In der Krisensituation mit starken Einschränkungen im öffentlichen Leben, wie zuletzt in der Corona-Pandemie, stieg die Gefahr für Frauen und Kinder, häusliche und sexualisierte Gewalt zu erfahren.
Eigentlich sollen Frauenhäuser ein Zufluchtsort für Frauen sein, die vor häuslicher- und Partnerschaftsgewalt fliehen müssen. Doch viele Schutzhäuser sind überlaufen - mit schlimmen Folgen. Denn immerhin sind einer aktuellen Statistik zufolge 80,3 Prozent der Opfer von Partnerschaftsgewalt Frauen. Eine Betroffene berichtet, welche Folgen das hat.
Gitta Schröder
Im Februar dieses Jahres klingelte und hämmerte es an der Wohnungstür von Sonja Lund*. Davor stand ihr betrunkener Ex. Als Lund öffnete und ihn beschwichtigen wollte, ging er plötzlich mit einem Messer auf sie und ihren Bekannten im Wohnzimmer los. Lund konnte dem Angreifer zum Glück das Messer entreißen, doch da stürzte er sich schon auf ihren Bekannten. Erst als die herbeigerufene Polizei klingelte, flüchtete der Gewalttäter. Doch die zwei Beamten nahmen nicht etwa die Verfolgung auf. Ihre Begründung: Es gäbe keine Verstärkung. Die Polizisten empfahlen Lund, den Weißen Ring zu kontaktieren und für sich und ihre zwei Kinder einen Platz im Frauenhaus zu organisieren, während ihr Ex noch frei herumlaufe.