Selbstbewusstsein

Der Kölner Kindertherapeut Stephan Pötting sieht vor allem ein Problem: fehlendes Selbstbewusstsein. „Wir leben in einer Welt, in der Kinder eigentlich nur den Mangel gespiegelt bekommen.“ Oft würden Kindern nur Vorwürfe zu hören bekommen, sodass sie das Gefühl haben, alles, was sie tun, sei falsch. „Das macht natürlich ein total schlechtes Selbstbewusstsein.“

Beim Spielen verdichtet sich dieses Gefühl und es kommt zur Frustration. „Die können wir nur dann ertragen, wenn wir ein gutes Selbstbewusstsein haben“, erklärt er. Das zu erkennen, sei wichtig, meint der Kindertherapeut.

Eltern müssen nicht immer um ihre Kinder herumschwirren. Kinder können sich oft auch gut selbst beschäftigen.

„Lazy Parenting“: Warum Kinder von faulen Eltern profitieren können

Faulheit ist in unserer Gesellschaft eher negativ konnotiert. Zu Unrecht, wie der neue Erziehungstrend „Lazy Parenting“ zeigt: Richtig angewendet ermöglicht er ein entspannteres Familienleben. Wie die „faule“ Erziehung funktioniert, welche Chancen sie bietet und wo ihre Grenzen liegen.

Und warum fällt das Verlieren auch Erwachsenen schwer?

Warum auch manche Erwachsene bis ins hohe Alter nicht gut damit umgehen können zu verlieren, kann verschiedene Gründe haben. „Manchmal ist die Frustrationstoleranz schon anderweitig aufgebraucht. Wer zum Beispiel auf der Arbeit zu viel Stress hatte, bölkt an einer vermeintlich zu langen roten Ampel eher rum“, sagt Maaß. Darüber hinaus gebe es aber auch bestimmte Erkrankungen, wie zum Beispiel narzisstische Persönlichkeitsstörungen oder impulsive Erkrankungen, die das Nicht-verlieren-können und eine mangelnde Frustrationstoleranz mit sich bringen.

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Neben den schlechten Verlierern gibt es aber auch schlechte Gewinner. „Hier ist vielleicht die Empathiefähigkeit mit den Verlierern weniger stark ausgeprägt und die eigene Bedürfnisbefriedigung zu stark im Vordergrund“, meint Maaß.

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