Drohende Hungersnot, Versorgungssicherheit, Naturschutz: Torsten Krawczyk, Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes, über Kompromisse, die Gewinner der widrigen Umstände und die Rolle seiner Branche in krisengeschüttelten Zeiten.
Dresden. Die idyllische Natur genießen mit knurrendem Magen? „Das ist keine erstrebenswerte Vorstellung.“ Davon ist Torsten Krawczyk überzeugt. „Am Ende muss immer ein Kompromiss gefunden werden“, sagt der Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes. „Nämlich: Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln garantieren bei möglichst geringer Umweltbelastung.“ Das sei seit jeher das Credo der Bauern in der mitteldeutschen Region, „in ganz Deutschland“, fügt der 47-Jährige hinzu. Infolge des Russland-Krieges gegen die Ukraine „ist plötzlich die Angst vor Hunger in den Fokus gerückt“. Gewinnt also die Landwirtschaft an Bedeutung?
Bislang sei seine Branche in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals einseitig als Natursünder, „als Prügelknabe der Nation hingestellt“ worden. „Zu viel Dünger im Einsatz, Massentierhaltung, Raubbau an der Natur, Schädigung der Umwelt – das sind oftmals Stichworte, die uns um die Ohren geworfen werden“, ärgert sich Krawczyk. Klar, Landwirtschaft zu betreiben impliziere, in die Naturkreisläufe einzugreifen, sie zu nutzen. In der allzu heilen Wohlstandsdiskussion geistere immer wieder das Horrorszenario von einer überversorgten Welt durch die Gegend, von unnützem Umweltfrevel. „Jetzt, im Zuge des Russland-Krieges hat sich schlagartig die Sichtweise verändert“, berichtet der gebürtige Leisniger, der in Westewitz wohnt und im dortigen Landgut als Geschäftsführer arbeitet.