Worauf es beim Kauf ankommt

Leichte Lektüre statt schwerer Bücher: Für wen und wann lohnt sich ein E-Reader?

Wer einen E-Reader besitzt, hat ein ganzes Bücherregal in der Tasche.

Wer einen E-Reader besitzt, hat ein ganzes Bücherregal in der Tasche.

Es gilt als ein wichtiges Buch: Als Jonathan Franzens „Crossroads“ herauskam, priesen nahezu alle Kritiker und Kritikerinnen den jüngsten Roman des US-Autors. Seit Erscheinen seines Buchs „Die Korrekturen“, für das er 2001 den National Book Award erhalten hat und das sich weltweit an die drei Millionen Mal verkauft hat, ist der 63-Jährige auch in Deutschland ein Literaturstar. „Crossroads“, Auftakt einer Trilogie über eine Chicagoer Familie, ist zudem gewichtig – knapp ein Kilogramm wiegt die Rowohlt-Hardcoverausgabe mit ihren 832 Seiten. Wer den Roman etwa zu einer Bahnfahrt mitnehmen will, muss da schon einiges schleppen. Von Wälzern wie Leo Tolstois „Krieg und Frieden“ (1536 Seiten) oder Nino Haratischwilis „Das achte Leben (Für Brilka)“ (1280 Seiten) gar nicht erst zu reden.

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Zu schwer, zu viele für die Wohnung, zu platzraubend für den Urlaubskoffer und nach Ansicht mancher Menschen sowieso ziemlich von gestern: Es gibt einige Nachteile, die sich gegen gedruckte Bücher vorbringen lassen – und die man mit einem elektronischen Buch und einem elektronischen Lesegerät umgeht. E-Reader sind klein, handlich und haben eine enorme Speicherkapazität für Tausende von Büchern. Das sollte für mehrere Urlaube reichen.

Jeder und jede dritte Deutsche liest E-Books

Laut einer aktuellen Umfrage des Branchenverbands der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche (Bitkom), die kurz vor der Frankfurter Buchmesse veröffentlicht wurde, lesen 37 Prozent der Deutschen zumindest ab und an ein E-Book. Von denen wiederum liest jeder oder jede Zehnte überwiegend elektronische Bücher – auf dem Rechner, dem Smartphone oder aber dem E-Reader. Vor gut 30 Jahren kamen die ersten dieser Lesegeräte auf den Markt, und ihre Qualität kann sich heute sehen lassen. Von den acht Geräten, die die Stiftung Warentest im Mai dieses Jahres getestet hat, wurden sieben als „gut“ bewertet, eines bekam die Note „befriedigend“.

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„Wer sich ein Gerät kaufen möchte, sollte vorher überlegen, welche Bedürfnisse er oder sie hat“, sagt Jonas Schönfelder von der Stiftung Warentest. Die Marktführer sind der Amazon Kindle und der Tolino, der seit 2013 von Buchhandelsketten wie etwa Hugendubel und Thalia in Deutschland, Österreich und der Schweiz vermarktet wird. Ebenfalls häufig verkauft werden Reader von Kobo oder Pocketbook.

Akkulaufzeiten, Speicherkapazitäten und Ausstattungen können sich je nach Gerät unterscheiden

Was die Geräte, die stetig weiterentwickelt werden, eint: Sie haben, so die Stiftung Warentest, sogenannte E-Paper-Displays und können dank dieser E-Ink-Technologie Text damit grundlegend anders darstellen, als das auf Smartphones oder Laptops möglich ist. Mittlerweile gibt es auch einen Reader mit Farbbildschirm, der in erster Linie als Gerät für Fans von Comics und Graphic Novels beworben wird. Laut Schönfelder ist die Auflösung jedoch nicht so brillant wie auf einem Tablet.

