Volker Croys Gartentipps: Wie schadstoffbelastet ist essbares Stadtgrün?
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Ist Obst vom Straßenrand schadstoffbelastet?
© Quelle: Mario Jahn
Dresden. Viele essen kein Obst, Salat oder Kräuter, die nahe an Straßen wachsen, weil sie Angst vor Giften aus Boden und Verkehr haben. Früher war die Sorge berechtigter als jetzt, da das Benzin nicht mehr verbleit ist und die Reifen kein Cadmium mehr enthalten. Also ist der Eintrag aus schädlichen Substanzen nahezu verschwunden – abgesehen vom Ruß von Verbrennungsmotoren – aber der wird auch weniger.
Dann bleibt der Eintrag aus dem Boden. Doch dieser wird weit überschätzt, denn die Pflanze nimmt nicht freiwillig Schwermetalle auf, sondern nur als Beifang bei anderen Nährstoffen und versucht, diese nicht in den Spross gelangen zu lassen.
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Kleiner essbarer Garten mitten in der Stadt.
© Quelle: Paul Stadelhofer/Stadtgärten e.V.
Wie kommen dann die Schwermetalle zu den Pflanzen? Sie werden als Staub oder mit dem Spritzwasser auf die Blätter und Früchte übertragen. Das heißt aber auch, dass sie nur oberflächlich vorhanden und damit abwaschbar sind. Neu gewachsene Blätter sind auch weniger belastet als mehrjährige, da letztere länger Stäube sammeln.
Der gemeinnützige Verein Stadtgärten e.V. hat dies für verschiedene Pflanzen exemplarisch untersuchen lassen. Die Ergebnisse zeigen nicht nur, wie gering die Belastung ist (außer an alten Bahnstandorten wie der Gehestraße), sondern auch, dass 5 bis 10 Sekunden Abwaschen wirklich hilft. Sie brauchen also keine Angst vor Schwermetall-Belastungen aus Obst und Gemüse. Die Finger lassen sollte man aber von niedrig wachsenden Kräutern am Straßenrand oder öffentlichen Grünanlagen. Denn dort ist die Belastung durch Exkremente von Hunden zu beachten.
Mehr Infos: Schadstoffe in essbarem Stadtgrün?
Schneckenfallen aufstellen und prüfen
Schnecken beginnen bald, sich Winterverstecke zu suchen. Jetzt können Sie noch mal große flache Steine, z.B. Wegplatten, oder auch Bretter zwischen die Beete und an schneckenempfindliche Pflanzen legen. Sind Schnecken im Umkreis, werden sie drunterkriechen.
Wenn Sie regelmäßig die Unterseite der ausgelegten Platten bzw. Bretter kontrollieren und die Schnecken töten, können Sie die Zahl im Garten überwinternder Tiere reduzieren und damit auch die Zahl der Schnecken im nächsten Jahr. Ebenso können Sie noch die Eier der Schnecken vernichten. Achten Sie aber darauf, dass Sie nicht die durchsichtigen Eier des schneckenfressenden Tigerschnegels und die wenigen Eier der Weinbergschnecke (meist nur 20 Stück in einem tieferen Loch) erwischen.
Weiter Samen sammeln
Die amerikanische Agastache anisata, oft fälschlicherweise als Anis-Ysop bezeichnet, ist eine wohlriechende und nach süßlichem Anis schmeckende Pflanze. Sie ist frosthart, eine Teepflanze, aber auch schön anzusehen und wird von Hummeln gern angeflogen. Jetzt sind die Samenstände reif und die Samen fallen aus. Oft sind es weit mehr, als man im eigenen Garten benötigt. Verpacken Sie die Samen, die Sie nicht brauchen, in kleine Tüten und verschenken diese. Die Samen können direkt ausgesät werden und kommen dann im nächsten Jahr.
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Agastache anisata wird oft fälschlicherweise als Anis-Ysop bezeichnet. Die Blätter und Blüten haben ein Anisaroma mit leichter Minznote und eignen sich für Tee.
© Quelle: Volker Croy
Saatgut von Wildpflanzen und Kräutern ist nicht wie bei gezüchteten Gemüse-Pflanzen gleichzeitig keimend, sondern es kommen die folgenden Jahre immer mal wieder ein paar Pflanzen. Selten kann es sogar passieren, dass im ersten Jahr nichts aufgeht. Planen Sie es mit ein, säen lieber etwas mehr und haben Sie Geduld.
Spitzwegerich ernten
Spitzwegerich ist eine wichtige Heilpflanze. Die frischen, gesunden Blätter kann man jetzt noch ernten. Aber das sollte bald geschehen, denn wie bei anderen Heilpflanzen nehmen die Wirkstoffgehalte zum Winter hin ab. Da Spitzwegerich heimisch ist, passiert das aber nicht so stark wie in mediterranen Pflanzen.
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Fotografischer Streifzug über die Wiese. Hier: Spitzwegerich. wichtiges Hustenmittel und hat außerdem gute Fähigkeiten bei der Wundheilung. Der Spitzwegerich gilt als sogenannte Zeigerpflanze, da er dort wo er wächst, auf einen nährstoffreichen Boden hinweist.
© Quelle: Catrin Steinbach
Spitzewegerich hilft nicht nur gegen das Jucken bei Mückenstichen. Er ist vor allem eine Heilpflanze für die Atemwege. Er hilft bei Husten wenigstens so wie Salbei. In alter Kräuter-Literatur findet sich kein „Hustensaft“, sondern immer nur Spitzwegerichsaft bei Atemwegsbeschwerden.
Feuerwanzen in Kräuterblüten ignorieren
Feuerwanzen leben von Pflanzensaft, aber sie verschmähen auch keinen Nektar. Jetzt im Herbst fressen Sie sich Wintervorrat an und nutzen dafür gern den Nektar von verschiedenen Pflanzen. Das spät blühende Bohnenkraut oder auch andere Kräuter in der Nachblüte haben deshalb einen roten Farbschmuck. Insgesamt belastet das die Pflanzen aber wenig. Die Feuerwanzen in den Blüten können also ignoriert werden.
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Beinwell zur Hangbefestigung einsetzen
Beinwell (Symphytum officinale) ist ein stark wüchsiges Kraut. Es kann andere Pflanzen gut unterdrücken, wenn es einmal etabliert ist. Beinwell eignet sich deshalb für schwierig erreichbare Stellen, als Hangbefestigung und einfach für sichere Unterdrückung unerwünschter Pflanzen. Nur im ersten Jahr müssen noch hohe Unkräuter (unerwünschte Kräuter) wie Gänsefuß und Amaranth entfernt werden, bis der Boden vollständig beschattet wird.
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Beinwell
© Quelle: Pixabay
Beerenobst ernten
Die Kirschessigfliege hatte ein schweres Jahr, es war ihr einfach zu warm und zu trocken. Aber es gibt noch Exemplare, welche gerade spätes Beerenobst zur Brut nutzen. Ernten Sie fleißig, da diese befallen Früchte, vor allem Himbeeren und Heidelbeeren sonst zur Quelle eines stärkeren Befalls im kommenden Jahr werden.
Späte Heidelbeersorte anpflanzen
Wer gerne Heidelbeeren isst und über einen langen Zeitraum ernten möchte, dem sei die Sorte ‚Pink Lemonade’ empfohlen. Sie ist nicht nur im unreifen Zustand rosa, sondern reift auch sehr spät und das peu a peu, so dass immer wieder geerntet werden kann bis weit in den September hinein.
Von Volker Croy
DNN