Genesis G80 im Test: Koreanischer Luxusliner überzeugt mit 800-Volt-Technik
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Der Genesis G80 electrified überzeugt mit elegant-dynamischer Linienführung.
© Quelle: Genesis
Die noch junge Marke Genesis drückt in Deutschland mächtig aufs Tempo. Im Jahr 2015 überhaupt erst als Edelableger des Hyundai-Konzerns gegründet, haben die Koreaner im vergangenen Jahr auch den Schritt nach Europa gewagt. Seit März 2021 haben sie mit den Limousinen G80 und G70, den entsprechenden SUV-Varianten GV80 und GV70, dem G70 als Shooting Break, allesamt mit konventionellem Verbrennerantrieb, sowie dem GV60 als erstem vollelektrischen Auto bereits sechs Modelle an den Start gebracht. Im Juni schieben sie nun die Nummer 7 hinterher. Mit dem G80 electrified ist es gleich der nächste Vollzeitstromer.
Dieses Modell-Stakkato unterstreicht den ehrgeizigen Zeitplan der Koreaner, mit anhaltend hohem Tempo den Wandel zu einer reinen E-Auto-Marke voranzutreiben. So sollen alle neuen Modelle, die ab 2025 auf den Markt kommen, reine E-Fahrzeuge sein. Nach 2030 sollen ohnehin ausschließlich emissionsfreie Pkw zum Kauf angeboten werden. Alle natürlich, der Markenidentität entsprechend, auf hohem Premium-Niveau. Und es gilt: E-Mobilität ganz oder gar nicht. Kompromisse wie Plug-in-Hybride spielen bei Genesis keine Rolle.
Wenig Stauraum als einziges echtes Manko
Die luxuriöse Limousine G80 electrified setzt zwar wie der Genesis GV60 auf eine leistungsstarke 800-Volt-Architektur für schnelle Ladezeiten, unterscheidet sich aber maßgeblich von dem kompakten SUV-Coupé. Das basiert nämlich auf der Elektroplattform E-GMP des Hyundai-Konzerns, während der G80-Stromer auf der modifizierten M3-Plattform aufbaut, auf der auch die Verbrenner-Versionen des fünf Meter langen Flaggschiffs stehen.
Das heißt: Keine platzsparend im Fahrzeugboden untergebrachte Batterie – mit sicht- und spürbaren Konsequenzen im Kofferraum. Eine stattliche Wölbung im Gepäckabteil vor den Rücksitzlehnen reduziert das Ladevolumen des Luxusliners auf mickrige 354 Liter und verhindert zugleich eine ebene Ladefläche. Das ist aber auch, um es vorweg zu nehmen, das einzig echte Manko des Genesis G80, der in der gehobenen Mittelklasse ja unter anderem gegen einen Mercedes EQE antritt.
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Der Genesis G 80 electrified in der Frontansicht.
© Quelle: Genesis
Kühle, minimalistische Ästhetik
Äußerlich weisen lediglich die geschlossenen Rauten des Kühlergrills, ein etwas modifizierter Stoßfänger, die fehlenden Auspuffrohre sowie das spezielle, turbinenähnliche Design der 19-Zoll-Räder auf die vollelektrische Variante des G80 hin. Auch im edel ausgestatteten Innenraum halten sich die Unterschiede zu den Verbrennern in engen Grenzen und beschränken sich im Wesentlichen auf die elektrospezifischen Bedienelemente und Anzeigen in dem 12,3-Zoll-Kombiinstrument mit 3D-Display hinterm Lenkrad sowie im 14,5-Zoll-Infotainment-Bildschirm.
Ein Hyperscreen-Cockpit wie bei Mercedes gibt es hier zwar nicht, die kühle, minimalistische Ästhetik schafft aber ein aufgeräumtes und luxuriös wirkendes Ambiente. Das liegt auch am Einsatz hochwertiger und nachhaltiger Materialien wie bei den Nappaledersitzen mit Steppnähten oder den Zierleisten aus recyceltem Holz sowie der hohen Verarbeitungsqualität. Zudem ist das Platzangebot im Fond großzügig.
Mehr als 500 Kilometer Reichweite
Beim G80-Stromer sitzt je ein 136 kW/185 PS starker E-Motor an Vorder- und Hinterachse. Im Zusammenspiel ergibt das nicht nur eine Systemleistung von 272 kW/370 PS und 700 Nm Drehmoment, es garantiert auch serienmäßigen Allradantrieb. Dank eines großen 87,2-kWh-Lithium-Ionen-Akkus schafft die Limousine mit der coupéhaften Seitenlinie laut WLTP-Norm eine Reichweite von bis zu 520 Kilometern.
Und wenn man sich auf langen Autobahntouren mehr an der gültigen Richtgeschwindigkeit von 130 km/h orientiert anstatt häufig in den Bereich des Höchsttempos von 225 km/h vorzudringen, sollten über 400 Kilometer auch tatsächlich realisierbar sein. Erstaunlicherweise blieben wir auf einer größeren Testrunde durch den Taunus und über dessen höchste Erhebung, den Feldberg, mit einem Durchschnittsverbrauch von 18,9 kWh/100 km sogar noch unter dem WLTP-Wert von 19,1!
