In fünf Schritten zum eigenen naturnahen Gartenteich
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Wer beim Anlegen eines Teichs einige wichtige Punkte berücksichtigt, schafft ein wertvolles Biotop und hat im Nachhinein kaum noch Mühe mit dem Gewässer.
© Quelle: Zacharie Scheurer/dpa-tmn
Berlin. Seerosen, Wasserplätschern und quakende Frösche – ohne Teich ist ein Garten nicht ganz vollständig. Neben dem erholsamen Anblick bietet eine kleine Wasserstelle auch eine Menge Vorteile für die Natur: Dort können seltene Wasserpflanzen wachsen, Amphibien leben und durstige Tiere trinken. Außerdem beeinflusst ein Teich das Mikroklima im Garten: Da bei Hitze Wasser verdunstet, wirkt er kühlend auf die Umgebung.
Dennoch schrecken viele Gärtnerinnen und Gärtner vor dem Projekt Teichbau zurück: Zu viel Arbeit, so die Befürchtung. Dabei ist die Sorge zumindest teilweise unbegründet. Ganz ohne Aufwand lässt sich ein Gartenteich zwar nicht anlegen – außer man beauftragt direkt eine Gartenbaufirma damit. Doch wer selbst Hand anlegt und dabei einige wichtige Punkte berücksichtigt, hat im Nachhinein kaum noch Mühe mit dem Gewässer. Wie Sie in fünf Schritten erfolgreich ein kleines Wasserparadies im Garten schaffen, erklärt Melanie Konrad, Gartenexpertin beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Was Sie vorher beachten müssen
„Je naturnäher ein Teich gebaut wird, desto weniger Pflege braucht er“, erklärt Konrad. Naturnah bedeutet, dass ein natürliches Gewässer nachgeahmt wird. Als Standort empfiehlt die Expertin eine halbschattige Stelle im Garten mit mindestens fünf bis sechs Sonnenstunden. Bäume sollten in etwas größerer Entfernung stehen, damit Nadeln und Laub nicht in den Teich fallen. Ein weiterer wichtiger Punkt: „Die Wasserfläche sollte mindestens zehn, besser 20 bis 30 Quadratmeter betragen und der Teich an der tiefsten Stelle mindestens einen Meter tief sein, damit er sich selbst regulieren kann“, sagt Konrad. Kleinere und flachere Wasserstellen heizen sich im Sommer mehr auf. Daher brauche man gegebenenfalls mehr Technik – etwa Filter oder eine Pumpe – damit der Teich nicht kippt, so Konrad. Mehr Technik bedeutet jedoch mehr Aufwand, Energieverbrauch und höhere Kosten. Apropos Kosten: Für einen naturnah angelegten Teich in einfacher Bauweise müsse man mit etwa 20 bis 30 Euro pro Quadratmeter rechnen, so die Expertin.
Auch die rechtlichen Voraussetzungen gilt es zu beachten: „Der Eigentümer oder die Eigentümerin hat die Verkehrssicherungspflicht und haftet im Ernstfall“, erklärt Konrad. Der Teich darf deshalb nicht öffentlich zugänglich sein, sondern muss sich auf einem eingefriedeten Privatgrundstück befinden.
Schritt 1: Grube ausheben
Sind die Grundvoraussetzungen geklärt, kann es losgehen: Das Ausheben einer Grube ist die Geburtsstunde des Gartenteichs. Der Teichboden soll vom Ufer her nicht steil abfallen, sondern in drei Stufen zur Mitte hin tiefer werden, erklärt Konrad. „So wird die natürliche Zonierung von Gewässern nachgeahmt“, sagt die Gartenexpertin. Die Gebiete passen zu den Lebensbedingungen der verschiedenen Pflanzen und Mikroorganismen im späteren Teich. Zudem finden Tiere, die den Teich als Trink- oder Badestelle aufsuchen eine Ausstiegshilfe und laufen keine Gefahr zu ertrinken. Der Teich bekommt drei unterschiedliche Tiefenniveaus:
- Die Sumpfzone sollte nicht tiefer als 20 Zentimeter und mindestens einen halben Meter breit sein.
- Die Flachwasserzone sollte etwa einen halben Meter tief sein
- Die Tiefenzone in der Mitte des Teichs muss eine Tiefe von mindestens einem Meter haben
Schritt 2: Teichfolie verlegen
Ist die Grube ausgehoben, wird die Teichfolie verlegt. „Für diesen Schritt braucht man mehr als eine Person, damit am Ende alles richtig sitzt“, sagt Konrad. Ist der Boden sehr steinig, sollte unter der Folie noch ein schützendes Vließ verlegt werden, so die Expertin. Um die Umwelt möglichst wenig zu belasten, rät Konrad zu einer Folie aus Ethylen-Propylen-Dien-Polymer (EPDM), auch Kunstkautschuk genannt. Diese enthält keine Weichmacher und ist UV-resistent. „Eine EPDM-Folie ist zwar etwas teurer, aber dafür auch sehr langlebig“, sagt die Gartenexpertin. Im Handel kann man die Folie auf die eigenen Maße zuschneiden lassen. Die Kosten liegen bei etwa 10 bis 15 Euro pro Quadratmeter.
