Todesschüsse auf A9: Lehrerin tot im Auto gefunden – was bisher zum Fall bekannt ist
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Die A9 bei Brück: Polizisten sichern den Tatort ab.
© Quelle: Cevin Dettlaff
Brück. Der gewaltsame Tod einer 40 Jahre alten Frau, die am Mittwoch, 10. Mai, auf der A9 tot in einem Auto aufgefunden worden war, schockiert die Menschen in Potsdam-Mittelmark und ganz Brandenburg und wirft weiterhin viele Fragen auf.
Auch fast drei Wochen nach der Tat, am 31. Mai, gibt es laut Staatsanwaltschaft keine neuen Erkenntnisse, die öffentlich gemacht werden könnten. Die Ergebnisse einer großangelegten Kontrolle auf der A9 am vergangenen Mittwoch (24. Mai), in deren Verlauf am Abend alle Fahrzeuge in Fahrtrichtung Leipzig in Augenschein genommen wurden, werden noch ausgewertet. Laut Staatsanwaltschaft Potsdam wird weiter gegen unbekannt ermittelt. Die Polizei hatte sich genau zwei Wochen nach der Tat offenbar Hinweise von regelmäßig die Fundstelle passierenden Pendlern erhofft.
Mord an der A9 – Polizei setzt Belohnung aus
Zum Eingang von Hinweisen zum Auto des Opfers machte die Staatsanwaltschaft ebenfalls keine Angaben. Sie hatte ebenfalls am Mittwoch Fotos des Hyundai veröffentlicht und eine Belohnung von 5000 Euro für sachdienliche Hinweise ausgesetzt.
In der Schule, an der das Opfer Mathematiklehrerin war, hatte am Montag (15. Mai) wieder der Unterricht begonnen. Zwei Tage später, am Mittwoch den 17. Mai, fand eine Trauerfeier für die Getötete in der Kirche in Brück statt. Hier die wichtigsten Erkenntnisse in einem Fall, in dem die Ermittler sich weiter extrem bedeckt halten.
Wer ist die Tote, die in einem Auto auf der A9 zwischen Beelitz und Brück lag?
Die 40-Jährige stammt aus Niemegk (Potsdam-Mittelmark) und hat als Lehrerin an der Oberschule in Brück gearbeitet – das ist ein Ort in der Nähe ihrer Heimatstadt.
An der Oberschule in Brück unterrichtete die Frau Mathematik. Sie galt als engagierte Lehrerin, wie Bürgermeister Matthias Schimanowski (pro Brück) sagte. „Ich bin total schockiert, das wird die ganze Region aufwühlen“, äußerte der Bürgermeister. Das Opfer hinterlässt ein dem Vernehmen nach drei Jahre altes Kind.
Groß ist die Betroffenheit an der Oberschule. „Wir sind erschüttert und werden alles Mögliche tun, um die Lehrer und die Schüler aufzufangen“, sagte Barbara Neupauer, die Leiterin der Schule.
Landrat Marko Köhler (SPD) sagte in einer ersten Reaktion nach Bekanntwerden der Identität der Toten: „Mich erschüttert das. Ich hoffe, dass die Polizei zu schnellen Ermittlungsergebnissen kommen kann.“ Weiter sagte der Landrat: „Meine Gedanken sind bei der Familie, bei den Schülerinnen und Schülern und den Kolleginnen und Kollegen an der Schule.“
Tote an der A9: Warum geht die Polizei von einem Tötungsdelikt aus?
Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat mittlerweile geäußert, dass das Opfer „mehrere Verletzungen“ gehabt habe. Mehr Details zur möglichen Todesursache nannten die Strafverfolger nicht. Als gesichert gilt bisher nach MAZ-Informationen, dass die Getötete Schussverletzungen aufwies.