Eine Kaffeepause reicht für ausreichendes Nachladen
Andererseits schafft ja die 800-Volt-Technik die Möglichkeit, an einem Gleichstrom-Ultraschnelllader (bis 350 kW) – sofern vorhanden – mit einer Onboard-Spitzenladeleistung von 240 kW (in 21 Minuten von 0 auf 80 Prozent Akku-Kapazität) nachzuladen und nach einer Kaffeepause wieder mit einer gut gefüllten Batterie die Fahrt fortzusetzen. Mit Wechselstrom an der heimischen Wallbox (11kW) dauert eine 100-Prozent-Ladung bis zu 7,33 Stunden, ist also über Nacht in jedem Fall erledigt.
Zwei interessante, allerdings aufpreispflichtige Features sind in diesem Zusammenhang erwähnenswert: Mit der sogenannten Vehicle-to-Load-Funktion (290 Euro) kann der e-G80 auch selbst als mobile Stromquelle genutzt werden. Über eine 230-Volt-Steckdose können dann elektrische Geräte angeschlossen werden oder auch einem havarierten Elektroauto Strom bis zur nächsten Ladesäule zugeführt werden.
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Elegante Ausstattung – der Genesis G80 electrified.
© Quelle: Genesis
Ein deutlich teurerer Posten mit 1610 Euro ist das optionale Solardach, das nach Angaben von Genesis aufs Jahr gerechnet in hiesigen Gefilden über 260 kWh elektrische Energie produzieren könnte und damit bis zu 1150 Kilometer Reichweite beisteuern würde. Das sind immerhin fünf bis zehn Prozent der durchschnittlichen jährlichen Fahrleistung.
Gegenfrequenzen bekämpfen störende Außengeräusche
Zurück zum Fahrerlebnis: Die direkte, kraftvolle und dabei nahezu geräuschlose Beschleunigung ist in der Tat beeindruckend. Zur überzeugenden Geräuschdämmung des Luxusliners trägt nicht nur die Akustikverglasung bei, sondern auch ein aktives System zur Fahrgeräuschunterdrückung (Road Active Noise Control – RANC). Dabei schickt ein RANC-Prozessor über die Lautsprecher des Audiosystems Gegenfrequenzen zu eindringenden Geräuschen in den Innenraum und eliminiert so unerwünschte Störklänge.
Das Fahrwerk macht seine Sache ebenfalls sehr gut. Der G80 federt weder zu hart noch zu weich. Kurze Stöße werden kaum merklich ausgebügelt, Bodenwellen ohne große Karosseriebewegungen quittiert, und die Kurvenneigung ist im etwas strafferen, dynamischeren Sport-Modus geringer als in der Komfort-Stellung. Der Wechsel in den Eco-Modus hat keinen Einfluss mehr auf die Dämpfer, sondern nur auf die Effizienz. Und in der Position „Smart“ der vier wählbaren Fahrmodi überwacht das Auto kontinuierlich den Input von Fahrer und Straße und passt sich automatisch den Gegebenheiten an. Über Schaltpaddels am Lenkrad lässt sich in drei Stufen die Stärke der Rekuperation einstellen, was im höchsten Niveau auch One-Pedal-Driving ermöglicht.
Preis von 69.200 Euro
Der Einstiegspreis für den Genesis G80 electrified liegt in der Ausstattung „Luxury“ (ein anderes Ausstattungsniveau gibt es nicht) mit 69.200 Euro nur knapp unter dem leistungsschwächeren EQE 350+. Der Koreaner ist dazu aber noch serienmäßig besser ausgerüstet. Allerdings kann mit optionalen Hilfssystemen bis hin zum automatischen Einparkassistent per Fernbedienung sowie Technik- und Komfortpaketen der Preis noch ordentlich in die Höhe getrieben werden, wie unser Testwagen für 86.370 Euro belegt.
Aber bei Genesis bietet der Kaufpreis noch wesentlich mehr als nur das Auto allein. Zu dem Premium-gerechten Gesamtbild kommt beim G80 electrified nämlich noch ein weiterer First-Class-Service hinzu: Genesis übernimmt für die ersten fünf Jahre oder 75.000 Kilometer sämtliche planmäßigen Inspektionen, Wartungs- und Garantiearbeiten, garantiert aufgrund einer Kooperation mit dem ADAC rund um die Uhr Pannenhilfe innerhalb von 45 Minuten und schließt in dieses Rundum-Sorglos-Paket auch einen Abhol- und Rückgabe-Service inklusive Ersatzfahrzeug ein, wo immer der gewünscht wird. Die Abwicklung übernimmt ein „Genesis Personal Assistant“. Ein Mensch aus Fleisch und Blut. Keine Hotline. Summa summarum ein nicht zu unterschätzender Gegenwert!
Genesis G80 electrified Luxury
Motor: Elektro
Leistung: 272 kW/370 PS
0–100 km/h: 4,9 s
Antrieb: Allradantrieb
Drehmoment: 700 Nm
Spitze: 225 km/h
Reichweite (kombiniert): 520 km (WLTP)
Stromverbrauch: 19,1 kWh/100 km (WLTP), 18,9 kWh/100 km (Test)
CO₂-Emission: 0 g/km
Batteriekapazität: 87,2 kWh
Länge/Breite/Höhe: 5005/1925/1470 mm
Ladeleistung: 11 kW AC und bis 240 kW DC
Kofferraum: 354 l
Leergewicht: 2325– 2770 kg
Preis: ab 69.200 Euro
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