Gegen die Hitze und für das Klima: urbanes Wohnen im Grünen

Begrünte Dächer bieten Tieren und Pflanzen auch in der Stadt einen Lebensraum.

Begrünte Dächer bieten Tieren und Pflanzen auch in der Stadt einen Lebensraum.

Grünflächen sind insbesondere in dicht besiedelten Wohnlagen rar. Doch es gibt ein großes Potenzial, das erschlossen werden kann: Fassaden und Dächer. Das ist zwar mit einem baulichen und finanziellen Aufwand verbunden, lohnt sich aber in mehrfacher Hinsicht.

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Grüne Dächer als natürliche Klimaanlage

Welche positiven Effekte werden erzielt?

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Bepflanzte Dächer und Fassaden sind eine Art natürliche Klimaanlage: Im Winter halten sie wie eine Dämmung die Wärme im Haus, im Sommer bilden sie einen Hitzeschutz. „Mit Asphaltpappe gedeckte Dächer erhitzen sich im Sommer auf 80 bis 100 Grad, Gründächer hingegen nur auf 25 bis 40 Grad“, erläutert der Architekt Tassilo Soltkahn. Durch Verdunstungskühle wirken sich die Grünflächen auch positiv auf die unmittelbare Umgebung aus.

Gründächer besitzen zudem eine vergleichsweise lange Lebensdauer, weil Materialien vor Schäden und Witterungseinflüssen wie Sturm, Hagel und UV-Strahlung geschützt werden, erklärt Gunter Mann, Präsident des Bundesverbands GebäudeGrün (BuGG): „Begrünte Dächer halten etwa 40 Jahre lang. Normale Dächer müssen hingegen in der Regel bereits nach 25 Jahren saniert werden.“

Die Pflanzen bieten Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Sie ziehen insbesondere Insekten an, Vögel können beispielsweise im Efeu nisten. Selbst Regenwürmer oder Schnecken finden auf Gründächern ein Zuhause. Die Gewächse binden zudem CO₂ und filtern Schadstoffe aus der Luft. Der Boden speichert wie ein Schwamm Regenwasser, das nicht in die Kanalisation abfließt. Dadurch wird Abwassergebühr gespart. Außerdem mindern begrünte Fassaden und Dächer Außengeräusche.

Bau und Bepflanzung von Dach zu Dach unterschiedlich

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

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Eine Fassadenbegrünung ist an jedem Haus möglich. Baugenehmigungen seien nicht erforderlich, sagt Felix Mollenhauer, Experte des BuGG: „Im Grunde kann jeder an seine Wand machen, was er will.“ Allerdings müssen Statik, Wärmeschutz und Brandschutz sowie die Verkehrssicherungspflicht beachtet werden.

Flachdächer lassen sich besonders einfach begrünen. „Bis zu einem Neigungswinkel von 15 Grad ist das auch bei Schrägdächern kein Problem“, sagt Mann. Selbst bis zu 40 Grad geneigte Dächer eignen sich, wenn ausreichende Rutschsicherungen angebracht werden. Erde, Pflanzen, Bauteile und gespeichertes Wasser bilden zusammen ein hohes Gewicht. „Bevor ein Dach begrünt wird, muss deshalb unbedingt geprüft werden, ob die Statik das hergibt“, betont Mann.

Wie werden Dächer und Fassaden begrünt?

Zu den bodengebundenen Fassadenbegrünungen zählen Efeuberankungen sowie gestapelte Töpfe und Stahlrohrgerüste, die im Boden verankert werden. Wandgebundene Systeme benötigen keinen Bodenanschluss, sondern werden als eine Art Vorsatzschale an der Außenwand montiert. Die Pflanzen werden an den Tragprofilen angebracht und halten sich an einem synthetischen Vlies oder einem Substrat wie Bims fest. Ein integriertes Bewässerungssystem sorgt dafür, dass die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden.

Schrägdächer sowie Pult-, Tonnen- und Satteldächer werden in der Regel extensiv bepflanzt, also etwa mit Moosen oder Trockengräsern. Die Aufbauhöhe beträgt bis zu 15 Zentimeter, das Gewicht pro Quadratmeter beläuft sich auf maximal 170 Kilogramm. Flachdächer können mit Rasen, Stauden, Sträuchern und sogar Bäumen intensiv begrünt werden. Der Aufbau erreicht Höhen von über 25 Zentimeter, pro Quadratmeter kommen 300 Kilogramm Gewicht oder mehr zusammen.

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Obst und Gemüse auf dem Dach pflanzen

Wie hoch sind die Kosten?

Laut Mann sind Dachbegrünungen auf Flachdächern ab 25 Euro pro Quadratmeter zu bekommen. Je nach Dachkonstruktion, Neigung, Bewuchs und Fläche könne der Preis aber um ein Vielfaches steigen. Fassadenbegrünungen sind deutlich teurer: Sie kosten ab 400 Euro pro Quadratmeter. Hinzu kommen jeweils Aufwendungen für die Pflege. Werden Begrünungen in der Planungsphase des Gebäudes berücksichtigt, können die Kosten vergleichsweise gering gehalten werden. Vor allem in Großstädten gibt es finanzielle Förderungen. Dort sind Gründächer in vielen Bebauungsplänen verbindlich vorgeschrieben.

Können die Grünflächen genutzt werden?

Ja, wenn Bewuchs, Statik und andere bauliche Voraussetzungen das zulassen. Oft ähneln Gründächer ebenerdigen Gärten. Selbst für Sport und Spiel sowie für den Anbau von Obst und Gemüse sind sie grundsätzlich geeignet. In München gibt es zum Beispiel ein Gebäude mit 2.500 Quadratmetern Gründach, auf denen Obstbäume wachsen, Schafe weiden und Bienenstöcke stehen. Das Dach eines Gebäudes in der Nähe von Kassel konstruierte der österreichische Architekt Chris Precht terrassenförmig. Hier werden von Frühjahr bis Herbst Obst und Gemüse geerntet.

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