Die Tote wurde am Mittwochabend, den 10. Mai 2023, von der Polizei in einem Auto auf dem Standstreifen der A9 (Fahrtrichtung Leipzig) zwischen den Anschlussstellen Beelitz und Brück (Potsdam-Mittelmark) entdeckt. Es sollen auch Patronenhülsen gefunden worden sein. Das wiederum will die Staatsanwaltschaft derzeit nicht kommentieren. Da sich nach MAZ-Informationen keine Waffe im Wagen befand, gilt ein Suizid als ausgeschlossen.
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Sind andere Menschen aus Brandenburg in Gefahr?
Die Staatsanwaltschaft in Potsdam hat am Freitag auf MAZ-Nachfrage geäußert, dass sie nach derzeitigem Kenntnisstand keine Gefahr „für Dritte“ sieht. Diese Äußerung kann man nur interpretieren, denn die Ermittler wollten nichts weiter dazu sagen. Ein Zufallsopfer scheint die Frau also nicht geworden zu sein. Zumindest ist nicht von einem durchreisenden Mörder auszugehen, der wahllos Opfer sucht.
Eine andere Interpretationsmöglichkeit ist: Dem Kind der Frau droht offenbar keine Gefahr. Einen dringend Tatverdächtigen haben die Ermittler aber wohl noch nicht identifiziert, denn sie die Ermittlungen richten sich laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft, Sebastian Thiele, „gegen unbekannt“. Gäbe es einen klar Tatverdächtigen, würde diese Formulierung wohl nicht verwendet.
Wie geht die Brandenburger Polizei jetzt vor?
Die Polizei hat eine „besondere Aufbauorganisation“, also eine eigene Ermittlungsgruppe, gebildet.
Die Mordkommission hat am Donnerstag einen Zeugenaufruf gestartet. Darin werden alle Menschen, die am Mittwochabend, 10. Mai, zwischen 17.45 und 18.45 Uhr auf dem Autobahnabschnitt der A9 zwischen Beelitz und Brück (Fahrtrichtung Leipzig) unterwegs waren, gebeten, Verdächtiges zu melden. Auffällige Verkehrsmanöver und Personen am Fahrbahnrand seien von besonderem Interesse, heißt es.
Gibt es eine Belohnung für Hinweise?
Ja. Die Polizei hat am Mittwoch, 24. Mai 2023, einen neuen Zeugenaufruf gestartet. Für relevante Zeugenhinweise wurde eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt.
Was an dem Fall ist noch rätselhaft?
Vieles. Das Auto hatte Unfallspuren – unklar ist, wo und warum es einen Crash gab und zu welchem Zeitpunkt. Kam der bislang unbekannte Täter von außerhalb oder saß er im Auto? Wurde die Frau im Auto tödlich verletzt oder nur dorthin gebracht?
Zu vielen Details will sich die Potsdamer Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern.
Wie geht es Schülern und Lehrern an der Oberschule Brück?
Am Donnerstagmorgen nach der Tat waren alle Schüler und Lehrer zunächst nach Hause geschickt worden, nachdem sie vom Tod ihrer Lehrerin in Kenntnis gesetzt worden waren – Entsetzen und Trauer waren groß. Am Freitag war ein großes Team von Notfallseelsorgern vor Ort, Unterricht fand nicht statt. Das Schulgelände wurde von der Polizei abgeriegelt. „Wir ergreifen alle Maßnahmen, um die Kinder zu beschützen“, sagte Bürgermeister Schimanowski. „Wir wollen alles tun, damit sie ihre Sorgen, Ängste und Trauer einordnen können.“ Ein Trauerraum wurde eingerichtet, außerdem fand eine Andacht am Freitag statt. „Für den Montag ist vorgesehen, den Unterricht wieder aufzunehmen“, teilte Bildungsministeriumssprecher Alexander Engels mit.
Die Anteilnahme ist auch auf digitalen Kanälen groß. Auf der Facebookeseite der MAZ im Fläming gibt es viele Reaktionen. „Es ist so unfassbar, unsagbar traurig! Warum?“, schreibt zum Beispiel Ivonne Mikowski aus Dietersdorf. „Ich kann nur hoffen, dass diese grauenvolle Tat vollständig aufgeklärt wird und der/die Täter eine gerechte harte Strafe bekommen werden!“