Auf gute Nachbarschaft!

Ruhig bleiben: So lassen sich Konflikte zwischen Nachbarn außergerichtlich lösen

Wenn Menschen dicht beieinander wohnen, bleiben Reibereien nicht aus.

Wenn Menschen dicht beieinander wohnen, bleiben Reibereien nicht aus.

Dietmar Zacher ist ein friedliebender Mensch. Seit zwölf Jahren engagiert sich der Berliner in seinem Wohnbezirk Spandau als Schiedsmann und vermittelt ehrenamtlich zwischen sich streitenden Menschen. „Wir als Schiedsleute versuchen, die Gerichte zu entlasten, indem wir die Gerichtsverfahren unterbinden oder es im Vorfeld gar nicht dazu kommt, dass die Leute ein Gerichtsverfahren oder einen Rechtsanwalt beauftragen müssen.“

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Meist sind es Konflikte zwischen Nachbarn, für die Dietmar Zacher im Gespräch eine Lösung sucht: Bäume, die über den Zaun aufs Nachbargrundstück wachsen, Schuppen, die zu nah an der Grundstücksgrenze stehen, Ärger über zu viele Grillpartys. „Die Leute sind häufig sehr emotional, sie können einfach nicht mehr miteinander reden.“

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Häufige Streitpunkte zwischen Nachbarn

Einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Gothaer Konzerns zufolge führen in Deutschland vor allem Lärmbelästigung, falsch geparkte Autos und Belästigung durch Zigarettenrauch zu Streit innerhalb der Nachbarschaft.

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Diese Ruhezeiten gelten in Deutschland

Was als Lärmbelästigung definiert wird und welche Ruhezeiten einzuhalten sind, ist deutschlandweit in unterschiedlichen Lärmschutzgesetzen geregelt. Einheitlich für alle Bundesländer gilt etwa die ganztägige Sonn- und Feiertagsruhe von 0 bis 24 Uhr. Gesetzlich vorgeschrieben ist zudem eine Nachtruhe von 22 bis 6 oder 7 Uhr. Und an Werktagen sind Außenarbeiten mit Gartengeräten und Maschinen wie Betonmischern, Hochdruckreinigern, Rasenmähern oder -trimmern in Wohngebieten zwischen 20 und 7 Uhr verboten.

Falsch geparkte Autos

Auch beim Parken ist die Sache klar: Grundsätzlich verboten ist es, das Auto vor Ein- und Ausfahrten oder bei einer sehr schmalen Fahrbahn gegenüber abzustellen. Genauso gilt an abgesenkten Bordsteinen Parkverbot. Und auch Privatparkplätze sind tabu. In allen Fällen kann es passieren, dass das Fahrzeug abgeschleppt wird.

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Streit wegen Zigarettenrauch

Der Ärger um Zigarettenqualm in der Nachbarschaft hat schon mehrere Gerichte beschäftigt. 2015 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass ein Mieter auf dem eigenen Balkon nicht beliebig oft rauchen darf, wenn er damit seinen Nach­barn stört (Az. V ZR 110/14). Zur Begründung verglich das Gericht Tabak­rauch mit Lärm- und Geruchsbelästigung.

Ein Urteil des Land­gerichts Hamburg bestätigte eine Mietminderung von 5 Prozent, weil es Mietern nicht möglich sei, die Wohnung zu lüften, wenn ein unter ihnen lebender Nachbar auf seinem Balkon zehn bis zwölf Zigaretten pro Tag rauche und der Qualm vom Balkon aus nach oben ziehe (Az. 311 S 91/10).

Ein Drittel aller Befragten sucht bei Streit das Gespräch

Gut 30 Prozent der Befragten haben sich laut Studie bei ihren Mitmenschen bereits über störendes Verhalten beschwert. Eine gute Entscheidung, findet Holger Rohde von der Stiftung Warentest, die einen Ratgeber zum Thema veröffentlicht hat. „Ich würde immer versuchen, die Sache zu klären und das im Gespräch zu thematisieren.“ Oft gehe es um Unachtsamkeit und Nachlässigkeit und nicht darum, andere zu ärgern. Hilfreich könne es sein, sich im Vorfeld mit Leuten aus dem Familien- oder Bekanntenkreis über das Streitthema auszutauschen. „Dann ergeben sich manchmal neue Perspektiven.“

Rechtsberatung nutzen

Manchmal führen Gespräche auch nicht weiter. Dann ist es gut, die eigenen Rechte zu kennen. Eine Anlaufstelle hierfür können Verbraucherzentralen sein, auch Rechtsschutzversicherungen bieten oft eine telefonische Beratung zu Rechtsstreitigkeiten oder die Vermittlung einer Mediation an. Über den Bundesverband Mediation ist täglich von 8 bis 20 Uhr eine kostenlose Konflikthotline zu erreichen.

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Mediation

Deutlich günstiger und weniger zeitaufwendig als ein Gerichtsverfahren ist die Mediation. Hier erarbeiten die zerstrittenen Parteien im Gespräch mit einem unparteiischen Dritten zusammen einen Kompromiss, der für alle Beteiligten tragbar ist. Der Mediator fördert die Kommunikation der Parteien auf ihrem Weg zu einer einvernehmlichen Beilegung des Konflikts.

In der Regel finden fünf Treffen statt, der Stundensatz variiert zwischen 80 und 120 Euro. In manchen Fällen übernimmt die Rechtsschutzversicherung die Kosten für eine Mediation.

Schlichtung

Noch günstiger und schneller ist das Schlichtungsverfahren über das Schiedsamt, die Kosten dafür betragen meist bis zu 40 Euro.

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Über die Website des Bundes Deutscher Schiedsfrauen und Schiedsmänner lässt sich herausfinden, welche Schiedsperson für den eigenen Wohnbereich zuständig ist. Keine Schiedsämter gibt es in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Bremen.

Das Schlichtungsverfahren besteht aus einem Treffen, bei dem beide Seiten erscheinen müssen und bei dem am Ende eine Lösung stehen sollte. Darum kann so ein Gespräch auch schon mal mehrere Stunden dauern. Da ist Feingefühl gefragt bei den ehrenamtlich arbeitenden Schiedsleuten. Ich versuche, die Emotionen ausleben zu lassen, da kann einer auch mal lauter werden“, so Zacher. „Aber ich versuche trotzdem, ein vernünftiges Gespräch unter Erwachsenen zu führen.“

Was im Gespräch als Lösung vereinbart wird, ist für beide Seiten rechtlich bindend. 60 Prozent der Schlichtungsverfahren in Deutschland sind erfolgreich. Für Nachbarn bedeutet das, auch in Zukunft friedlich nebeneinander leben zu können.

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