Für die meisten Leser und Leserinnen ist die Displaygröße der Lesegeräte wichtig, die meist bei 17 oder 18 Zentimetern in der Diagonale liegt. Es gibt jedoch auch größere Reader, darunter einen mit 26 Zentimetern. Die Akkulaufzeiten, Speicherkapazitäten und Ausstattungen unterscheiden sich durchaus, doch ein paar Spritzer Meer- oder Badewasser sollen laut Herstellerangaben alle Geräte vertragen, und WLAN ist ebenso Standard wie Hintergrundbeleuchtung. Das heißt: Man muss kein Lämpchen an den Reader klemmen, wenn man im Dunkeln lesen möchte, ohne eine größere Beleuchtung anzuschalten. Und Leichtgewichte sind die Reader tatsächlich: Meist bringen sie um die 200 Gramm auf die Waage.

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Stiftung Warentest: Für ein gutes Gerät sollte man mit mehr als 100 Euro rechnen

So richtig falsch macht man wohl mit keinem der gängigen Produkte etwas. Die Preise sind laut Schönfelder von der Stiftung Warentest „relativ konstant“; für ein gutes Gerät sollte man jedoch mit mehr als 100 Euro rechnen. Allerdings sind Kindle und Tolino nach wie vor nicht uneingeschränkt kompatibel. Mit dem Kindle kann man vor allem Bücher aus dem Amazon-Shop herunterladen, weil diese ein spezielles Dateiformat haben (AZW). Seit Kurzem lassen sich auch Bücher im gängigen Epub-Format auf das Gerät herunterladen. Der Tolino ist auf Epub spezialisiert; Texte im Amazon-Format lassen sich auf diesem Reader nicht einfach downloaden.

Nur mit einem Tolino-Rechner hat man jedoch Zugang zum digitalen Ausleihsystem der deutschen Büchereien und Bibliotheken, der Onleihe. Immer mehr Nutzer und Nutzerinnen von öffentlichen Büchereien leihen sich Bücher, CDs, Filme und Spiele digital aus. Bei den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) zum Beispiel machte das im vergangenen Jahr 16,49 Prozent der Medien aus. 2018 lagen die Ausleihen im „digitalen Segment“ bei 10,38 Prozent.

E-Books günstiger als gedruckte Bücher

Wer statt gedruckter Bücher lieber E-Books liest, zahlt beim Kauf weniger. So kostet Dörte Hansens aktueller Bestseller „Zur See“ als Hardcover 24 Euro, als E-Book 21,99 Euro. Allerdings besteht zwischen diesen beiden sogenannten Ausgabeformaten ein grundsätzlicher Unterschied, erklärt Stiftung-Warentest-Mitarbeiter Schönfelder: „Kaufe ich ein Buch, erwerbe ich Eigentum. Bei einem E-Book hingegen erwerbe ich ein Nutzungsrecht.“ Das bedeutet zum Beispiel: Ein Hardcoverbuch kann man an so viel Freunde und Freundinnen verleihen, wie man möchte. Eine digitale Datei – und nichts anderes sind E-Books schließlich – darf man nicht unbegrenzt kopieren und weitergeben. Manche elektronischen Bücher haben, um dem vorzubeugen, einen harten Kopierschutz. Andere zumindest einen weichen Kopierschutz, mit dem sich nachverfolgen lässt, wer ein bestimmtes E-Book als Erster oder Erste auf seinen Reader geladen hat.

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Während der ersten Lockdowns haben E-Reader und E-Books einen enormen Aufschwung erlebt; im ersten Halbjahr 2020 betrug der Umsatz mit E-Books nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels 17,8 Prozent. Aktuell liegt der Umsatzanteil der E-Books am Buchmarkt auf dem Vor-Corona-Niveau von 8,1 Prozent.

Ein E-Reader kann auf jeden Fall für alle sinnvoll sein, die „die Schriftgröße in Büchern zu klein finden“, sagt Augenärztin Andrea Lietz-Partzsch. Ihrer Ansicht nach ist das Lesen auf einem beleuchteten Reader nicht schädlicher für die Augen als das Lesen eines Buches. Laut der Sprecherin des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands ist es für viele Menschen eine Erleichterung, dass sie beim Reader die Buchstabengröße nach ihren Bedürfnissen einstellen können.

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