Schleichende Entwicklung: Corona-Warn-Apps in Europa

Eigentlich sollte die bundesweite Corona-Warn-App bereits Mitte April verfügbar sein. Doch Diskussionen um den Datenschutz und die richtige Technologie haben zu Verzögerungen bei der Veröffentlichung geführt. Mittlerweile wird als Startdatum Mitte Juni angepeilt, heißt es aus Regierungskreisen. Auch in anderen Ländern gerät die Entwicklung ins Stocken. Wie ist der Stand in Europa?

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Tracing-App in der Schweiz

Eigentlich sollte die landesweite Tracing-App am 11. Mai veröffentlicht werden, doch auch in der Schweiz verzögert sich die Einführung. Das Schweizer Parlament hatte gefordert, dass zunächst eine gesetzliche Grundlage für die Anwendung auf den Weg gebracht wird. Nun muss die Regierung eine entsprechende Vorlage ausarbeiten.

Seit mehreren Wochen wird das Tool, das auf der DP3T-Technologie basiert, unter anderem von der Schweizer Armee getestet. Internationale Forscher waren unter der Leitung der ETH Zürich an der Entwicklung der Technik beteiligt, deren Konzept auch in anderen Ländern übernommen wurde. Ein neuer Starttermin der App wird für Ende Juni angepeilt.

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Tracing-App in Österreich

Bereits seit März kommt in Österreich die Tracing-App „Stopp Corona“ zum Einsatz, mehr als 550.000 Nutzer haben sie auf ihrem Smartphone installiert. Entwickelt wurde die Anwendung vom Roten Kreuz und dem Unternehmen Accenture. Die App macht sich die Bluetooth Low Energy-Technologie zunutze und misst so den Abstand zu anderen Smartphone, auf denen die App installiert ist. Nähern sich zwei Geräte auf zwei Meter Abstand für mehr als 15 Minuten, so tauschen die Smartphones einen „automatischen Handschlag“ aus.

Dieser wird dann in der App gespeichert. Bei iPhones muss der Handschlag allerdings manuell ausgetauscht werden, da Bluetooth Low Energy bei iOS-Geräten bisher nicht im Hintergrund laufen kann. Im Fall einer Infektion werden alle Kontakte der vergangenen 56 Stunden informiert. Für mehr Transparenz haben die Entwickler den Quellcode der App auf Github veröffentlicht.

Tracing-App in Frankreich

Unter dem Namen „StopCovid“ läuft in Frankreich die Entwicklung einer landesweiten App, die ab Anfang Juni in den Stores erhältlich sein soll. Erste Tests sollen ab dem 11. Mai beginnen. Dabei setzt das federführende Institut Inria gemeinsam mit anderen Entwicklern auf den umstrittenen zentralen Ansatz, bei dem die Daten der App-Nutzer an einen zentralen Server übermittelt werden.

Anders als zum Beispiel die deutsche App will Frankreich nicht von Apple und Googles Entwickler-Schnittstelle Gebrauch machen, die einen dezentralen Ansatz unterstützt. Mit dem US-Konzern Apple hat die Regierung deshalb Ärger: Die Politik hatte das Unternehmen um ein Entgegenkommen bei der Nutzung von Bluetooth Low Energy gebeten. Doch Apple zeigte sich nicht bereit, auf die App-Entwickler zuzugehen.

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Tracing-App in Großbritannien

In Großbritannien wird die offizielle Tracing-App des staatlichen Gesundheitsdienst NHS derzeit auf der Isle of Wight im Süden Englands getestet. Unter dem Motto „Testen, Aufspüren, Zurückverfolgen“ wurden alle Bewohner in einem Brief dazu aufgefordert, die Anwendung herunterzuladen. Sollte der Test erfolgreich verlaufen, soll die App in etwa zwei Wochen für alle Briten zum Download bereitstehen. So wie in Frankreich unterstützt die britische App den zentralen Ansatz, der von Google und Apple nicht gefördert wird.

Die Identifikation der Kontakte erfolgt über Bluetooth Low Energy, sollten sich zwei Geräte auf einen vorgegebenen Abstand nähern. Bei der Anmeldungen wird die Postleitzahl abgefragt. Anders als in anderen europäischen Ländern soll die Anwendung bei den gespeicherten Kontakten bereits Alarm schlagen, wenn ein Nutzer per Selbstdiagnose Anzeichen für eine Covid-19-Erkrankung festgestellt hat. Nach dem offiziellen Test informiert die App die Kontakte anschließend ein zweites Mal. Wer Kontakt zu einem Infizierten hatte, soll sich selbst in Isolation begeben und testen lassen.

Tracing-App in Norwegen

Ende April hat die norwegische Regierung die App „Smittestopp“ (Infektionsstopp) eingeführt. Die Anwendung wurde vom Institute of Public Health und dem Forschungsinstitut Simula entwickelt. Auch hier werden die Daten zentral gespeichert, nach 30 Tagen sollen sie automatisch gelöscht werden.

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Die Nutzer der App erhalten eine Benachrichtigung auf ihr Smartphone, wenn sich Menschen in der Nähe aufgehalten haben, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Neben Bluetooth greift die App regelmäßig auch auf die GPS-Daten der Nutzer zurück. Die Daten werden anonymisiert und an die Gesundheitsbehörden übertragen. So sollen sich etwa neue Erkenntnisse über Kontaktmuster in der Öffentlichkeit ergeben.

Tracing-App in Italien

In Italien hat sich die Regierung auf eine App namens „Immuni“ geeinigt. Das Ministerium für Innovationen und Digitalisierung hatte zuvor mehr als 300 verschiedene Anwendungen geprüft. „Immuni“ funktioniert ebenfalls auf Basis der Bluetooth Low Energy-Technologie und ermittelt Kontakte über den Kurzfunk. Die anonymisierten Pseudonyme anderer Smartphones werden dezentral auf dem Smartphone gespeichert.

Hinter der App steckt das Mailänder Unternehmen Bending Spoons, das für die Entwicklung zuständig ist. Derzeit wird die Anwendung in einigen ausgewählten Pilotregionen getestet, ab wann genau sie landesweit zum Einsatz kommt, ist noch unklar. Die Nutzung der App ist freiwillig und soll nur bis Ende Dezember 2020 erfolgen, anschließend werden alle gespeicherten Daten wieder gelöscht.

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RND/mkr

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