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© Quelle: Nabu /Anne Quadflieg
Schritt 3: Kapillarsperre bauen
Hat man es bis hierhin geschafft, ist die größte Arbeit schon getan. Allerdings fehlt noch ein wichtiger Schritt: Der neue Teich braucht eine Kapillarsperre. Gemeint ist eine klare Trennung zwischen dem Teich und der umliegenden Umgebung, die verhindert, dass über sogenannte Kapillarkräfte Wasser aus dem Teich herausgezogen wird. Für die Sperre wird die Teichfolie an einer Randschiene festgeklemmt, die im Boden verlegt und an Holzpflöcken befestigt wird.
Schritt 4: Wasser und Substrat einfüllen
Der Teich kann jetzt mit Wasser befüllt werden. Auf den verschiedenen Zonen muss außerdem ein Substrat verteilt werden, in dem später die Wasserpflanzen wurzeln können. Konrad empfiehlt, dafür den Aushub aus dem tiefsten Bereich der Grube zu verwenden. Im Handel gibt es auch spezielle Teicherde. Wichtig ist vor allem, dass das Substrat möglichst nährstoffarm ist. „Auf keinen Fall sollte man Gartenboden aus den oberen Schichten benutzen, denn das kann zu einer Algenblüte führen“, sagt die Nabu-Expertin. Aus dem gleichen Grund sollte man auch darauf achten, keine Kalksteine im Teich oder in den Randbereichen zu platzieren.
Schritt 5: Teichzonen bepflanzen
Als letzter Schritt wird der Teich bepflanzt. In den unterschiedlichen Tiefenzonen des Gartenteichs fühlen sich verschiedene Wasserpflanzen wohl. „In Fachgärtnereien sind für jede Teichtiefe passende Pflanzen erhältlich“, sagt Konrad. Sumpf-Dotterblume, Blut-Weiderich und Pfennigkraut eignen sich für die Sumpfzone, während Pfeilkraut, Wasserfeder oder Schwanenblume im mittleren Flachwasser wachsen. In der Tiefenzone können Schwimmblattpflanzen wie Seerosen wachsen. Diese werden in Pflanzkörben in den Teich gestellt und Schritt für Schritt an die Tiefe gewöhnt, erklärt Konrad. „Wichtig sind auch Unterwasserpflanzen wie das Quirlige Tausendblatt, die Verstecke für Tiere bieten, das Wasser reinigen und mit Sauerstoff anreichern“, sagt die Gartenexpertin.
Die Tierwelt stelle sich am Teich mit der Zeit ganz von selbst ein. Mit einer Ausnahme: Auf Fische sollte man für einen naturnahen Teich eher verzichten. „Über den Kot gelangen sonst so viele Nährstoffe ins Wasser, dass sich der Teich nicht mehr selbst regulieren kann“, erklärt Konrad. Wer sich von der Vorstellung des Koi-Teichs verabschiedet, kann sich stattdessen über Amphibien und Libellen freuen. Eine Stechmückenplage durch einen naturnahen Gartenteich muss übrigens auch niemand befürchten. „Es gibt nichts Besseres gegen Stechmücken als einen Teich mit Molchen, Fröschen und Libellenlarven“, sagt Konrad.
Bis sich das ökologische Gleichgewicht eingestellt hat, dauere es zwei bis drei Jahre. In dieser Zeit sollte man das neue Biotop ab und zu kontrollieren, rät Konrad. „Am Anfang kann es sein, dass sich Algen bilden“, so die Expertin. „Die sollte man mit einer Harke oder einem Kescher herausfischen.“ Gleiches gelte auch für Laub und Pollen. Im Herbst helfe ein Netz gegen Laubfall. „So wird ein zu großer Nährstoffeintrag verhindert.“ Ansonsten reiche es aus, sich ab und zu einen Überblick zu verschaffen und eventuell wuchernde Pflanzen etwas zurückzuschneiden oder herauszunehmen. In sehr heißen Sommern könne man zudem etwas Wasser nachfüllen. „Auf das jährliche Säubern sollte man aber auf jeden Fall verzichten, um die Lebensgemeinschaften im Teich so wenig wie möglich zu stören“, sagt Konrad.
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