„Disney Dreamlight Valley“ im Test: Aufräumen mit Micky und Merlin
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In „Disney Dreamlight Valley“ erschaffen Spieler und Spielerinnen sich einen Menschen, den es auf geheimnisvollen Wegen in das Disney-Traumland verschlägt.
© Quelle: Gameloft
Das Aufeinandertreffen mit Remy ist typisch. Die Ratte wartet da, wo sie auch im Film „Ratatouille“ am liebsten wirkte: in der Küche. Remy hat offenbar vergessen, was er eigentlich tun wollte. Er braucht Hilfe. Jetzt sollen wir ihn dabei unterstützen, ein Mehr-Gänge-Menü zuzubereiten. Ein paar Gerichte später haben wir ihn von unseren Qualitäten überzeugt: Er verlässt seine Küche durch ein Portal und kommt mit in unser Tal. Hier können wir ihm ein Haus hinstellen und uns mit ihm anfreunden.
Das Haus zu errichten, kostet Geld. Wie wir das verdienen? Vor allem, indem wir das überwucherte und mit Steinen übersäte Dreamlight Valley wieder schön machen. Wir müssen Dornen und Geröll aus dem Weg schaffen, dann purzeln Münzen, Pflanzensamen und Edelsteine heraus.
Räum endlich dein Zimmer auf!
„Disney Dreamlight Valley“ ist über weite Strecken ein Spiel über das Aufräumen. Der Avatar läuft herum und sammelt Dinge ein, oder beseitigt sie. Es erinnert an diverse Sammel- und Ackerbauspiele, vor allem aber an ein offensichtliches Vorbild: „Animal Crossing“. In dem Nintendo-Hit „Animal Crossing – New Horizons“ von 2020 konnten Spielerinnen und Spieler auf eine neue Insel ziehen, sich mit sprechenden Tieren anfreunden, ein Haus beziehen, und sich mit einer niemals endenden Zahl erbaulicher Fleiß- und Dekoaufgaben beschäftigen.
Grundsätzlich verfolgt „Disney Dreamlight Valley“ die gleiche Idee. Im Detail ist aber alles anders. Hier erschaffen Spieler und Spielerinnen sich einen deutlich detaillierteren Menschen, den es auf geheimnisvollen Wegen in das Disney-Traumland verschlägt. Das Dreamlight Valley ist eine Sammelwelt mit dem Charme eines Disney-Vergnügungsparks. Der Anfang ist allerdings düster: Die Welt ist überwuchert und zwielichtig, sie wurde von einem geheimnisvollen Vergessen heimgesucht. Als Ansprechpartner und erste Tutorialfigur steht Merlin herum. Fans kennen ihn vielleicht aus dem 1963er-Schinken „Die Hexe und der Zauberer“, Kinder im Grundschulalter zucken eher mit den Achseln.
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„Steh nicht rum, kauf etwas!“: Wie Kinder in Spiele-Apps manipuliert werden
Die Aufforderungen sind vehement: Nur noch wenige Sekunden, dann verfällt das Angebot für dieses Extra! Spiel weiter, oder ich bin sehr traurig! Viele Eltern bekommen gar nicht mit, wie sehr etliche Spiele-Apps schon die jüngsten Nutzer manipulieren – oder es zumindest versuchen.
In „Disney Dreamlight Valley“ gibt es immer was zu tun
Was Kindern eher gefällt, sind die zahlreichen Beschäftigungsmöglichkeiten in dem ausufernden Free-to-Play-Spiel. In etwas zu langen und etwas lieblos ins Deutsche übersetzten Tutorialtexten erklärt Merlin all die Spielmechanismen, ohne die hier gar nichts geht. Recht schnell wird ein Werkzeugkasten mit Schaufel, Hacke, Angel und Gießkanne bestückt. Damit sind viele der Aufgaben schon klar: Pflanzen werden gesät und geerntet, Böden umgegraben, Unkraut aus dem Weg geschafft. Die Werkzeuge werden zuerst benötigt, um das eigene Haus mit Garten freizulegen und zu verschönern, bleiben aber auch in den zahlreichen Missionen des Spiels wichtig. Später treten komplexere Aufgaben wie Kochen, Craften und Dekorieren in den Vordergrund.
Wer gerade in keinem Tutorial hängt oder einer bestimmten Mission hinterher arbeitet, der kann im Dreamlight Valley weitgehend machen, was sie oder er will. Viele Ziele und Missionen laufen einfach gleichzeitig, so dass auch vermeintlich planlose Gartenarbeit häufig in einer überraschenden Belohnung mündet. Für ein Free-to-Play-Spiel wirkt „Dreamlight Valley“ ziemlich spendabel.
Mit Fleiß fängt man Freunde
Anstrengend wird die Arbeit allerdings schon. Beim Anspiel wird den Kindern in der Testrunde nach etwa einer Stunde langweilig, auch weil sich vieles wiederholt. Aber auch die Avatare werden müde. Sie haben eine Energieanzeige, die sich bei der Arbeit schnell leert. Normalerweise würden Free-to-Play-Spiele hier die Kostenschraube ansetzen und das Nachfüllen von Energie an echtes Geld koppeln. Löblicherweise macht „Disney Dreamlight Valley“ das nicht – Energie wird ganz einfach mit Früchten oder selbstgekochten Gerichten aufgefüllt, oder gratis bei jedem Betreten des eigenen Hauses.
Wer im Spiel aufräumt und das Tal verschönert, der öffnet nach und nach Portale in verschiedene Disney-Themenwelten. Den Anfang muss nicht Remy machen – Vaiana oder Wall-E werden ebenfalls früh angeboten, wie auch einige weitere Welten in der Vorabversion.
So funktioniert denn auch der Rhythmus des Spiels: Die bekannten Helden werden besucht, Spielerinnen und Spieler helfen ihnen, und am Ende ziehen alle glücklich ins Dreamlight Valley. Jede neue Themenwelt bringt dazu neben neuen Einwohnern auch neue Möbel, Gegenstände, Kleidungsstücke mit. Zwar wohnt bereits zu Anfang eine Rumpfcrew aus Merlin, Dagobert, Goofy und Micky Maus im Tal, aber schon nach Stunden wird es voller. Auch im Valley werden neue Bereiche freigeschaltet. So könnte dieses Onlinespiel für Jahre weiterwachsen.
Für Kinder im Lesealter
Die neu eingezogenen Helden freuen sich immer noch über Gesellschaft. Belohnungen gibt es auch für regelmäßiges Plaudern, für kleine Geschenke und Gefallen. So fühlt es sich wirklich ein bisschen so an, als könnten sich Fans hier mit Disney-Helden anfreunden, die sie täglich im Dorf treffen.
„Disney Dreamlight Valley“ erscheint für praktisch alle Plattformen von Switch bis PC, ist aber in der aktuellen Vorabversion nicht kostenlos. Nur Abonnenten des Xbox Gamepasses dürfen ohne Aufpreis ran. Alle anderen können jetzt Geld bezahlen, oder bis nächstes Jahr warten.
Zumindest in der aktuellen Version fühlt sich das Spiel finanziell fair an – wer einmal drin ist, der kann ohne Ende spielen, wird nicht von Kostenfallen oder aufdringlichen Angeboten genervt. Damit ist „Disney Dreamlight Valley“ kein Meisterwerk, steht sichtbar noch ganz am Anfang einer langen, geplanten Reise, aber es ist durchaus empfehlenswert. Vor allem für Kinder, die fließend lesen können, Disney lieben – und die ihr Zimmer schon aufgeräumt haben